10.03.2014 15:05:32

UPDATE: SGL stellt sich auch 2014 auf Verluste ein

   --SGL Carbon rechnet auch 2014 mit Verlust

   --Preisdruck bei Graphitelektroden belastet

   --Kostensenkungen sollen weiter gehen

   (NEU: Aussagen aus der Pressekonferenz)

   Von Heide Oberhauser-Aslan

   Der tief in der Verlustzone arbeitende Graphitspezialist SGL Carbon erwartet erneut ein schwaches Jahr. In einigen Geschäftsbereichen sei weiterhin mit schwierigen Rahmenbedingungen zu rechnen, teilte das Wiesbadener Unternehmen bei Vorlage seines Geschäftsberichts für 2013 mit. Das gelte vor allem für das Kerngeschäft mit Graphitelektroden, wo sich der Negativtrend aus dem vierten Quartal nahtlos fortgesetzt habe. Das Geschäft steht wegen weltweiter Überkapazitäten in der Stahlindustrie, an die die Elektroden geliefert werden, unter Preisdruck. Auch bei Spezialgraphit sind Preise und Mengen zurückgegangen, was vor allem den Bereich Photovoltaik betraf.

   Im laufenden Geschäftsjahr rechnen die Wiesbadener daher mit einem deutlich rückläufigen operativen Ergebnis (EBIT) vor Restrukturierungsaufwendungen. Die schwache Preisentwicklung bei Graphitelektroden werden die - dank einer höheren Auslastung - bessere Geschäftsentwicklung in anderen Bereichen überlagern. Das Unternehmen erwartet im Gesamtjahr sowohl vor als auch nach Steuern einen weiteren Konzernverlust.

   "Wir müssen den Gürtel enger schnallen, wir müssen mit Restrukturierung weiter machen, aber gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen, weiter in die Zukunft zu investieren", sagte der neue Vorstandsvorsitzende Jürgen Köhler. "Diesen Spagat müssen wir hinkriegen", erklärte er. Bei Graphitelektroden müsse SGL Carbon hart daran arbeiten, Preise und Auslastung wieder nach oben zu schrauben.

   Im laufenden Jahr rechnet SGL Carbon mit weiteren Aufwendungen für das laufende Kostensenkungsprogramm "SGL15". Sie fielen jedoch deutlich geringer aus als im Vorjahr. Mit der Umsetzung des Kostensenkungsprogramms sieht sich der Konzern im Plan. Es werde mit höchster Priorität vorangetrieben.

   Mit dem Programm will der Konzern Einsparungen von mindestens 150 Millionen Euro erzielen, die Ende 2015 voll wirksam sein sollen. Ein Betrag von 50 Millionen Euro ist bereits 2013 an Einsparungen erzielt worden. Unter anderem sieht das Programm die Verschlankung der Managementstrukturen vor und die Neugestaltung von Prozessen.

   Das werde zu einem Personalabbau von 300 Stellen führen, sagte Köhler. Zudem sollen Produktionstandorte optimiert werden, was etwa die Zusammenfassung von Standorten bedeuten kann und die stärkere Nutzung von Synergien zwischen den Standorten. Die Stilllegung der beiden Graphitelektrodenstandorte in Kanada und Italien hat SGL bereits angekündigt. Ob noch weitere Standorte geschlossen werden, ließ der Manager offen.

   Des Weiteren soll das Portfolio auf den Prüfstand kommen: So soll etwa geprüft werden, ob Produkte und Produktlinien unter den derzeitigen Marktbedingungen noch Bestand haben. Auch weitere Verkäufe wie die zuletzt erfolgte Trennung vom Rotorblattgeschäft schloss Köhler nicht aus.

   Die Kosten sollen in diesem Jahr um einen mittleren bis hohen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag gesenkt werden, nach Einsparungen von 69 Millionen Euro 2013. Die Restrukturierungsaufwendungen veranschlagt das Unternehmen im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.

   Das MDAX-Unternehmen hatte bereits im Februar einen hohen Jahresfehlbetrag von knapp 400 Millionen Euro eingestanden, nach einem kleinen Gewinn von 6 Millionen Euro im Jahr davor. Das operative Ergebnis (EBITDA) ist um fast 60 Prozent auf 102 Millionen Euro gesunken. Die Dividende wurde gestrichen. Die Erlöse gaben um gut 10 Prozent auf 1,48 Milliarden Euro nach.

   SGL Carbon steht seit längerem unter Druck. Im vergangenen Jahr spürte der Konzern in allen Geschäftsbereichen Gegenwind. Vor allem bei Graphitelektroden machen dem Unternehmen die schwache Nachfrage aus der Stahlindustrie und ein scharfer Wettbewerb in Asien zu schaffen. Die Carbonfasersparte litt unter Auftragsverzögerungen und hohen Entwicklungsvorleistungen.

   Die Carbonfasersparte kämpft weiter mit Anlaufschwierigkeiten. "Ich glaube, wir sind da in der Vergangenheit zu optimistisch gewesen" sagte Köhler. Es werde doch deutlich länger dauern, diese neue Materialklasse zu etablieren.

   Vorsicht walten lassen will SGL in diesen schwierigen Zeiten bei den Investitionen. Auch hier werde das Unternehmen den Gürtel enger schnallen, sagte Köhler. Die etablierten Geschäftsfelder sollen seinen Angaben zufolge deutlich weniger Mittel für Anlagen und Investitionen bekommen. In Themen wie Instandhaltung, Umweltschutz und Sicherheit werde aber natürlich weiter investiert, sagte er.

   Mehr investieren will SGL Carbon aber in das Gemeinschaftsunternehmen mit BMW "SGL Automotive Carbon Fibers" (ACF). Mit der Sparte sei SGL "sehr happy", sagte er. Dort bereite sich das Unternehmen auf höhere Kapazitäten für die Carbonfasern für BMW vor. Aus dem Werk in Moses Lake (USA) werden Carbonfasern zur Serienfertigung an das gemeinsame Werk in Wackersdorf geliefert und dort zu Carbonfasergelegen weiterverarbeitet. Sie bilden das Ausgangsmaterial für die Herstellung von Bauteilen und Komponenten aus carbonfaserverstärktem Kunststoff im BMW-Werk in Landshut.

   Im Sommer 2013 ist die Gelegfertigung für den BMW i3 erfolgreich angelaufen. Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahr um mehr als 300 Prozent gesteigert worden. Allerdings drücken die hohen Anlaufkosten noch auf das Ergebnis. Aktuell werden die Kapazitäten an beiden Standorten stufenweise ausgebaut.

   Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com

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   March 10, 2014 09:33 ET (13:33 GMT)

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