16.10.2007 12:30:00
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UPDATE2: IKB zieht nach Suprime-Engagement weitere Konsequenzen
Die im MDAX geführte Aktie der IKB büßte in einem schwachen Markt weit überdurchschnittlich ein und führte die Liste der Tagesverlierer an. Das Papier notierte gegen 11.30 Uhr mit einem Minus von 6,9% bzw 0,92 EUR bei 12,50 EUR.
Die Bank kündigte an, nach einem Sonderbericht der Wirtschaftsprüfer PwC im Zusammenhang mit der US-Hypothekenmarktkrise würden Markus Guthoff und Frank Braunsfeld mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand ausscheiden. Guthoff hatte den Bereich Immobilienkunden und Strukturierte Finanzierung und Braunsfeld das Risikomanagement der Bank verantwortet. Neues Vorstandsmitglied soll nun Reinhard Grzesik werden, der das Finanzressort übernimmt. Grzesik war zuvor langjährig als Finanzvorstand der Depfa plc tätig.
Im Zusammenhang mit der US-Hypothekenmarktkrise war PwC mit der Durchführung einer Sonderuntersuchung beauftragt worden. Ein zentraler Kritikpunkt des PwC-Berichts waren nun Schwachstellen bei der Risikosteuerung und dem Berichtswesen für Investments der Bank - sowohl was die in der Bilanz geführten als auch was die außerbilanziellen Engagements angeht.
Das Management der Portfolio-Investments war weitgehend der Tochter IKB CAM übertragen worden. Die für diese Tochter geltenden Kontrollstrukturen seien im Vergleich zu dem großen Handlungsspielraum inadäquat gewesen, stellte der PwC- Bericht fest. Entscheidungen über umfangreiche Investitionen im amerikanischen Subprime-Segment hätten so ohne angemessene Kontrolle getätigt werden können.
52% des Portfolios der außerhalb der Bilanz geführten Zweckgesellschaft Rhineland Funding waren zum Ende Juli Kredite von zweitrangiger Qualität, sagte Vorstandsvorsitzender Günther Bräunig in einer Telefonkonferenz. Das Gesamtvolumen von Rhineland lag den Angaben zufolge bei 3,2 Mrd EUR. Die IKB habe in den zurückliegenden Jahren größeres Augenmerk auf das Rating für Rhineland gelegt als auf das interne Risiko-Management.
PwC kam zu dem Ergebnis, dass der Aufsichtsrat vom Vorstand über die Risiken aus dem Subprime-Engagement nicht informiert wurde. Dem Aufsichtsrat sei es nicht möglich gewesen, die besondere Risikosituation, die zur Existenzkrise der IKB führte, zu erkennen. Als Folge der Krise bei der IKB hatten bereits Stefan Ortseifen und Volker Doberanzke den Vorstand der Mittelstandsbank verlassen.
Mit Blick auf die weitere Entwicklung kündigte die Bank an, das Finanzvehikel Rhineland Funding zu konsolidieren und den Konzernjahresabschluss nach IFRS zum 31. März 2007 zu ändern. Diese Änderung führe zu höheren Marktpreisverlusten durch den Fair-Value-Ansatz und ergebe voraussichtlich eine Verringerung des operativen Gewinns 2006/07 um bis zu 180 Mio EUR. Bislang hatte die Bank ihr operatives Ergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr mit 263 Mio EUR beziffert.
Für das laufende Geschäftsjahr schätzt der Vorstand wegen höherer Restrukturierungskosten, dass der erwartete Jahresfehlbetrag nach HGB auf rund 500 Mio EUR steigen wird. Ursprünglich hatte die Bank hier einen Verlust von 400 Mio bis 450 Mio EUR in Aussicht gestellt. Die Prognose eines Jahresfehlbetrages von bis zu 700 Mio EUR für den IKB-Konzern nach IFRS hielt die Bank jedoch aufrecht. Für das Geschäftsjahr 2007/2008 will die Bank keine Dividende zahlen, sagte Bräunig. Zur weiteren Dividendenpolitik wollte er sich nicht äußern.
Im Geschäftsjahr 2008/2009 soll die IKB die Gewinnzone erreichen, sagte der Vorstandsvorsitzende weiter. Durch die eingeleiteten Restrukturierungsmaßnahmen erwarte er keine negativen Auswirkungen auf das Rating des Unternehmens. Mittelfristig strebt IKB ein operatives Ergebnis in dreistelliger Millionenhöhe an.
Geprüft werde noch, ob nach der Konsolidierung von Rhineland Funding eine Änderung in dem HGB-Einzelabschluss zum 31. März 2007 durchzuführen ist. Sollte dies erforderlich sein, werde sich das Ergebnis verringern, aber in jedem Fall positiv bleiben.
Bräunig sagte weiter, die akute Krise der IKB sei bewältigt. Nun gebe es einen klaren Restrukturierungsfahrplan für die Bank. Die IKB werde sich in Zukunft stärker auf ihre drei Kerngeschäftsfelder Firmenkunden, Immobilienkunden sowie Strukturierte Finanzierung konzentrieren. Dabei werde sich das Unternehmen auf die Aufgaben als Partner des Mittelstands und als Spezialfinanzierer konzentrieren. Das Neugeschäftsvolumen der letzten Monate sei erfreulich hoch gewesen.
Inzwischen wird aber von der IKB auch eine Übernahme der Bank offenbar nicht mehr ausgeschlossen. Als Bestandteil der zukünftigen Geschäftsstrategie bezeichnete das Unternehmen einen "stabilen Partner". Die IKB begrüße die Entscheidung der KfW, strategische Optionen für ihren Anteil an der Mittelstandsbank zu prüfen.
Die staatliche Förderbank KfW will in den kommenden Monaten eine umfassende Analyse aller strategischen Optionen für ihre 38-prozentige Beteiligung an der IKB durchführen und wird dabei von der US-Investmentbank Merrill Lynch beraten. In diesem Zusammenhang werde sie auch die Option des Verkaufs ihres Anteils "intensiv prüfen", hatte die KfW mitgeteilt.
Bräunig machte deutlich, dass nach einem Verkauf des KfW-Anteils der von der KfW und einem Bankenpool gewährte Risikoschirm bei diesen Instituten verbleiben würde. Auch werde ein potenzieller Käufer die verbliebenen Risiken sowie die Liquiditätslinie nicht übernehmen. Die Liquidität der IKB sei für sechs Monate gesichert.
Weiter sagte der Vorstandsvorsitzende, eine Kapitalerhöhung zur Bewältigung der Krise sei nicht notwendig. Allerdings wollte er eine Kapitalerhöhung auch nicht grundsätzlich ausschließen. Bräunig kündigte zugleich an, das Konzept der Mittelstandsbank für das Risikomanagement zu überarbeiten und das Reporting-System zu verbessern. Demnach solle ein Risikoausschuss unter der Aufsicht des Chief Risk Officers (CRO) eingerichtet werden. Die verbliebenen Risiken seien aber händelbar.
Die IKB war durch das Engagement eines ihrer Investmentvehikel am kriselnden US-Markt für bonitätsschwache Immobilienkredite (Subprime) in Schieflage geraten. Die staatliche KfW als Großaktionärin mit einer Beteiligung von rund 38% und der deutsche Bankensektor hatten daraufhin eine milliardenschwere Rettungsaktion für die Mittelstandsbank gestartet, um Schaden vom Finanzsektor insgesamt abzuwenden.
Daraufhin war vermehrt darüber spekuliert worden, ob die IKB in Zukunft als eigenständige Bank bestehen bleibt. Vor allem aus der Politik waren Stimmen laut geworden, die einen Verkauf des Anteils der IKB gefordert hatten. Mehrere Banken haben auch schon Interesse an der Beteiligung signalisiert, so zum Beispiel die Commerzbank und die DZ Bank. Sparkassenverbandspräsident Heinrich Haasis hatte zudem in den Raum gestellt, dass auch Landesbanken für die IKB bieten könnten.
Webseite: http://www.ikb.de -Von Jürgen Hesse und Rolf Neumann Dow Jones Newswires, ++49 (0) 69 297 25 108, unternehmen.de@dowjones.com DJG/rne/jhe (END) Dow Jones NewswiresOctober 16, 2007 06:12 ET (10:12 GMT)
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