25.04.2013 19:23:59

WAZ: Der Fußball als Vorbild für Europa. Kommentar von Walter Bau

Essen (ots) - Angela Merkel, Feindbild Nummer eins im, ach, so vereinten Europa, wird ihren Ohren nicht trauen: Solche Lobeshymnen, wie sie in Europa gerade auf die Deutschen gesungen werden, hat die Bundeskanzlerin von dort noch nie vernommen. Merkel wird für ihre Stärke gehasst und verhöhnt, Borussia Dortmund und Bayern München, die neuen Fußball-Herrscher Europas, erfahren dagegen grenzüberschreitend Hochachtung. Was hat der Fußball, was die Politik nicht hat? In Dortmund und München gelingt im Moment auf beeindruckende Weise exakt das, was die Euro-Politiker in Brüssel und Straßburg, Berlin und Rom, Athen und London partout nicht hinkriegen: ein mitreißendes Wir-Gefühl jenseits nationaler Einzelinteressen - zum Erfolg aller. Die beiden Multi-Kulti-Kickertruppen vereinen unter deutscher Vereinsflagge Spieler höchst unterschiedlicher Herkunft. Der Türke Sahin legt für den polnischen Torjäger Lewandowski auf, Ribery und Robben spielen den perfekten franco-holländischen Doppelpass. Manche Deutsche wie Gündogan, Gómez und Contento haben ausländische Wurzeln. Dazu die Schweinsteigers und Weidenfellers. Und einer kämpft für den anderen. Doch taugt der Fußball als Vorbild für die Politik? Warum nicht?! So könnte es doch funktionieren in unserem Europa, auch abseits des Fußballplatzes. Das Wort von Europa als "Schicksalsgemeinschaft", obwohl in den vergangenen Krisen-Monaten fast zu Tode zitiert, trifft schließlich ins Schwarze. Europa - das ist mehr als Euro-Kurs und Schuldenquote. Genauso wie Fußball mehr ist als Punkte und Tabellenplatz. Gewonnen haben deutsche Clubs auch früher; im Ausland gefeiert wurden sie selten. Jetzt schätzt man dort die Bayern und Borussen eben nicht nur wegen ihrer Ergebnisse, sondern für die Art und Weise, wie sie die Siege herausspielen - im Team, das weit mehr ist als die Summe von Einzelspielern. Stellen wir uns für einen Moment vor, zumindest ein bisschen so würde auch die Politik in Europa agieren. Naiv? Mag sein. Aber was würden wir jubeln!

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion Telefon: 0201 - 804 6519 zentralredaktion@waz.de

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