16.04.2010 16:06:12

UPDATE4: Umherfliegende Vulkansche legt Flugverkehr lahm

   (NEU: Weitere Details, Österreich)

Von Kirsten Bienk und Markus Klausen Dow Jones NEWSWIRES FRANKFURT (Dow Jones)--Der Ausbruch eines Vulkans in Island hat den Luftverkehr in Deutschland fast vollkommen zum Erliegen gebracht und im europäischen Flugbetrieb zu erheblichen Einschränkungen geführt. Voraussichtlich wird am Freitag weniger als die Hälfte der geplanten Flüge stattfinden, wie die Flugsicherungsbehörde Eurocontrol, die den europäischen Flugverkehr koordiniert, mitteilte. In Deutschland hat die Deutsche Flugsicherung (DFS) den Flugbetrieb an 13 internationalen Flughäfen eingestellt.

   Während für gewöhnlich etwa 28.000 Flüge am Tag in Europa stattfinden, erwartet Eurocontrol am Freitag lediglich rund 11.000 Flugzeuge, die eine Starterlaubnis erhalten. Vorhersagen gehen davon aus, dass zumindest in den nächsten 24 Stunden die nach Süden und Südost ziehende Aschewolke den Flugverkehr wegen den erheblichen Sicherheitsrisiken beeinträchtigen wird.

   In Deutschland habe die DFS mittlerweile an fast allen Flughäfen Starts und Landungen untersagt, sagte eine DFS-Sprecherin Dow Jones Newswires am Freitag. Am Nachmittag können nur noch München, Stuttgart und Saarbrücken angeflogen werden. Stuttgart und Saarbrücken hatte die DFS zwischenzeitlich bereits geschlossen. Nachdem sich die über Deutschland in der Luft befindliche Asche aber nicht so schnell ausgebreitet hat wie zunächst erwartet, erlaubte die Luftkontrollbehörde an den beiden Flughäfen zunächst einmal bis 18.00 Uhr wieder Starts und Landungen.

   In Deutschland sind damit die Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Münster/Osnabrück, Düsseldorf, Köln/Bonn, Frankfurt, Berlin-Tegel, Berlin-Schönefeld, Leipzig, Erfurt und Dresden und Nürnberg betroffen. Die Schließung bezieht sich auf unbestimmte Zeit. Auch an den Regionalflughäfen in den jeweiligen Regionen finden keine Starts und Landungen mehr statt.

   Die Deutsche Lufthansa AG hat ihre Flüge von und nach Frankfurt bis mindestens 20.00 Uhr gestrichen. Sie will ihren Kunden damit Planungssicherheit geben und unnötige Wege ersparen.

   Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport hatte bereits am Vortag auf die Umstände reagiert und über 900 Feldbetten aufgestellt. Ein Großteil davon war nach Angaben eines Sprechers bereits am Donnerstagabend belegt.

   In Österreich wird der Luftraum ab den Abendstunden gesperrt. Wie Austro Control mitteilte, soll der Luftraum ab 19.00 Uhr schrittweise gesperrt werden. Zunächst wird der obere Luftraum im Norden geschlossen, ab 20.00 Uhr werden keine Starts und Landungen mehr an den Flughäfen Wien, Salzburg und Linz möglich sein. In den späten Abendstunden werde dann auch der übrige Luftraum mit den Flughäfen Klagenfurt, Innsbruck und Graz gesperrt, so die Flugsicherheitsbehörde.

   In Großbritannien hatte die nationale Flugverkehrsbehörde Flüge bis frühestens 22.00 Uhr Freitagabend untersagt. Der Luftraum in den Niederlanden bleibt nach der Schließung am Donnerstagabend bis auf Weiteres gesperrt. Die Flughäfen in Nord- und West-Frankreich einschließlich der Pariser Airports bleiben bis 20.00 Uhr geschlossen. Lediglich Landungen sind bis 16.00 an den Pariser Flughäfen erlaubt.

   In Schweden wird der Flugbetrieb unterdessen schrittweise wieder frei gegeben. Nachdem der Flugbetrieb am Donnerstag untersagt wurde, wird derzeit im Norden des Landes der Luftraum allmählich wieder geöffnet. Für den Süden gelten nach wie vor Restriktionen.

   Der Ausbruch eines Vulkans in Island hatte bereits am Donnerstag zu erheblichen Behinderungen im europäischen Luftverkehr geführt. Auch in den kommenden Tagen kann es zu weiteren Behinderungen kommen. Es werde weiterhin sehr viel Asche in die Luft geschleudert, sagte Oli Aranson, Meteorologe des isländischen Wetterdienstes, am Donnerstag. "Es wird zumindest in den kommenden beiden Tagen eine Aschewolke geben", sagte Aranson. Der Wind werde bis Mitte kommender Woche in Richtung Großbritannien wehen.

   Die Asche ist ein hohes Sicherheitsrisiko für den Flugbetrieb. Dabei können die Staubpartikel zu Beschädigungen an den Frontscheiben der Flugzeuge führen, zudem können die Triebwerke ausfallen.

   Lufthansa und Air Berlin haben eigenen Angaben zufolge keine Versicherungen, die wirtschaftliche Schäden aufgrund dieses Naturereignisses decken. Aus diesem Grund rechnen die deutschen Industrieversicherer wie Allianz oder HDI-Gerling gegenwärtig auch nicht mit Schadenforderungen. Eine so genannte Betriebsunterbrechung müsse durch einen Materialschaden verursacht werden, das sei hier nicht der Fall, sagte ein Sprecher. Die Flugausfälle wegen der Vulkanasche seien mit Verspätungen und Ausfällen durch Nebel oder Schneesturm vergleichbar.

   Die Deutsche Bahn hat auf die Einschränkungen im Flugverkehr reagiert und alle ihr zur Verfügung stehenden Züge eingesetzt. Außerdem hat sie ihr Servicepersonal verstärkt und die Kundendienstangebote ausgebaut. "Wir tun alles, um Reisende an ihr Ziel zu bringen", sagte Vorstandsmitglied Ulrich Homburg.

   Lufthansa Cargo versucht unterdessen, ihre für den europäischen Raum bestimmte Luftfracht teilweise auf Lastkraftwagen umzuladen und so zu ihren Empfängern zu bringen. Allerdings sind nicht alle Gütertransporte auf der Straße erlaubt und in einigen Ländern bestehen am Sonntag Fahrverbote. Verzögerungen sind deswegen nicht zu vermeiden und interkontinentale Aufträge müssen am Boden bleiben.

   Verspätungen gibt es auch im Brief- und Paketgeschäft der Deutschen Post. Bestimmte Sendungen könnten trotz der Teiltransportverlagerung auf die Straße nicht rechtzeitig zugestellt werden, sagte ein Sprecher. Auch er kann noch keine Angaben über das Ausmaß der Schäden machen.

   Die Gewerkschaft der Flugsicherung zog aus dem Chaos ebenfalls ihre Konsequenzen und setzte ihre für nächste Woche geplanten Streikmaßnahmen auf unbestimmte Zeit aus.

Webseiten: www.eurocontrol.int www.fraport.de www.dfs.de www.bmvbs.de www.lufthansa-financials.com

- Von Kirsten Bienk und Markus Klausen, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 104, unternehmen.de@dowjones.com (Beate Preuschoff, Kaveri Niththyananthan, Maarten Kolsloot, Carolyn Henson, Karl Bruze, Rüdiger Schoß und Dominic Chopping haben zu diesem Bericht beigetragen.) DJG/DJN/kib/has (END) Dow Jones Newswires

   April 16, 2010 09:33 ET (13:33 GMT)

   Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc.- - 09 33 AM EDT 04-16-10

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