06.07.2016 17:16:47
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UPDATE/Deutsche-Börse-Aktionäre dürften Fusion mit LSE zustimmen - Kreise
(NEU: Aktualisierte Andienungsquote, Stand Mittwoch 14.00 Uhr)
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach den Aktionären der London Stock Exchange (LSE) dürften auch die Anteilseigner der Deutschen Börse dem geplanten Zusammenschluss beider Unternehmen grünes Licht geben.
Wie Dow Jones Newswires von einer mit der Börsenfusion vertrauten Person erfahren hat, hat die Deutsche Börse keinen Zweifel daran, die benötigte Mindestschwelle von 75 Prozent zu erreichen. Börsenchef Carsten Kengeter befinde sich deswegen seit Wochen im Kontakt mit Investoren, heißt es.
Bislang sind laut Angaben der Eschborner zwar nur 6,36 Prozent der Anteile angedient worden. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich. Typischerweise dienen institutionelle Anleger ihre Stücke erst zu einem späteren Zeitpunkt an. Die Frist für die Anteilseigner endet am 12. Juli.
Nach dem "Brexit"-Votum ist allerdings die Zustimmung der Aufsichtsbehörden fraglich geworden. Diese stören sich an dem geplanten Sitz der Holding in London, der bald außerhalb der EU und damit außerhalb der Zugriffsrechte der Regulierungsbehörden liegen könnte.
Brexit ändert nichts an wirtschaftlicher Logik der Fusion Auch Analysten gehen davon aus, dass die Deutsche-Börse-Aktionäre den Zusammenschluss durchwinken werden. Denn auch nach dem Brexit-Votum bleibe die industrielle und wirtschaftliche Logik der Fusion von Deutscher und Londoner Börse bestehen, sagt Michael Seufert von der Nord/LB. Der Experte hält die "geplante Fusion weiterhin für strategisch richtig, um in einem global zusammenwachsenden Markt das Heft des Handelns in der Hand behalten zu können". Seufert empfiehlt den Aktionären, das Umtauschangebot anzunehmen.
Jupiter Asset Management, die laut den zuletzt verfügbaren Angaben mit mehr als 3 Prozent an der Deutschen Börse beteiligt sind, haben sich bereits für die Fusion ausgesprochen. Die Transaktion sollte nicht wegen "politischen Befindlichkeiten" angesichts des Brexit-Referendums vereitelt werden, erklärte Alexander Darwall, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management, am Dienstag in London. Eine Fusion würde die Effizienz erhöhen, und die Ersparnisse könnten an die Kunden weitergegeben werden.
Deal dürfte nicht an Umtauschverhältnis scheitern Unmittelbar nach dem Brexit-Referendum waren kritische Stimmen laut geworden, die das vereinbarte Umtauschverhältnis nicht länger für angemessen erachteten. Laut den Fusionsplänen sollen die Deutsche-Börse-Aktionäre 54,4 Prozent an der neuen Holdinggesellschaft halten. Wie die DZ-Bank anmerkt, entfallen auf die Deutsche Börse gegenwärtig aber etwa 57 Prozent der kombinierten Marktkapitalisierung der beiden Unternehmen und sogar etwa 64 Prozent des laut Bloomberg für die Geschäftsjahre 2016 und 2017 erwarteten kombinierten Gewinns.
Dass der Deal aus Sicht der Aktionäre der Deutschen Börse an Attraktivität verloren hat, bedeutet aber noch lange nicht, dass die Anteilseigner deswegen ihre Zustimmung verweigern werden. "Für die Aktionäre ist vor allem von Interesse, ob die Fusion insgesamt gewinnsteigernd ist", sagt ein Analyst. Deutsche Börse und LSE haben bei einer Fusion Kosten- und Umsatzsynergien von mindestens 700 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
Ein weiterer Grund, der für eine Zustimmung der Deutsche-Börse-Anteilseigner für die Fusion spricht, ist die Aktionärsstruktur des Eschborner Börsenbetreibers. Gemäß den zuletzt verfügbaren Informationen befinden sich 95 Prozent der Aktien der Deutschen Börse im Besitz von institutionellen Anlegern. Weit über die Hälfte sind Angelsachsen, die dafür bekannt sind, vor allem von wirtschaftlichen Erwägungen getrieben zu sein.
Hinzu kommt, dass 30 Prozent der Aktionäre sowohl Anteilseigner der Deutschen Börse als auch der London Stock Exchange sind. Für diese ist das Umtauschverhältnis ohnehin nur von untergeordneter Rolle, denn was sie auf der Bewertungsseite der Deutschen Börse verlieren, gewinnen sie auf der LSE-Seite - vorausgesetzt sie sind in beiden Börsenbetreibern gleichwertig gewichtet.
Die Aufsicht dürfte bei Sitz London nicht mitspielen Das Haupthindernis für den Börsen-Zusammenschluss liegt nicht bei den Aktionären, sondern bei der deutschen Aufsicht. Hier geht es vor allem um den geplanten Sitz der Holding in London, der ja vermutlich bald außerhalb der EU liegen wird. Der DZ Bank erscheint es "illusorisch", dass die Fusion mit Hauptsitz in London die erforderlichen regulatorischen Zustimmungen finden wird. Das hessische Wirtschaftsministerium hat bereits eine vertiefte Prüfung der Fusion angekündigt.
Auch Bafin-Präsident Felix Hufeld hat sich unlängst klar geäußert: "Zweifellos ist es aus meiner Sicht schwer vorstellbar, dass der wichtigste Börsenplatz im Euroraum von einem Headquarter gesteuert wird, das außerhalb der EU angesiedelt wird". Da werde man nachjustieren müssen. Die Bafin hat bei der Frage nach einem Standort zwar kein Veto-Recht, sie nimmt aber die Rolle des Experten ein, der von den Entscheidungsträgern um Rat gefragt wird.
Lösung könnte Doppelsitz der Holding sein Zwar hat sich nun auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in die Debatte eingeschaltet, und die Frage des Sitzes nicht zur allerwichtigsten erklärt. Die Deutsche Börse scheint aber keine Risiken eingehen zu wollen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, soll Börsenchef Kengeter den Aktionären bereits versprochen haben, eine Doppel-Holding in Frankfurt und London einzurichten. Damit wolle er den Wunsch der Aufsicht nach einem EU-Sitz der Börse erfüllen.
Für die vornehmlich internationalen Investoren dürfte der Sitz der Holding ohnehin nur von untergeordneter Rolle sein. Von einem emotionalen Blickwinkel gesehen "kümmert es mich nicht", wo der Hauptsitz ist, erklärte denn auch Fondsmanager Darwall von Jupiter Asset Management. Es sollte bei dem Deal nicht um politische Befindlichkeiten, sondern in erster Linie um die Bedürfnisse der Kunden gehen. Analysten schätzen die Chancen auf eine Genehmigung durch die Aufsicht bei einem Doppelsitz deutlich höher ein.
Ein Doppelsitz hätte auch den Vorteil, dass die britische Regierung bzw Aufsicht einem Zusammenschluss leichter zustimmen könnte. Beobachter schließen nicht aus, dass Downing Street bei einer vollständigen Verlagerung des LSE-Sitzes etwa in die neutralen Niederlande nicht mitspielen könnte. Durch den Brexit ohnehin geschwächt, bestünde nämlich die Gefahr, dass die Londoner City durch einen Wegzug der LSE noch weiter geschwächt würde.
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
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July 06, 2016 10:46 ET (14:46 GMT)
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