06.12.2012 16:45:37

UPDATE: Celesio setzt auf europäisches Apothekennetzwerk

   --Neues, einheitliches Konzept für Celesio-Apotheken

   --Verbund mit Partnerapotheken

   --Testphase für 2013 geplant

   (NEU: Details, Hintergrund)

   Von Natali Schwab

   Der Pharmagroßhändler Celesio will mit einem einheitlichen europaweiten Konzept Marktanteile im Apothekenmarkt gewinnen. Dabei setzen die Stuttgarter künftig ganz auf ihre britische Marke Lloyds. Zudem wird ein Kooperationskonzept für die Zusammenarbeit mit Partnerapotheken auf die Beine gestellt. Diese sollen mit den Celesio-Apotheken einen europaweiten Verbund bilden. Das neue Konzept soll 2013 getestet werden. Erste Pilotapotheken wurden in Großbritannien und Italien eröffnet.

   Celesio hatte vergangenes Jahr infolge einer stetig sinkenden Profitabilität einen Strategiewechsel eingeläutet und sich auf die Wurzeln zurückbesonnen: Den Pharmagroßhandel und das Apothekengeschäft. Randbereiche wurden mit Verlust abgestoßen.

   Celesio hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten ein Netz über mehr als 2.200 eigene Apotheken zusammengekauft oder neu aus dem Boden gestampft. Hinzu kommen 4.500 Partnerapotheken. Ein einheitliches Konzept fehlte bislang, je nach Land waren Konzepte und Erscheinungsbild in der Vergangenheit unterschiedlich.

   Das soll sich jetzt ändern. Die Celesio-eigenen Apotheken sollen künftig einheitlich unter dem britischen Markennamen Lloyds auftreten und verschiedene Dienstleistungen und Produkte anbieten. Dabei setzt Celesio auf ein umfassendes Konzept aus Information, Beratung und Betreuung mit verschiedenen Serviceangeboten, je nachdem, welche Spielräume der jeweilige nationale Gesetzgeber lässt. Begonnen wird das Beratungsangebot mit den Indikationen Haut und Schmerzen.

   Das kann dann so aussehen, dass sich Kunden einer Haut- oder Schmerzanalyse unterziehen, sich medizinisch beraten lassen und weitergehend in speziellen Veranstaltungen informieren können. Auch die richtige Einnahme von Medikamenten kann durch die Apotheken unterstützt werden.

   Aber auch das Apothekenmanagement und die Materialwirtschaft sollen effizienter gesteuert werden, so dass etwa häufig nachgefragte Medikamente besser verfügbar werden und damit Lagerbestände, Prozessaufwand und schließlich auch die Kosten sinken.

   Zudem wird ein Kooperationskonzept für die Zusammenarbeit mit unabhängigen Apotheken auf die Beine gestellt. Diese sollen mit den Celesio-Apotheken einen europaweiten Verbund bilden. Dabei unterstreicht Celesio die Unabhängigkeit der Partner: "Allein die Kooperationspartner entscheiden, ob und in welchem Umfang sie das Angebot nutzen wollen", sagte Celesio-Vorstand Stephan Borchert. "Sie bestimmen den Grad der Kooperation."

   Angesichts der unterschiedlichen rechtlichen Ausprägungen der nationalen Gesundheitssysteme würden das Apothekenkonzept und seine Module auf die jeweiligen nationalen Erfordernisse zugeschnitten.

   Mit dem neuen Konzept will Celesio das Apothekengeschäft schlagkräftiger machen. Zwar läuft der Bereich derzeit besser als der Pharmagroßhandel, der unter den Einsparungen im öffentlichen Gesundheitswesen und dem scharfen Wettbewerb leidet. Aber auch das Apothekengeschäft muss sich insbesondere im Ausland zunehmend der Konkurrenz der Drogerien und Supermärkte stellen.

   Denn nicht alle Länder sind so scharf reguliert wie Deutschland, das nur sehr enge Spielräume für den Verkauf auch rezeptfreier Medikamente lässt. Für die Apotheken gilt zudem das Fremdbesitzverbot, das heißt, sie müssen inhabergeführt sein. Mehr als drei Filialen darf ein Apotheker in Deutschland zudem nicht besitzen. Celesio verfügt deshalb im Heimatmarkt über keine eigene Apotheken, sondern nur über Partnerschaften.

   Die Regulierung hatte die Celesio AG bereits selbst zu spüren bekommen als sie vor einigen Jahren die Versandapotheke DocMorris für viel Geld kaufte. Die Übernahme war damals eine Wette auf eine Liberalisierung des Apothekenmarktes in Deutschland, die jedoch nie aufging.

   Als die Gerichte den Versandapotheken auch noch ihre bisherige Rabattpraxis untersagte, war das Geschäftsmodell DocMorris endgültig gescheitert. Davon abgesehen vergrätzte Celesio mit dem DocMorris-Abenteuer die eigene Kundschaft. Das Unternehmen wurde vor einigen Wochen mit hohem Verlust verkauft.

   Celesio erzielte im Apothekengeschäft in den ersten neun Monaten einen Umsatz von rund 2,6 Milliarden Euro, knapp sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Damit steuert der Bereich zwar nur die Minderheit zum Konzernumsatz von rund 16,7 Milliarden Euro bei, ist aber deutlich profitabler und erzielt im Verhältnis mehr Gewinn als der Pharmagroßhandel. Das operative Ergebnis der Apotheken lag etwa in den ersten neun Monaten bei knapp 200 Millionen Euro vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Der Großhandel erwirtschaftete bei 14,1 Milliarden Euro Umsatz mit 257 Millionen Euro nur unwesentlich mehr.

   Celesio ist im Apothekengeschäft derzeit in sieben Ländern aktiv. Großbritannien ist mit einem Umsatzbeitrag von rund 65 Prozent der mit Abstand wichtigste Markt für Celesio. Danach folgt Norwegen.

   Kontakt zum Autor: natali.schwab@dowjones.com

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   December 06, 2012 10:15 ET (15:15 GMT)

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