31.03.2015 17:34:45
|
UPDATE/Katastrophen und Krisen führen Deutschland und Frankreich zusammen
--Merkel dankt Präsident Hollande für Unterstützung nach Flugzeug-Absturz
--Beide Politiker drängen Griechenland zu Reformversprechen
--Präsident und Kanzlerin verlangen von Iran, auf Atombombe zu verzichten
(NEU: völlig neu geschriebene Zusammenfassung)
Von Christian Grimm
BERLIN (Dow Jones)--Das Verhältnis zwischen den beiden mächtigsten Ländern Europas ist so eng wie lange nicht mehr. Die Krisen und Tragödien der vergangenen Monate haben beide Nationen und ihre Regierungen zusammenrücken lassen. Bei den drängenden politischen Fragen sprechen Paris und Berlin mit einer Stimme - sei es im Ukraine-Konflikt, dem Atomstreit mit dem Iran oder dem Griechenland-Drama.
Den emotionalen Kitt aber haben die Tragödien der jüngsten Vergangenheit geliefert. Da war die große Anteilnahme in Deutschland nach dem Angriff auf das Satireblatt Charlie Hebdo im Januar. Jetzt stärken die Nachbarn den Deutschen den Rücken. Nach der Flugzeugkatastrophe in der vergangen Woche ist die Arbeit und Umsicht der französischen Behörden bisher vorbildlich. Die Menschen im Departement Alpes-de-Haute-Provence zeigen ein großes Herz für die Angehörigen der 150 Toten.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bedankte sich am Dienstag nach ihrem Treffen mit Präsident Francois Hollande noch einmal ausdrücklich für Solidarität und Mitgefühl. Die Franzosen lebten in diesen Tagen auf "unglaubliche, unnachahmliche Weise" die deutsch-französische Freundschaft, sagte die CDU-Vorsitzende. Gegründet auf dieses emotionale Fundament passt derzeit kein Blatt Papier zwischen die Kanzlerin und den Präsidenten.
Beide Politiker forderten Griechenland dazu auf, endlich Ernst zu machen bei den Reformversprechen. "Die Zeit drängt. Das heißt, es gibt auch keine Zeit zu verlieren", betonte die deutsche Kanzlerin.
Hollande schlug in die gleiche Kerbe: "Wenn Griechenland in der Eurozone bleiben will, wird es zu einer Lösung beitragen." Die bevorstehende Moskau-Reise von Ministerpräsident Alexis Tsipras werteten Hollande und Merkel demonstrativ gelassen. Vertreter der europäischen Länder "können nach Moskau reisen, ohne dass das für Europa ein Problem ist", sagte der Staatschef.
Große Einigkeit herrscht auch bei den Nuklear-Gesprächen mit dem Iran. Deutschland und Frankreich definierten noch einmal die rote Linie für den Westen: Die Mullahs müssen der Atombombe abschwören, sonst gibt es kein Abkommen.
Man wolle eine Einigung, aber nicht um jeden Preis. "Es muss auch sichergestellt sein, dass die atomare Bewaffnung des Iran damit ausgeschlossen ist", verlangte die CDU-Chefin. Bis zum Ablauf des Tages haben die Verhandlungsdelegationen im schweizerischen Lausanne noch Zeit, um das Grundgerüst für einen Deal zustande zu bringen.
Selbst bei der Militärpolitik ist dieser Tage auf die Achse Berlin-Paris Verlass. Gemeinsam mit den Italienern wollen die drei Schwergewichte Europas eine waffenfähige Kampfdrohne für die Armeen entwickeln. Das Projekt soll bis 2025 abgeschlossen sein. Zuletzt hatten europäische Rüstungsvorhaben wie der Eurofighter oder der Transportflieger A400M nur für viel Ärger und zusätzliche Milliardenkosten gesorgt.
Deutschland beteiligt sich außerdem mit über 200 Millionen Euro an neuen Spähsatelliten der Nachbarn. "Das ist eine sehr wichtige Entscheidung, die wir getroffen haben", lobte Präsident Hollande. Er kündigte an, dass 2018 der erste der drei Späher ins All geschossen werden soll.
Der Motor der europäischen Einigung läuft derzeit so gut wie lange nicht. Der Streit um das zu hohe Defizit Frankreichs ist dabei völlig in den Hintergrund getreten. Bei allen anderen drängenden Problemen bringen Merkel und Hollande derzeit das gemeinsame Gewicht ihrer Länder auf die Waage.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/chg/smh
(END) Dow Jones Newswires
March 31, 2015 11:04 ET (15:04 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 11 04 AM EDT 03-31-15

Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!