11.10.2014 18:34:48
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VW-Betriebsrat: Tragen Sparziel mit Vorstand "im Kern gemeinsam"
WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der umstrittene Einsatz der Unternehmensberatung McKinsey beim Sparprogramm für die Volkswagen-Kernmarke ist laut VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh vom Tisch. "Wir können das ohne externe Berater am besten", sagte Osterloh der Nachrichtenagentur dpa. "Das ist auch die gemeinsame Marschrichtung mit dem Vorstand." Die verlangten Mühen um mehr Kostendämpfung sind für Osterloh indes kein Grund für falsche Bescheidenheit bei der nahen Haustarifrunde.
Das Hinzuziehen der Berater ohne Wissen der Arbeitnehmerseite hatte im Sommer den Groll des Betriebsratsbosses heraufbeschworen. McKinsey ist auf Sparstrategien spezialisiert. Osterloh wirft der Beraterfirma "Steinzeitdenken" vor. Der von VW-Chef Martin Winterkorn im Sommer ausgerufene milliardenschwere Sparplan für die renditeschwache Pkw-Kernmarke mit dem VW-Logo hatte anfangs für viel Aufruhr gesorgt, da Winterkorn auch das Verhältnis aus Arbeitskosten und Produktivität kritisierte. Osterloh kündigte nun an: "Das Effizienzprogramm wird im Kern gemeinsam getragen. Im Detail werden wir streiten."
KAMPF MIT EIGENEM WACHSTUM
Die Arbeitnehmervertretung hat dem Vorstand mehr als 400 Seiten mit eigenen Optimierungskonzepten überreicht. "Die besten Berater im Unternehmen sind die Mitarbeiter und das Management", sagte Osterloh. Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete am Wochenende über Osterlohs Vorstoß. "Wir bringen keine Opfer", sagte er dem Blatt und unterstrich damit, dass an der Belegschaft nicht zu sparen sei.
VW-Pkw kämpft mit dem eigenen Wachstum. "Wenn man sieben Jahre auf der Welle des Erfolgs schwimmt, läuft man Gefahr, dass Dinge aus dem Blickfeld geraten", sagte Osterloh. "Es wurde mal wieder Zeit, über Themen wie Variantenvielfalt und Komplexität zu reden." VW zählt nach dpa-Informationen mehr Außenspiegelvarianten als Automodelle.
RENDITE SCHWÄCHELT
Zuletzt lag die Rendite der Kernmarke, also der Betriebsgewinn im Verhältnis zum Umsatz, nur bei rund 2 Prozent. Bis 2017 sollen es 6 Prozent sein. Rund fünf Milliarden Euro müssen nun gespart werden.
Seit Winterkorns Donnerwetter steht die Frage im Fokus, woran die Kernmarke mit ihrer zuletzt zu geringen Rendite krankt. Osterloh zog an diesem Punkt eine klare Linie: "Auch wenn das nicht allen gefällt: Es liegt immer an denen, die die Entscheidungen treffen. Unsere Ingenieure oder Interieur-Designer machen nichts ohne Auftrag noch komplexer und noch variantenreicher."
VERSCHIEDENE MODELLE AUF DER KIPPE
Seine Optimierungsansätze werde der Betriebsrat demnächst mit dem Management in einer Arbeitsgruppe besprechen. Dabei gehe es um "Strukturen, Prozesse, Änderungskosten und Komplexitätsfragen", sagte Osterloh. "Wir werden Ende des Jahres erste Ergebnisse dazu haben, wie wir zu Verbesserungen kommen."
Als ein konkretes Beispiel für die Überlegungen nannte Osterloh den schwindenden Trend zu Cabrios mit Klappdach, so wie der VW-Eos. Die Verkäufe dieses Modells sind inzwischen um mehr als die Hälfte eingebrochen. "Wenn der Kunde solche Fahrzeuge nicht mehr nachfragt, dann wäre es widersinnig, sie weiter zu bauen", sagte Osterloh.
SPARPROGRAMM IST KEINE BREMSE FÜR TARIFVERHANDLUNGEN
Auch der Scirocco und selbst das Prestigemodell VW-Phaeton sorgen für Debatten. Osterloh bekräftigte, dass seine Seite neue Modelle im Aufsichtsrat künftig nur noch absegne, wenn sie ihre Vorgängerrendite übersteigen. Er betonte: "Es sind hier manchmal falsche Vorstellungen im Umlauf. Etwa die, dass wir ständig tausende Leiharbeiter in feste Beschäftigungsverträge bei Volkswagen übernehmen, um mit ihnen dann Autos zu bauen, mit denen wir kein Geld verdienen. Das ist Quatsch."
Osterloh hält das Sparprogramm indes auch nicht für eine Bremse bei der nahenden Haustarifrunde. "Keine Angst, da lassen wir uns vom Vorstand nicht hinter die Fichte führen", sagte er. Vieles hänge an Managementmängeln der Fabrikplanung. Die Mitarbeiter bügelten diese Unwuchten mit Mehrarbeit und Sonderschichten aus. Bescheidenheit im neuen Haustarif sei daher völlig unangebracht. Die Verhandlungen für die gut 100 000 betroffenen Mitarbeiter starten nächsten Februar./loh/DP/zb
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