23.10.2009 14:20:18

UPDATE: AUA-Aktie stürzt mit Lufthansas Squeeze-Out-Vorschlag ab

(NEU: Aktienkurs der Austrian Airlines, Analystenkommentare, Hintergrund) Von Eyk Henning

   Dow Jones NEWSWIRES

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Lufthansa AG hat am Freitag mit der Ankündigung eines überraschend niedrigen Barangebots für die verbliebenen Aktionäre der Austrian Airlines AG (AUA) zumindest kurzfristig für einen abrupten Kurssturz des Wiener ATX-Titels gesorgt. Denn mit der Barabfindung von 0,50 EUR je Aktie sollen die Minderheitsaktionäre in dem noch zu startenden Abfindungsverfahren weit weniger erhalten als die Lufthansa im Februar den Aktionären beim Übernahmeangebot mit 4,49 EUR pro Anteilschein geboten hatte.

   Nachdem die AUA-Aktie zunächst vom Handel ausgesetzt worden ist, stürzte sie direkt nach Wiederaufnahme auf bis zu 2,20 EUR ab. Gegen 13.47 Uhr verliert sie 12,2% auf 3,80 EUR. Dabei hatte Lufthansa-CEO Wolfgang Mayrhuber bereits Anfang September bei Ablauf des offiziellen Übernahmeangebots angekündigt, dass die Lufthansa beim Squeeze-Out einen geringeren Preis als 4,49 EUR je Aktie zahlen werde.

   Dennoch seien die angebotenen "0,50 EUR pro Aktie überraschend wenig", urteilte Analyst Oliver Caspari vom Bankhaus Lampe in einer ersten Reaktion. Entscheidend für die Festlegung eines angemessenen Preises ist, ob und wie die Hilfsmaßnahmen der österreichischen Regierung und der Lufthansa in die Bewertung einfließen.

   Entsprechend glaubt Analyst Bernd Maurer von der Raiffeisen Centrobank, dass die AUA-Aktie aufgrund der Schuldenübernahme durch den österreichischen Staat und die zu erwartenden Synergien beim Zusammenschluss mit der Lufthansa deutlich mehr wert wäre. Er empfiehlt die AUA-Aktie folglich weiterhin mit "Halten". Allerdings räumte der Analyst auch ein, dass der "Stand-Alone-Wert" der AUA niedriger wäre als die genannten 0,50 EUR.

   Tatsächlich kann über den fairen Squeeze-Out-Wert der Aktie gestritten werden. Denn Austrian Airlines und Lufthansa teilten am Freitag lediglich mit, AUA-Vorstand und die von der Lufthansa gehaltene ÖLH Österreichische Luftverkehrs-Holding-GmbH hätten sich auf diesen Betrag geeinigt.

   Wie sich der Betrag von 0,50 EUR aber errechnet, wollte eine Lufthansa-Sprecherin am Freitag auf Anfrage von Dow Jones Newswires nicht erläutern. Sie verwies auf die voraussichtlich Mitte Dezember stattfindende außerordentliche Hauptversammlung, auf der das anwesende Kapital über den Squeeze-Out entscheiden wird. Als reine Formalie gilt derweil die Zustimmung des Aufsichtsrats der AUA, welcher die Angemessenheit der Barabfindung in den kommenden Tagen prüft.

   Der jetzt genannte Wert von 0,50 EUR geht nach Angaben eines weiteren Analysten, der namentlich nicht genannt werden wollte, auf ein Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte zurück, das im Auftrag der Lufthansa erstellt worden sei. Deloitte wollte sich am Freitag auf Anfrage nicht zu der Angelegenheit äußern.

   Ob die verbliebenen Altaktionäre am Ende tatsächlich nur 0,50 EUR erhalten werden, erwartet Analyst Maurer nicht unbedingt: "Das ist nicht in Stein gemeißelt". Angesichts des aktuellen AUA-Kurses von deutlich über 0,50 EUR teilen einige Marktteilnehmer diese Einschätzung offenbar.

   Denn zum einen steht das gerichtliche Gutachten über den Barabfindungspreis noch aus. Dieses muss gemäß österreichischem Recht einen Monat vor der außerordentlichen Hauptversammlung vorliegen - nach dem jetzigen Stand also Mitte November. Zum anderen muss sich die Lufthansa, die derzeit 95,4% an der AUA hält, wohl oder übel auf eine Klagewelle von Minderheitsaktionären einstellen. Zumindest einige dürften sich nämlich mit dem Barabfindungsangebot nicht zufrieden geben wollen. Um diesen Prozess und damit die vollständige Übernahme so rasch wie möglich abzuschließen, könne die Lufthansa unter Umständen auf einen Vergleich mit den restlichen Aktionären drängen, mutmaßte Centrobank-Analyst Maurer.

   So oder so: Insgesamt wird sich die Übernahme über ein Jahr hinziehen. Anfang Dezember 2008 hatte sich die "Kranich-Airline" auf die Übernahme des bis dato staatlichen Anteils an der defizitären AUA von knapp 42% geeinigt. Als Kaufpreis wurden dafür zunächst 366.000 EUR vereinbart, die abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung der Fluglinien um 162 Mio EUR aufgestockt werden können.

   Ende Februar dieses Jahres folgte dann das Angebot an die restlichen Aktionäre. Je AUA-Aktie bot Lufthansa 4,49 EUR, was einem Aufschlag von 69% vor Bekanntwerden der Offerte entsprach. Ende August hatte die Europäische Kommission dann die Transaktion freigegeben und auch die Restrukturierungsbeihilfe für Austrian Airlines durch die österreichische Regierung von 500 Mio EUR bewilligt. Die Lufthansa erklärte sich zu Übernahme von Schulden in Höhe von 500 Mio EUR bereit.

Webseite: www.lufthansa.de

- Von Eyk Henning, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 111, eyk.henning@dowjones.com

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