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06.03.2014 17:18:31

Volkswirte rechnen nicht mehr mit EZB-Zinssenkung

   Von Hans Bentzien

   Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) weder den Leitzins gesenkt, noch die Liquiditätsversorgung der Banken erhöht hat, rechnen Volkswirte zunächst nicht mehr mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik. Zu dieser Erwartung tragen sowohl höhere Wachstumsprognosen als auch der Optimismus bei, den EZB-Präsident Mario Draghi in der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung demonstrierte.

   "Jetzt wird die EZB erst mal bei ihrer abwartenden Haltung bleiben und den geldpolitischen Status Quo aufrecht erhalten", sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. "Offenbar war die EZB weiter von einer Leitzinssenkung entfernt, als wir und einige andere Beobachter vermutet hatten", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

   Zu denken gab Krämer vor allem, dass die EZB nicht einmal darauf verzichten wollte, jene Liquidität zu absorbieren, die über frühere Staatsanleihekäufe entstanden ist. Diese Option hatte die Bundesbank ins Spiel gebracht, um aus ihrer Sicht Schlimmeres zu verhindern. Dieses Geld - derzeit 175 Milliarden Euro - saugt die EZB jede Woche über die Ausgabe verzinster Geldmarktpapieren ab. Und dabei bleibt es vorerst.

   Marktbeobachter hatten dagegen als nahezu sicher angenommen, dass die Zentralbank entweder ein neues langfristiges Refinanzierungsgeschäft für Banken ausschreiben und/oder einen Verzicht auf besagte Absorptionsgeschäfte beschließen würde. Die Tatsache, dass die Bundesbank diesen Kompromiss-Joker - Verzicht auf Absorption - nicht ziehen musste, zeigt nach Krämers Ansicht, dass das Lager der Zinssenkungs-Befürworter im EZB-Rat nicht so groß ist wie vermutet.

   Laut den neuen EZB-Stabsprojektionen muss sich die EZB für das laufende Jahr darauf einstellen, dass die Inflation noch niedriger bleiben wird als bisher angenommen. Projektionen sehen für 2014, 2015 und 2016 Inflationsraten von 1,0, 1,3 und 1,5 Prozent vor. Im Dezember waren für 2014 und 2015 noch Raten von 1,1 und 1,3 Prozent prognostiziert worden.

   Draghi sagte, im vierten Quartal 2016 dürfte die Inflation 1,7 Prozent betragen. "Damit schließt sich die Lücke zu den von der EZB angestrebten knapp 2 Prozent", merkte Howard Archer, Ökonom bei IHS Global Insight, an.

   War es das schon mit der Lockerung? Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe hält zwar groß angelegte Wertpapierkäufe der EZB trotz einer anhaltenden Konjunkturerholung für prinzipiell denkbar. "Allerdings hat Draghi uns heute mitgeteilt, dass auch Quantitative Easing nicht unmittelbar bevorsteht", urteilte er.

   Howard Archer meinte dazu: "Wir vermuten stark, dass Quantitative Easing zu umstritten ist, um Teil der Politik des EZB-Rats zu werden - selbst wenn die EZB zugestehen würde, dass eine weitere Lockerung notwendig ist."

   Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer wird es von der Inflationsentwicklung abhängen, ob niedrigere Leitzinsen oder andere expansive Maßnahmen in einem halben oder in einem Jahr doch noch kommen. "Wenn sie anders als von der EZB erwartet nicht steigt, sondern niedrig bleibt, könnte das die EZB weich kochen. Aber das ist Zukunftsmusik", sagte er.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@wsj.com

   DJG/hab/bam

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   March 06, 2014 10:50 ET (15:50 GMT)

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