28.01.2010 09:57:25

US-Wertpapieraufsicht setzt Geldmarktfonds strengere Regeln

Von Olaf Ridder Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Die US-Wertpapieraufsicht hat am Mittwoch strengere Regeln für Geldmarktfonds in den Vereinigten Staaten festgelegt. Danach müssen die Fonds künftig stärker in liquiden Wertpapieren investiert sein als bisher und den Markt fortlaufend über den tatsächlichen Wert der Fondsanteile (NAV) informieren. Damit sollen die Risiken dieser Fonds minimiert und ein erneuter Run auf diesen Markt wie in der Finanzkrise 2008 für die Zukunft verhindert werden.

   Verzichtet hat die Securities and Exchange Commission (SEC) allerdings auf die zunächst geplante Auflage, dass die Anbieter von Geldmarktfonds Fondsanteile jederzeit zum aktuellen Net Asset Value zurücknehmen müssen. Gegen das Vorhaben war die Branche Sturm gelaufen. Traditionell werden Anteile von Geldmarktfonds in den USA zu je 1 USD ausgegeben und zurückgenommen. Aus Sicht der Anbieter ist der Festpreis ein Verkaufsargument für diese Assetklasse.

   In der Finanzkrise hat sich jedoch gezeigt, dass der tatsächliche Nettoinventarwert von Geldmarktfonds stärker schwankt als angenommen. Nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers hatte die Mitteilung des Reserve Primary Fund über einen unter 1 USD liegenden NAV einen allgemeinen Run auf Geldmarktfonds ausgelöst.

   Um eine solche Überraschung künftig zu vermeiden, müssen Geldmarktfonds nach den neuen Regeln nun täglich ihren Net Asset Value veröffentlichen, wenn auch mit einem zeitlichen Abstand von 60 Tagen. Bislang gab es eine Verpflichtung zur Nennung eines solchen Schatten-NAV nur zwei Mal pro Jahr.

   Mit der regelmäßigen Veröffentlichung des NAV, so SEC-Chairman Mary Schapiro, wolle die SEC Fondsmanager davon abhalten, unverhältnismäßige Risiken einzugehen. Schapiro bekräftigte zugleich, dass die Wertpapieraufsicht an ihrem Plan festhalte, den Preis von Geldmarktfonds am aktuellen NAV zu bemessen.

   Erhöhen müssen US-Geldmarktfonds außerdem den Anteil liquider Investments. Wenigstens 10% der Fondssumme muss täglich, 30% binnen Wochenfrist aufgelöst werden können. Maximal 5% der Assets dürfen illiquide sein, die Hälfte des bisherigen Grenzwerts. Außerdem liegt der Anlagehorizont der Fonds künftig bei höchstens 60 Tagen. Bisher waren Laufzeiten von 90 Tagen zugelassen.

   Geldmarktfonds investieren üblicherweise in kurzfristige verzinsliche Wertpapiere und Schuldtitel mit variabler Verzinsung. Der Markt für Geldmarktfonds hat in den USA nach Angaben des Research-Hauses Crane Data ein Volumen von 3,3 Bill USD. Weil Geldmarktfonds angesichts des Zinsniveaus kaum noch Rendite abwerfen, hätten Anleger allerdings 540 Mrd USD im vergangenen Jahr aus ihnen abgezogen.

   Um den Ertrag für die Anleger nicht weiter zu schmälern, verzichten die Anbieter inzwischen überwiegend auf einen Ausgabeaufschlag. Der Broker Charles Schwab etwa verzichtete nach eigenen Angaben 2009 auf Gebühren im Volumen von 224 Mio USD. Peter Crane schätzt, dass die neuen SEC-Regeln allerdings weitere Rendite kosten werden: Er geht von 0,1 Prozentpunkten aus, die die Sicherheit kostet.

   Die Anbieter äußerten sich am Mittwoch allerdings erleichtert, dass die Geldmarktfonds auch künftig mit einem festen Net Asset Value bewertet werden dürfen. So erklärte die Securities Industry and Financial Markets Association (SIFMA) eine Interessensvertretung für mehr als 650 Broker, Banken und Vermögensverwalter, sie befürchte, dass Geldmarktfonds bei einem wechselnden NAV für viele Investoren nicht mehr interessant wären.

   Das Investment Company Institute (ICI), der Branchenverband der US-Fondsbranche, und auch die amerikanische Handelskammer ließen verlauten, man werde nicht hinnehmen, dass der fixe NAV von 1 USD für Geldmarktfonds aufgehoben werde.

   Lediglich die Deutsche Bank äußerte Zustimmung zu den Plänen. Joe Benevento, Managing Director bei Deutsche Investment Management Americas, hat die SEC ausdrücklich ermuntert, künftig auch Geldmarktfonds zuzulassen, die ihren NAV täglich neu festsetzen. Um die Risiken zu minimieren, könne man die Liquiditätsanforderungen erhöhen, wie die SEC das getan habe, sagte er. Damit nehme man sie aber an die kurze Leine.

   Weniger restriktiv wäre es nach Ansicht von Benevento jedoch, Transparenz zu schaffen und mit einem täglich veröffentlichten Net Asset Value die Risiken dieser Fonds zu zeigen. Nach Meinung von Benevento sollten Anleger die Wahl haben: Zwischen Geldmarktfonds, die mit strengeren Liquiditätsvorschriften reguliert werden, und solchen, deren Risiken sich im Preis ausdrücken.

- Von Olaf Ridder, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com (Fawn Johnson und Jane J. Kim haben zu dem Bericht beigetragen.)

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