22.09.2014 08:47:32

UPDATE: Siemens kauft Dresser-Rand für 7,6 Milliarden Dollar

   -- Siemens zahlt Kaufpreis in bar

   -- Dresser-Rand-Board hat Deal mit Siemens den Aktionären empfohlen

   -- Siemens verkauft Joint-Venture-Anteil an BSH an Bosch für 3 Mrd EUR

   (NEU: Verkauf von BSH-JV, Kontext)

   Von Shayndi Raice, Christopher Alessi und Markus Klausen

   Siemens hat bei seinem Geschäftsumbau mit zwei Milliarden-Deals einen bedeutenden Schritt vorwärts gemacht. Der Technologiekozern kauft den amerikanischen Ölindustrieausrüster Dresser-Rand für rund 5,8 Milliarden Euro und will damit am US-Schiefergasboom mitverdienen. Gleichzeitig schneidet Siemens alte Zöpfe ab: Aus dem traditionellen Haushaltsgeräte-Geschäft mit Bosch ziehen sich die Münchener komplett zurück und kassieren dafür 3 Milliarden Euro.

   Mit dem Kauf des US-Konzerns soll das Energietechnik-Geschäft ausgebaut werden, das Siemens-Chef Joe Kaeser als einen wesentlichen Wachstumsbereich auserkoren hat. Siemens zahlt Dresser-Rand 83 Dollar je Aktie in bar. Der Börsenkurs des US-Konzerns war am Freitag um 9,4 Prozent auf 79,91 Dollar beim Börsenschluss gestiegen, nachdem bereits durchgesickert war, dass Siemens eine Offerte vorlegen könnte.

   Der Verwaltungsrat von Dresser-Rand hat den Aktionären bereits empfohlen, die Offerte aus München anzunehmen. Siemens will die Übernahme bis zum Sommer 2015 abschließen.

   Der Dax-Konzern hat damit den Schweizer Rivalen Sulzer ausgestochen, der nach Angaben gut informierter Personen mit Dresser-Rand über einen aktienbasierten Zusammenschluss verhandelt hat. Die Tatsache, dass Siemens die Übernahme komplett in bar bezahlen wird, dürfte dem Technologiekonzern den entscheidenden Vorsprung im Bieterrennen gegeben haben, sagen Analysten. In Medienberichten hieß es zuletzt auch, dass General Electric eine Offerte für Dresser-Rand prüfe.

   Siemens hat im Jahr 2013 fast 76 Milliarden Euro Umsatz gemacht, während Dresser-Rand im selben Zeitraum umgerechnet 2,34 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftete.

   Der Zukauf passt zur Strategie von Kaeser, die Präsenz des Konzerns auf dem amerikanischen Energiemarkt zu stärken und am Schiefergasboom in den USA mitzuverdienen. Siemens stellt Gasturbinen und Ausrüstung für Gasförderer her, Dresser-Rand Kompressoren und Turbinen. Mit der Übernahme kann Siemens auch sein Dienstleistungsangebot im Bereich der Gasförderung ausweiten. Das könnte dem Konzern helfen, sich gewinnbringend am Geschäft mit hydraulischem Fracking in den USA zu beteiligen.

   Das große Zulieferernetz von Siemens würde es dem Dax-Konzern ermöglichen, sich Dresser-Rands profitables Ersatzteilgeschäft und dessen "sehr hohen Zufluss an wiederkehrenden Einnahmen" zunutze zu machen, hatte Robert Norfleet, ein Analyst der Anlageberatung Alembic Global, der sich mit Dresser-Rand befasst, gesagt. Nach Einschätzung von Analysten dürfte Dresser-Rand gleichzeitig von der wachsenden Nachfrage nach Kompressoren für Offshore-Ölbohrplattformen profitieren. Diese Nachfrage wird von der expandierenden US-Energieindustrie angeheizt.

   Während Siemens in dem auserkorenen Wachstumsbereich Energietechnik massiv investiert, ziehen sich die Münchener aus dem Haushaltsgeräte-Geschäft mit Bosch komplett zurück. Siemens verkauft seinen Anteil von 50 Prozent an den Joint-Venture-Partner Bosch für 3 Milliarden Euro. Zusätzlich erfolgt eine Ausschüttung von jeweils 250 Millionen Euro von BSH an Siemens und Bosch.

   Angesichts der Neustrukturierung von Siemens wurde zuletzt immer wieder darüber spekuliert, ob sich die Münchener nicht aus dem Bereich zurückziehen. Siemens und Bosch hatten ihre Aktivitäten auf dem Gebiet der Hausgeräte im Jahr 1967 zusammengefasst und BSH gegründet. Seitdem entwickelte sich BSH den Unternehmen zufolge zum größten Hausgerätehersteller in Europa mit rund 10,5 Milliarden Euro Umsatz in 2013 und weltweit etwa 50.000 Mitarbeitern. Das Produktportfolio umfasst Backöfen, Dunstabzugshauben, Geschirrspüler, Waschmaschinen oder auch kleine Hausgeräte wie Staubsauger, Kaffeevollautomaten oder Bügeleisen.

   Bosch, die besonders im Automobilzuliefer-Geschäft aktiv ist, will langfristig Hausgeräte unter der Marke Siemens weiter produzieren und vertreiben.

   Siemens kommt mit den beiden Milliarden-Deals einen erheblichen Schritt beim Geschäftsumbau voran. Kaeser hatte Anfang des Jahres die neue Unternehmensstruktur präsentiert, mit der sich der Konzern künftig stärker auf Energietechnik ausrichten will. Mit Beginn des neuen Geschäftsjahres im Oktober gehören die vier Sektoren, in die sich Siemens bislang gliederte, der Vergangenheit an - aus bislang 16 Divisionen werden neun. Kaeser will Siemens entlang der Wachstumsfelder Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung neu ausrichten.

   Das Energiegeschäft hatten die Münchener bereits durch den Kauf des Großteils des Energiegeschäftes von Rolls-Royce gestärkt. Dafür hatte Siemens vor einigen Monaten insgesamt knapp 1,2 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Im Juni unterlag Siemens allerdings dem US-Rivalen General Electric GE im Bieterkampf um das Energiegeschäft des französischen Gasturbinen-Herstellers Alstom.

   Auch regional hatten die Münchener einige Veränderungen vorgenommen. Im Mai machte Kaeser die Amerikanerin Lisa Davis zur Leiterin der Siemens-Sparte "Power", womit dieser Bereich damit erstmals direkt aus den USA gesteuert wird.

   Neben Siemens sind auch die deutschen Chemiekonzerne BASF und Wacker Chemie im amerikanischen Energiemarkt aktiv. Sie mischen dort in der Schiefergas-Produktion mit, die in den USA boomt, aber in Deutschland nach wie vor hochgradig umstritten ist.

   Mitarbeit: Markus Klausen

   Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

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   September 22, 2014 02:16 ET (06:16 GMT)

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