09.08.2016 15:30:45

UPDATE/AUSBLICK/Deutsches Wachstum schwächt sich im 2. Quartal ab

   Von Hans Bentzien

   FRANKFURT (Dow Jones)--Das Wirtschaftswachstum in Deutschland dürfte sich im zweiten Quartal - zumindest rechnerisch - deutlich verlangsamt haben. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen April und Juni um nur 0,2 Prozent gestiegen ist. Im ersten Quartal waren es noch 0,7 Prozent gewesen. Dahinter steckt keine fundamentale konjunkturelle Abschwächung, sondern der außergewöhnlich milde Winter, so dass erstes und zweites Quartal im Zusammenhang gesehen werden sollten.

   Allerdings würde ein so schwaches Wachstum in Deutschland die Frage aufwerfen, wie sicher die 0,3 Prozent Wachstum sind, die Eurostat vor zwei Wochen für den Euroraum geschätzt hat. Sowohl deutsche als auch Eurozone-BIP-Daten werden am Freitag veröffentlicht - um 8.00 und um 11.00 Uhr. Um 10.00 Uhr kommen die Daten aus Italien.

Staats- und privater Konsum sind Wachstumsstützen Über den grundlegenden Zustand der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal herrscht im Prinzip unter Analysten Einigkeit: Der Konsum von Staat und Privathaushalten ist derzeit die wichtigste Wachstumsstütze, ein Fragezeichen steht hinter den Investitionen der Unternehmen. Der Beitrag des Außenhandels zum Wachstum schwankt von Quartal zu Quartal.

   Schwer tun sich (auf der Entstehungsseite des BIP) Industrie und Bauwirtschaft. Grund ist vor allem, dass der Zuwachs am Bau von 3,4 Prozent im ersten Quartal auch daher rührte, dass das Saisonbereinigungsverfahren für die Wintermonate eine geringere Aktivität unterstellt. Bleibt die Aktivität wegen milder Witterung auch nur konstant, wird das als Anstieg gemessen. Im zweiten Quartal fehlte dafür die von der Saisonbereinigung unterstellte Erholung.

Kein Wachstumsbeitrag von der Produktion Auch in der Industrie dürften solche Effekte eine, wenn auch keine so starke, Rolle gespielt haben. Hier belasten grundsätzlich die schwachen Auftragseingänge. Die sind im zweiten Quartal um 0,5 Prozent gesunken, die Produktion ging um 1,0 Prozent zurück. Angesichts eines Zuwachses von 1,8 Prozent im ersten Quartal ist kein Wachstumsbeitrag von der Produktion zu erwarten.

   Alexander Krüger, der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, fragt sich angesichts dieser Zahlen, warum manche Ökonomen für Deutschland sogar 0,3 Prozent und mehr Wachstum erwarten. "Wir sehen das Wachstum zwischen 0,2 und 0,1 Prozent", sagte er.

   Und Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz prognostiziert Deutschland nur deshalb 0,2 Prozent Wachstum, weil "die recht kräftige Zuwachsrate des realen Bruttoinlandsproduktes im Euroraum nur zu erklären ist, wenn das deutsche Bruttoinlandsprodukt um etwa 0,25 Prozent zugelegt hat".

Positiver Außenbeitrag möglich

Uwe Dürkop von der Berliner Sparkasse erwartet, dass der Außenhandel den Rückprall-Effekt beim BIP gedämpft hat, weil die Einfuhren bei mehr oder weniger stagnierenden Ausfuhren deutlich gesunken sind. Das wäre zwar ein negatives Konjunktursignal, würde aber einen positiven Außenbeitrag ermöglichen.

   Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen rechnet nach den aktuellen Handelsbilanzdaten für Juni damit, dass das Wachstum sogar maßgeblich vom Außenhandel gestützt worden ist. "Wir werden einen sehr ordentlichen Außenbeitrag haben, weil die realen Exporte gestiegen, aber die realen Importe gesunken sind", sagte er. Sehe man sich alleine die Daten von der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an, habe man dagegen Mühe, überhaupt auf einen positiven Wachstumswert zu kommen.

   Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com

   DJG/hab/smh

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   August 09, 2016 09:00 ET (13:00 GMT)

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