13.03.2007 16:08:00

UPDATE: Brüssel mahnt zu mehr Anstrengungen bei Handy-Fernsehen

(NEU: Mehr von Reding, Experteneinschätzungen, Hintergrund)

   Von Stefan Paul Mechnig

   Dow Jones Newswires

   DÜSSELDORF (Dow Jones)--Die EU-Kommission hat Industrie und Politik in Europa zu verstärkten gemeinsamen Anstrengungen aufgerufen, um beim Zukunftsthema Handy-Fernsehen international nicht ins Hintertreffen zu geraten. Insbesondere müsse sich die Branche endlich auf einen einheitlichen Übertragungstandard einigen, mahnte Kommissarin Viviane Reding am Dienstag im Interview mit der Nachtrichtenagentur Dow Jones Newswires.

   Sie sprach sich dabei klar für die Rundfunktechnik Digital Video Broadcasting for Handhelds (DVB-H) aus. Die bisherigen Anstrengungen in diese Richtung seien jedoch "in keiner Weise zufriedenstellend", kritisierte Reding.

   Die Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien sieht für mobiles Fernsehen in Europa ein "beachtliches Nachfragepotenzial". Dies zeigten die ersten Pilotversuche. Weltweit erwarte die Kommission bis 2009 ein Marktvolumen von 11,4 Mrd EUR. Der Markt für TV-fähige Handys könne sich dann auf 50 Mio Stück belaufen. Europa könne und müsse auf diesen Märkten eine "entscheidende Rolle" spielen. Das lasse sich aber angesichts der Konkurrenz aus Südostasien nur erreichen, wenn alle Beteiligten ihre Kräfte bündelten.

   "Sehen Sie sich einmal an, was China anlässlich der Olympischen Spiele in Peking in Sachen Handy-TV vorbereitet. Ich bin vor diesem Hintergrund nicht sonderlich beeindruckt von den Fortschritten, die Industrie und Politik in Europa bisher gemacht haben", monierte Reding. Angesichts der Anstrengungen der Wettbewerber könne man sich keine "Halbherzigkeiten" leisten: "Sonst verschwindet Europa beim Handy-TV von der Landkarte - und damit europäische Arbeitsplätze", warnte die Kommissarin. Dies werde sie auch auf der Hightechmesse CeBIT, die am Donnerstag in Hannover beginnt, zum Ausdruck bringen.

   So deutlich wie nie zuvor sprach sich Reding für DVB-H als Übertragungstechnik aus: "Wir haben mit DVB-H einen weiteren von der Industrie entwickelten offenen Standard aus der DVB-Familie - und dessen Potenzial sollten wir in Europa nutzen und verstärkt fördern." DVB-H wird bereits in Italien verwendet, wo binnen eines halben Jahres nach dem Marktstart rund 600.000 Kunden mit dem Handy fernsehen. Auch die großen Mobilfunknetzbetreiber in Deutschland - T-Mobile, Vodafone und O2 - setzen auf diesen Übertragungsweg.

   Daneben wird hierzulande und etwa in Großbritannien die Technik Digital Multimedia Broadcasting (DMB) genutzt. Sie hat aber weniger Kanäle und kann damit weniger Programme über das Mobilftelefon ausstrahlen. In Deutschland bieten unter anderem die Dienstleister debitel und mobilcom seit 2006 Programme via DMB an, kommen aber nach Einschätzung von Experten nur auf wenige Tausend Nutzer. Der Mobilfunkstandard UMTS hingegen gilt nicht als zukunftsweisend.

   In Fernost ist das Taschenkino bereits sehr erfolgreich. In Südkorea etwa gibt es anderthalb Jahre nach dem Start etwa drei Millionen Nutzer, die entweder frei empfangbare oder Bezahlprogramme auf Basis von DMB nutzen. Die Pay-TV-Abonnenten zahlten im Schnitt 10 bis 12 EUR, sagt Michael Schmid von der Berliner Unternehmensberatung Goldmedia, der gerade eine neue Studie zum Thema Handy-TV erstellt hat. In Japan kam das mobile Fernsehen vorigen April als komplett werbefinanziertes Modell mit einem eigenen Übertragungsstandard auf den Markt. Auch hier werden bereits um die drei Millionen Kunden gezählt.

   Reding sagte, es sei durchaus sinnvoll gewesen, in Europa ein Weile einen "Wettbewerb der Standards" zuzulassen, um den besten zu identifizieren. "Irgendwann muss man sich nun aber entscheiden, sonst verpuffen die möglichen Skaleneffekte des europäischen Binnenmarkts", warnte die Luxemburgerin: "Die Zeit zur Entscheidung ist jetzt - sonst verpasst Handy-TV den Zug zur Fußball-Europameisterschaft EURO2008."

   Ausschlaggebend für den Erfolg ist aus Sicht der Kommisssarin ein attraktives, verbraucherfreundliches Angebot. Das sieht auch Unternehmensberater Roman Friedrich von Booz Allen Hamilton so, der allein in Deutschland als größtem europäischen Fernsehmarkt 2008 eine Million Nutzer erwartet. Für 2011 sagt er eine Steigerung auf acht Millionen voraus. Ab dann könnte das Handy-Fernsehen nach seiner Schätzung auf ein Umsatzvolumen von 700 Mio EUR kommen und damit rund ein Drittel der erwarteten Datenerlöse ohne SMS-Textbotschaften von mehr als 8 Mrd EUR ausmachen.

   Webseite: http://ec.europa.eu/

   -Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires; +49 (0)211 - 13872 13,

   TMT.de@dowjones.com

   DJG/stm/rio

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   March 13, 2007 11:07 ET (15:07 GMT)

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