14.03.2016 19:40:45
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UPDATE/Verteidiger plädieren im Porsche-Prozess auf Freispruch
-- Gericht will Urteil voraussichtlich am 18. März sprechen
-- Verteidiger von Wiedeking und Härter fordern Freispruch für ihre Mandanten
-- Wiedeking und Härter äußern sich beide abschließend in kurzen Stellungnahmen
(NEU: Aussagen Wiedeking und Härter, weitere Details)
Von Ilka Kopplin
STUTTGART (Dow Jones)--Im Prozess wegen Marktmanipulation gegen die Ex-Porsche-Manager Wendelin Wiedeking und Holger Härter plädieren ihre Anwälte auf Freispruch. Wiedeking habe sich nichts vorzuwerfen. "Er ist unschuldig. Deshalb wird beantragt, ihn von allen Vorwürfen freizusprechen", sagte Anwalt Walther Graf in seinem Plädoyer am Montag im Stuttgarter Landgericht.
Er habe bereits am ersten Verhandlungstag deutlich gemacht: "Wir haben stets zutreffend kommuniziert", sagte Wiedeking abschließend. Es bleibe deshalb dabei, er habe sich nichts vorzuwerfen.
Auch Ex-Finanzchef Härter äußerte sich in seiner abschließenden Stellungnahme ähnlich. Er habe sich zu Beginn der Verhandlung geäußert und den wahren Sachverhalt geschildert. Die Beweisaufnahme habe diesen eindeutig bestätigt. Über die ständig wechselnden Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft zeigte sich Härter indes verwundert. "Hätte ich so gerechnet wie die Staatsanwaltschaft, dann hätte sie mich angeklagt und das dann auch zu Recht", sagte Härter. Er habe jedoch nicht so gerechnet. Er habe sich nichts vorzuwerfen, sagte auch Härter in seinem Schlusswort.
Die Staatsanwaltschaft glaubt, dass Porsche Ende Oktober 2008 gar nicht mehr in der Lage gewesen wäre, die VW-Übernahme zu stemmen. Nach ihren Berechnungen hatten die komplexen Optionsgeschäfte der Porsche SE aufgrund sinkender Kurse der VW-Aktie in der Woche vor Bekanntgabe des Übernahmeplans am 26. Oktober zu Verlusten von rund 7 Milliarden Euro geführt. In der Folgewoche hätte nach Meinung der Staatsanwaltschaft einzig ein steigender VW-Kurs die Porsche SE "aus ihrem Verlustszenario" befreien können. Selbst ein gleich bleibender Kurs hätte in der Folgewoche zu weiteren milliardenschweren Verlusten geführt. So hatte die Staatsanwaltschaft in ihrem Plädoyer argumentiert.
Die Staatsanwaltschaft ist deshalb davon überzeugt, dass die beiden Manager im VW-Übernahmepoker im Jahr 2008 die Anleger mit unrichtigen öffentlichen Erklärungen täuschen und so den VW-Kurs manipulieren wollten. Zudem argumentieren die Ermittler, dass spätestens im März 2008 der Plan feststand, VW übernehmen zu wollen, dies jedoch erst Monate später öffentlich mitgeteilt wurde. In der Zeit dazwischen habe Porsche in mehreren Mitteilungen und Stellungnahmen diesen Plan dementiert.
Die beiden ehemaligen Porsche-Manager Wiedeking und Härter müssen sich deshalb seit vergangenem Oktober vor dem Stuttgarter Landgericht wegen des Vorwurfs der informationsgestützten Marktmanipulation verantworten.
Die Staatsanwaltschaft sei ihrer großen Verantwortung nicht gerecht geworden, resümierte am Montag Wiedeking-Anwalt Graf. "Seit über sechs Jahren hantiert sie sorglos mit den unterschiedlichsten Verdachtshypothesen", sagte Graf in seinem Plädoyer. Dabei sei Staatsanwalt Heiko Wagenpfeil vorgegangen "wie ein Krimiautor" und habe aus tatsächlichen Begebenheiten und "seiner blühenden Ermittlerfantasie" einen Sachverhalt "zusammengepuzzelt", sagte Graf.
Auch die Anwälte von Ex-Finanzchef Härter forderten den Freispruch ihres Mandanten. Härter habe sich hinsichtlich der Pressemitteilung vom 26. Oktober 2008 nichts vorzuwerfen. "Er ist auch insoweit freizusprechen", sagte Anne Wehnert in ihrem Plädoyer.
Es sei ein "billiger Trick" der Ankläger, wenn die Ermittler in ihren Berechnungen nur ein "kleines Zeitfenster" vom 16. bis zum 24. Oktober 2008 betrachteten, um in der Folge einen "vermeintlich besorgniserregenden" Verlust von 7 Milliarden Euro herbeizureden, der sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft in der Folgewoche im Falle einer Seitwärtsbewegung des VW-Kurses nochmals um 7 Milliarden Euro erhöht hätte, sagte Härter-Verteidigerin Wehnert.
Diese Betrachtungsweise ignoriere vollkommen vorangegangene Buchgewinne, die etwaige Verluste weitgehend neutralisiert hätten, sagte sie. Nach Ansicht der Verteidigung wären nicht Verluste von 14 Milliarden angefallen, wie es die Staatsanwaltschaft errechnet hatte, sondern lediglich ein Verlust von weniger als 200 Millionen Euro.
Die Staatsanwälte sagten am Montag am Rande der Verhandlung, solche Vorwürfe der Anwälte prallten "an der Robe" ab.
Für den Ex-Chef Wiedeking fordern sie eine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten, für den Ex-Finanzchef Härter sollen es zwei Jahre und drei Monate sein. Zudem beantragen die Ermittler eine Geldstrafe für die beiden von jeweils 1 Million Euro. Die Porsche SE soll zudem eine Geldstrafe von insgesamt 807 Millionen Euro zahlen.
Das Gericht wird voraussichtlich am 18. März ein Urteil sprechen.
Kontakt zum Autor ilka.kopplin@wsj.com
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March 14, 2016 14:09 ET (18:09 GMT)
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