13.01.2010 16:06:14

Volkswirte glauben nicht an BIP-Stagnation im 4. Quartal

Von Hans Bentzien Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Trotz des noch etwas deutlicher als erwartet ausgefallenen Einbruchs des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vergangenen Jahr bezweifeln Volkswirte, dass der Konjunkturaufschwung am Jahresende tatsächlich eine Pause eingelegt hat. "Das wir im vierten Quartal Nullwachstum hatten, glaube ich auf gar keinen Fall, dass kann angesichts der aktuellen Daten, besonders vom Außenhandel, gar nicht sein", sagte Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe.

   Hintergrund ist eine Äußerung des beim Statistischen Bundesamt (Destatis) für die BIP-Berechnung zuständigen Abteilungsleiters Norbert Räth. Dieser hatte am Mittwoch bei der Vorstellung der BIP-Daten für 2009 gesagt: "Saison- und kalenderbereinigt hat das preisbereinigte BIP nach unseren Berechnungen auf dem Niveau des Vorquartals stagniert. Das heißt, wir unterstellen eine Veränderungsrate von 0%". In Deutschland wird eine BIP-Schätzung für das abgelaufene Kalenderjahr stets vor dem Ausweis des Schlussquartals des selben Jahres veröffentlicht.

   Am Morgen hatte Destatis mitgeteilt, dass das deutsche BIP 2009 um 5,0% und damit etwas stärker als erwartet (minus 4,8%) zurückgegangen ist. Der größte Teil des BIP-Einbruchs hatte sich allerdings bereits im Winter 2008/2009 ereignet: Im vierten Quartal 2008 war das BIP um gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt um 2,4% gesunken und im ersten Quartal 2009 mit der Rekordrate von 3,5%. Schon im zweiten Quartal jedoch stieg das BIP wieder um 0,4% und im dritten Jahresviertel sogar um 0,7%.

   Eine in etwa ebenso hohe Wachstumsrate war bisher auch für das vierte Quartal unterstellt worden, was aber nach dem unerwartet schwachen Gesamtergebnis nicht mehr darstellbar ist. Der BIP-Experte des Statistischen Bundesamts machte jedoch klar, dass nicht zwangsläufig das vierte Quartal die Ursache des unerwartet schwachen Gesamtjahrs 2009 gewesen sein muss. "Es wurden die Berechnungen aller Quartale überarbeitet, so dass man von den bisher veröffentlichten Quartalsergebnissen nicht auf das vierte Quartal schließen kann", sagte er.

   So geht denn auch Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe davon aus, dass die BIP-Ausweise der vorherigen Quartale revidiert werden müssen, dafür aber im vierten Quartal durchaus Wachstum vorgelegen hat. Er vermute ein BIP-Wachstum von "in Richtung 0,5% oder 0,4%", sagte er.

   Auch Commerzbank-Volkswirt Jörg Krämer glaubt nicht an eine Stagnation im Schlussquartal 2009. "Die deutsche Wirtschaft dürfte im vierten Quartal weiter gewachsen sei, wenn auch bei weitem nicht so stark wie im exzellenten dritten Quartal", sagte er. Krämer verwies darauf, dass die Industrieproduktion im Oktober und November gegenüber dem Vorquartal um 1,1% gestiegen sei und die Exporte um 4,2% zugenommen hätten.

   Wenn das Wachstumsprofil für den Vergleich der Jahreswerte 2008 und 2009 auch gleichgültig sein mag, so ist die BIP-Dynamik am Jahresende doch wegen des statistischen Überhangs wichtig, mit dem die deutsche Wirtschaft ins Jahr 2010 startet. Je deutlicher nämlich das Wachstum am Jahresende den Jahresdurchschnitt übersteigt, desto höher ist jene Wachstumsrate, die für 2010 unter Annahme einer BIP-Stagnation zu erwarten wäre.

   So verwies Citigroup-Volkswirt Jürgen Michels darauf, dass seine derzeitige BIP-Prognose für 2010 von plus 2% auf einem statistischen Überhang von 1,1% Prozentpunkten beruhe. Bei einer Stagnation im vierten Quartal schrumpfe dieser Überhang auf 0,5 Prozentpunkte, rechnete er vor.

   Vor diesem Hintergrund hält auch Thomas Amendt von HSBC Trinkaus eine Revision seiner BIP-Prognose für 2010 von plus 1,6% für möglich. Allerdings werde er erst die komplette Veröffentlichung der Daten für das vierte Quartal abwarten, sagte er. Destatis wird eine erste BIP-Schätzung für das Schlussquartal 2009 am 12. Februar veröffentlichen, Detaildaten sollen am 24. Februar folgen.

-Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 300, Hans.Bentzien@dowjones.com DJG/hab/sha Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires

   January 13, 2010 09:33 ET (14:33 GMT)

   Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc.- - 09 33 AM EST 01-13-10

JETZT DEVISEN-CFDS MIT BIS ZU HEBEL 30 HANDELN
Handeln Sie Devisen-CFDs mit kleinen Spreads. Mit nur 100 € können Sie mit der Wirkung von 3.000 Euro Kapital handeln.
82% der Kleinanlegerkonten verlieren Geld beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Sie sollten überlegen, ob Sie es sich leisten können, das hohe Risiko einzugehen, Ihr Geld zu verlieren.
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Indizes in diesem Artikel

Dow Jones 44 722,06 -0,31%