Porsche Automobil vz. Aktie
WKN DE: PAH003 / ISIN: DE000PAH0038
28.10.2015 17:12:47
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UPDATE3/Der Abgasskandal zwingt Volkswagen Milliardenverlust auf
--Volkswagen verbucht operativen Quartalsverlust von 3,48 Milliarden Euro
--VW rechnet für das Gesamtjahr mit "deutlich" niedrigerem Gewinn
--Konzernprognosen für das reine Tagesgeschäft bleiben unverändert
--Analysten bemängeln ausweichende Antworten der Unternehmensvorstände
(NEU: Vorstandaussagen in Telefonkonferenz, weitere Analysteneinschätzungen, zusätzliche Einzelheiten)
Von Hendrik Varnholt
FRANKFURT (Dow Jones)--Volkswagens Quartalszahlen sind vom Abgasskandal gezeichnet: Der Autokonzern ist wegen seiner Milliarden-Rückstellung für den bevorstehenden Massenrückruf zwischen Juli und September tief in die Verlustzone geraten. Auch für das Gesamtjahr rechnet Volkswagen wegen der Kosten des Skandals nun erwartungsgemäß mit einem "deutlich" niedrigeren Gewinn als im Vorjahr. Für das reine Tagesgeschäft blieben die Unternehmensverantwortlichen am Mittwoch aber optimistisch. Weder die Bestelleingänge noch die Restwerte gebrauchter Dieselfahrzeuge seien bislang vom Abgasskandal beeinflusst, sagte der Konzern-Vertriebschef Axel Kalthoff in einer Telefonkonferenz.
Vor Steuern und Zinsen verbuchte der Autokonzern nach den am Mittwoch vorgelegten Daten im vergangenen Quartal einen Fehlbetrag von 3,48 Milliarden Euro, nachdem das Unternehmen im Vorjahreszeitraum noch einen operativen Gewinn von 3,23 Milliarden Euro erwirtschaftet hatte. Dass Volkswagen in dem Dreimonatszeitraum in die Verlustzone geraten würde, war klar, seit der Autohersteller im September nach damaligen Angaben 6,5 Milliarden Euro wegen des Abgasskandals zurückgestellt hatte. Analysten waren vor dem Hintergrund nach den von Dow Jones Newswires zusammengetragenen Schätzungen allerdings nur von einem operativen Verlust von 3,30 Milliarden Euro ausgegangenen.
"Die Zahlen zeigen einerseits die starke Substanz des Volkswagen-Konzerns, andererseits treten erste Auswirkungen der derzeitigen Situation klar zu Tage", sagte Unternehmenschef Matthias Müller. Er betonte in der Telefonkonferenz mit Analysten und Journalisten abermals die Notwendigkeit von Reformen bei Europas größtem Autokonzern. Die von den Abgasmanipulationen ausgelöste Krise sei eine "Chance, den Konzern systematisch zu reformieren", sagte er. Volkswagen müsse "schlanker" und "effizienter" werden.
Müller relativierte zum wiederholten Mal auch das bislang gültige Absatzziel des Konzerns. Es gehe nicht darum, "100.000 Fahrzeuge mehr oder weniger" als ein Konkurrent zu verkaufen, sagte er. Zwar bleibe Größe für Volkswagen wichtig. Ihm gehe es aber um "qualitatives Wachstum", sagte Müller. Der im Abgasskandal zurückgetretene frühere Konzernchef Martin Winterkorn hatte dagegen gesagt, Volkswagen wolle "im Jahr 2018 der größte und profitabelste Automobilhersteller der Welt sein". In der ersten Hälfte dieses Jahres hatte Volkswagen mit der Anzahl der ausgelieferten Fahrzeuge zum ersten Mal den Konkurrenten Toyota übertroffen.
Der neue Konzernchef Müller wiederholte am Mittwoch zudem, die Strategie 2018 des Autokonzerns zu einer bis in das Jahr 2025 reichenden Strategie weiterentwickeln zu wollen. Die Vorstellung des Plans kündigte er für die Mitte des nächsten Jahres an.
Die Ergebnisbelastung aus dem Abgasskandal bezifferte Volkswagen für das dritte Quartal nun auf 6,7 Milliarden Euro. 5,3 Milliarden Euro davon entfallen nach Angaben aus dem Quartalsbericht auf Kosten für "Servicemaßnahmen und Rückrufe". Die Rückstellung weiterer rund 1,3 Milliarden Euro begründete der Konzern etwa mit "Wertminderungen von Vermögenswerten". Mögliche Strafen und Schadensersatzzahlungen sind in der bisherigen Rückstellung nach den Worten von Finanzvorstand Frank Witter nicht enthalten. Die Gesamtkosten des Abgasskandals seien weiter nicht abzuschätzen, sagte Unternehmenchef Müller.
Schon die im dritten Quartal verbuchten Kosten haben Volkswagen allerdings wie erwartet auch unter dem Strich in die roten Zahlen geführt. Nach Steuern und den Anteilen Dritter fiel bei dem Konzern ein Verlust von 1,73 Milliarden Euro an. Im Vorjahreszeitraum hatte der Autohersteller noch einen Nettogewinn von 2,93 Milliarden Euro erwirtschaftet. Die Entwicklung hätte allerdings noch dramatischer ausfallen können: Dämpfenden Einfluss hatte Volkswagens erzwungener Verkauf der Anteile an dem Konkurrenten Suzuki. Die Transaktion führte zu einem Zusatzertrag im Finanzergebnis von rund 1,5 Milliarden Euro. Die Liquidität des Konzerns besserte der Aktienverkauf um etwa 3 Milliarden Euro auf.
Investoren reagierten mit Zukäufen auf die Quartalszahlen und die Aussagen der Konzernverantwortlichen: Die Volkswagen-Vorzugsaktie lag am Nachmittag 4,2 Prozent im Plus. Die Daten lägen "im Rahmen der Erwartungen", sagte ein Händler. Der Automobilanalyst Arndt Ellinghorst von Evercore ISI bemängelte allerdings zu viel "Business as usual" bei der Vorlage der Quartalszahlen.
Der Bernstein-Analyst Max Warburton nannte die Telefonkonferenz am Mittwochmittag gar "größtenteils nutzlos". Müller und die übrigen Teilnehmer des Gesprächs hätten nichts Neues über die Ausmaße des Skandals und die weiteren Schritte berichtet. Nach sechs Wochen der "eingeschränkten, verblümten und ausweichenden" Kommunikation seien die Hoffnungen auf etwas mehr Klarheit groß gewesen. Dafür aber habe die Konferenz nicht gesorgt.
Warburton bemängelte auch die Englischkenntnisse von Volkswagen-Chef Müller und dessen schnellen Ausstieg aus der Konferenz. Der Vorstandschef hatte das Gespräch wenige Minuten nach den ersten Fragen von Analysten verlassen. Zuvor hatte er während der auf Englisch geführten Konferenz Schwierigkeiten, eine Frage zu beantworten. Ein Volkswagen-Mitarbeiter begründete Müllers plötzliches Verlassen der Konferenz mit einem Termin des Konzernchefs. Müller sollte am Mittwoch zusammen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel an einer Reise nach China teilnehmen.
Zu einer gewissen Erleichterung der Invstoren trugen allerdings offenkundig Volkswagens Angaben zum reinen Tagesgeschäft bei. Dieses war im dritten Quartal weitgehend stabil geblieben: Bereinigt um die Kosten des Abgasskandals und einen Sondereinfluss im Lastwagen-Geschäft von etwa 200 Millionen Euro ging das operative Ergebnis nur um 0,7 Prozent auf 3,21 Milliarden Euro zurück. Volkswagens Umsatz erhöhte sich sogar um 5,3 Prozent auf 51,49 Milliarden Euro. Dazu trug abermals die Schwäche des Euro bei. Der Konzern verkaufte zudem mehr hochpreisige Fahrzeuge als noch einige Monate zuvor.
Insgesamt lieferte Volkswagen im dritten Quartal weltweit allerdings nur 2,39 Millionen und damit 3,4 Prozent weniger Fahrzeuge aus als im Vorjahreszeitraum. Vor allem in China und Russland hatte das Käuferinteresse jüngst nachgelassen. Auch angesichts dessen konnte Volkswagen selbst nach der Bereinigung um die Milliardenrückstellung nicht die Gewinnspanne früherer Quartale erreichen: Die operative Konzernmarge vor Sondereinflüssen lag bei 6,2 Prozent, nach 6,6 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Das Geschäft auf Volkswagens wichtigstem Einzelmarkt China fließt allerdings zum großen Teil nicht in die operativen Kennzahlen ein, da der Konzern in dem Land Autos in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern herstellt. Einen Eindruck von der Entwicklung in China vermittelt das anteilige operative Ergebnis der chinesischen Joint-Ventures. Dieses ging im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 1,30 Milliarden Euro auf 1,03 Milliarden Euro zurück.
Die seit einiger Zeit schwache Gewinnspanne der Kernmarke VW verbesserte sich in dem Dreimonatszeitraum dagegen leicht von 2,8 Prozent auf 3,0 Prozent. Volkswagen bemüht sich im Massengeschäft um Kostensenkungen. Der neue Markenchef Herbert Diess hat jüngst angekündigt, das Sparprogramm noch zu verschärfen und die jährlichen Investitionen gegenüber dem vorherigen Plan um rund 1 Milliarde Euro zu senken. Wichtigster Gewinnbringer des Konzerns blieb im dritten Quartal aber die Premiummarke Audi. Sie erwirtschaftete einen operativen Gewinn von 1,11 Milliarden Euro, nach 1,16 Milliarden Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Porsche steigerte den operativen Überschuss von 529 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 848 Millionen Euro.
Für das konzernweite Tagesgeschäft im Rest des Jahres blieben die Volkswagen-Verantwortlichen am Mittwoch trotz des Abgasskandals optimistisch: Sie gehen unverändert von einer Umsatzsteigerung um bis zu 4 Prozent aus. Die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge soll nach der konzerneigenen Prognose wie schon im Juli vorausgesagt "auf dem Niveau des Vorjahres" liegen. Die voraussichtliche Rendite des laufenden Geschäfts gab Volkswagen am Mittwoch weiter mit 5,5 bis 6,5 Prozent an. Dabei lässt der Konzern allerdings die Kosten des Abgasskandals außen vor. Nach Berücksichtigung der Zusatzausgaben werde "das operative Ergebnis des Konzerns und des Bereichs PKW im Jahr 2015 deutlich unter dem Vorjahr liegen", teilte Volkswagen mit.
Etwa nach Einschätzung des Nord-LB-Analysten Frank Schwope ist aber offen, ob der Skandal nicht auch die künftige Nachfrage nach Autos des Volkswagen-Konzerns beeinflusst. Die Daten über das dritte Quartal lassen sich tatsächlich kaum als Hinweis auf die weitere Entwicklung werten: Die Abgasmanipulationen waren erst am 18. September bekannt geworden. Sie konnten deshalb kaum Einfluss auf den Fahrzeugabsatz und die erzielten Preise im dritten Quartal haben.
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
October 28, 2015 11:42 ET (15:42 GMT)
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Konzernchef Müller schloss am Mittwoch denn auch abermals weitere Rückstellungen nicht aus. Der Analyst Schwope schätzte die Gesamtkosten des Skandals am Mittwoch auf mindestens 30 Milliarden Euro. "Die neue Devise in Wolfsburg muss lauten: Sparen, sparen, sparen, und das in allen Bereichen", sagte er. Seiner Ansicht nach dürften bei Volkswagen zudem "überflüssige Randbereiche wie die Marken Bugatti und Ducati" zur Disposition stehen. Schwope hält außerdem eine Kapitalerhöhung und einen Verkauf des Lastwagengeschäfts für möglich.
Volkswagen verfüge über "eine sehr solide und robuste Liquiditätsausstattung", sagte allerdings Volkswagens Finanzvorstand Witter. Dies werde dem Unternehmen helfen, "die angespannte Situation durch die finanziellen Belastungen der Dieselthematik zu managen". Für seine Automobilsparte wies Volkswagen per Ende September eine Netto-Liquidität von 27,76 Milliarden Euro aus. Tatsächlich hat das Unternehmen seine Kassenlage damit innerhalb eines Jahres um etwas mehr als 10 Milliarden Euro aufgebessert. Rund 0,85 Milliarden Euro wird Volkswagen über die Tochter Audi für die gemeinsam mit BMW und Daimler beschlossene Übernahme der bisherigen Nokia-Kartentochter Here ausgeben müssen. Der Abschluss der Transaktion sei innerhalb des nächsten halben Jahres zu erwarten, teilte Volkswagen nun mit.
Welchen Einfluss der Abgasskandal auf künftige Gewinnausschüttungen haben wird, ließ Finanzvorstand Witter offen. Volkswagen werde über den Dividendenvorschlag im Frühjahr informieren, sagte er. Der Konzern blicke bei seinen Bemühungen, die Ausgaben zu senken, "unter jeden Stein", fügte er allerdings hinzu.
Kontakt zum Autor: hendrik.varnholt@wsj.com
Mitarbeit: Herbert Rude
DJG/hev/kla
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