20.07.2016 12:49:46

UPDATE2/SAP wähnt sich als Brexit-Profiteur

   --Umsatz mit Software-Lizenzen steigt zweistellig

   --Cloud-Geschäft gewohnt stark

   --Jahresprognose bestätigt

   --Aktie auf neuem Jahreshoch

   (NEU: Interview mit CEO Bill McDermott)

   Von Archibald Preuschat

   FRANKFURT (Dow Jones)--SAP hat mit seinem Zweitquartalsergebnis Skeptiker eines Besseren belehrt. Das Zahlenwerk wies nicht die befürchteten Spuren des Brexit-Referendums in Großbritannien auf. Vorstandsvorsitzender Bill McDermott glaubt, dass der Softwarekonzern sogar davon profitieren könnte.

   Gerade die Erlöse aus Softwarelizenzen standen im Vorfeld des Quartalsberichts im Fokus. Sie legten im Vorjahresvergleich währungsbereinigt um 10 Prozent zu. Laut den Analysten der Baader Bank generieren Software-Unternehmen 50 bis 60 Prozent ihres Umsatzes mit Softwarelizenzen in den letzten beiden Wochen eines Quartals. Just in diesen Zeitraum fiel das Brexit-Votum.

   Das SAP-Management hob vor diesem Hintergrund die Stärke des Geschäfts in Europa hervor. Der Umsatz mit Cloud und Software stieg hier um währungsbereinigt 11 Prozent. Das Plus lag damit gleichauf mit der Region Amerika und noch vor Asien-Pazifik-Japan mit 9 Prozent.

   Vergangene Krisen, etwa die in Griechenland oder auch der Verfall des Ölpreises, hätten gezeigt, dass SAP profitiere, sagte McDermott in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Ich wäre nicht überrascht, wenn das beim Brexit auch der Fall wäre." Im Cloud-Geschäft sei SAP auch im zurückliegenden Quartal in Großbritannien zweistellig gewachsen, er wollte aber keine präziseren Angaben machen.

Eine Krise der Chancen "Natürlich ist der Brexit gewissermaßen eine Krise. Aber in der Krise liegen eben auch Chancen", sagte McDermott im Interview mit Dow Jones. Möglichkeiten sieht er in allen Sektoren, beispielhaft nannte er den Finanzsektor, den Handel und die öffentliche Verwaltung. Unternehmen müssten jetzt Kosten senken und Kundenbeziehungen intensivieren. "Und SAP hat die richtigen Produkte", ist der SAP-Chef überzeugt.

   Gewohnt gut lief es für SAP im zweiten Quartal im Cloud-Geschäft. So stiegen die Erlöse aus Subskriptionen und Support um währungsbereinigt 33 Prozent auf 721 Millionen Euro. In der Summe erlöste SAP mit Cloud und Software 4,36 Milliarden Euro, ein Plus von 7 bzw währungsbereinigt von 11 Prozent.

   Der Gesamtumsatz kletterte auf 5,24 Milliarden Euro, was einem Plus von 5 Prozent, währungsbereinigt von 9 Prozent, entspricht. Das Betriebsergebnis legte um 9 (währungsbereinigt 11) Prozent auf 1,52 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich um 2 Prozent auf 0,82 Euro.

   Die genannten Ergebnisse wurden - wie in der Softwarebranche üblich - nicht nach IFRS-Rechnungslegungsstandards erfasst. Der Unterschied liegt im Wesentlichen darin, dass Aufwendungen aus Akquisitionen ebenso unberücksichtigt bleiben wie Kosten für Aktienkomponenten in Managergehältern, Rechtsstreitigkeiten und Restrukturierungsmaßnahmen. Auch der Ausblick des Unternehmens wie auch die Analystenschätzungen beruhen auf Nicht-IFRS-Zahlen.

Aktie auf neuem Jahreshoch Unter Zugrundelegung des hierzulande üblichen Rechnungslegungsstandards legte das SAP-Betriebsergebnis um 81 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro zu, während sich das Ergebnis je Aktie um 73 Prozent auf 0,68 Euro verbesserte. Hier kamen auch Kostensenkungen zum Tragen, wie Finanzvorstand Luka Mucic sagte.

   "Operativ sind die Zahlen stark", kommentierte Heino Ruland von Ruland Research, den Quartalsausweis. Commerzbank-Analyst Thomas Becker nannte die Zahlen "weit besser als erwartet". Gegen Mittag notierte die Aktie deutlich fester als der Gesamtmarkt 4,3 Prozent im Plus und erreicht mit 74,78 Euro ein Jahreshoch. Berücksichtigt man auch die Dividende, hatten SAP-Aktionäre nie mehr von ihrem Investment in den Software-Konzern.

   Und so wird es weitergehen. "Schwachpunkte kann ich bei SAP nicht ausmachen", sagt McDermott. Der Konzern profitiert nicht zuletzt auch von S4/Hana. SAP-Kunden steigen viermal schneller auf S4/Hana um, als bei den Vorgängerversionen der Geschäfts-Software, streicht der SAP-Chef heraus. Analystenschätzungen, wonach 2020 die Hälfte der Kunden die noch junge Softwareplattform nutzen wird, widerspricht McDermott ausdrücklich nicht. "Wir sind bestens positioniert", sagt er mit Blick auf die Zukunft, und fügt hinzu: "Wir sind auf Wachstumskurs."

Prognose bestätigt Folgerichtig bestätigt SAP auch die Jahresprognose. Im Gesamtjahr will SAP weiterhin bei den Cloud- und Softwareerlösen um 6 bis 8 Prozent wachsen, getrieben durch die Erlöse aus Cloud-Subskriptionen und Support, die im Gesamtjahr zwischen 2,95 und 3,05 Milliarden nach 2,3 Milliarden Euro im Vorjahr liegen sollen. Das Betriebsergebnis soll mit 6,4 bis 6,7 Milliarden Euro leicht über den 6,35 Milliarden Euro aus 2015 liegen. Die Frage, ob es Raum für eine Anhebung der Erwartungen im Laufe der zweiten Jahreshälfte gibt, beantwortet der SAP-Chef nur ausweichend. "Wir hatten ein starkes 2. Halbjahr 2015. Aus der Tatsache, dass wir die Prognose bestätigen, könnten sie entnehmen, dass wir auch 2016 ein starkes zweites Halbjahr erwarten, weil die Vorjahresbasis so hoch liegt."

   Kontakt zum Autor: archibald.preuschat@wsj.com

   DJG/apr/mgo

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   July 20, 2016 06:18 ET (10:18 GMT)

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