20.02.2020 13:56:00

UNIQA-Kosten sollen herunter - CEO: "Das ist unsere Achillesferse"

Das Jahr 2020 wird spannend für den UNIQA-Versicherungskonzern: Bis Herbst soll der Mega-Zukauf mehrerer AXA-Osteuropa-Töchter für eine Milliarde Euro über die Bühne sein und im September der neue Strategieplan 3.0 präsentiert werden, der letzte datiert von 2011. "Die Kosten sind eindeutig zu hoch, das ist die Achillesferse der UNIQA", sagte CEO Andreas Brandstetter am Donnerstag vor Journalisten.

Die Kosten seien "eines der Hauptthemen, denen wir uns widmen müssen", verwies der CEO auf die im Vorjahr von 25,9 auf 27,2 Prozent gestiegene Kostenquote - der einzige Wermutstropfen im "höchst erfolgreichen Geschäftsjahr 2019". Grund seien auch höhere Personal- und IT-Kosten sowie mehr Aufwendungen für das Innovations- und Investitionsprogramm. Man sei dabei, bis 2026 eine komplett neue IT in der UNIQA hinzustellen, sagte Brandstetter. Auch die Regulatorik belaste, durch Datenschutz (DSGVO), Rechnungslegung (IFRS) sowie Vorschriften für Kapital (Solvency II) und Vertrieb (IDD), sagte CFO Kurt Svoboda: "Wir unterstützen Regularien, wollen aber keine Überregulierung", etwa fünf Formulare für einen Traktoranhänger.

Auch wenn nun nur zwei Gesellschaften zusammengelegt würden - UNIQA International wird auf die UNIQA Österreich verschmolzen -, die Börsen-Holding (dann ohne Rückversicherung) aber bleibt, würden die mit der Strukturvereinfachung angepeilten Ziele einer Komplexititäts- und Kosten-Senkung bestehen bleiben, betonte Brandstetter. Auch die Neuaufstellung der Gremien bleibe wie im November kommuniziert. Eine Dreier-Fusion hätte zu große Nachteile gebracht, begründete der CEO, warum es nur die Zweier-Fusion gibt. Was eventuell in Österreich an Aufgaben wegfällt und allfällige personelle Auswirkungen könne man im September nennen. Im Schnitt beschäftigte die UNIQA Group 13.038 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente), nach 12.818 im Jahr davor.

In den Vorständen hierzulande gibt es übrigens weiterhin keine Frau: Es sei keine ausreichend Qualifizierte gefunden worden, habe der Aufsichtsrat (zu einem Drittel aus Frauen bestehend) erklärt, sagte Brandstetter. In sechs von 17 Ländern habe die UNIQA aber Frauen als CEOs, in Bosnien seien ausschließlich Frauen im Vorstand.

2020 will die UNIQA auch ohne CEE-Zukäufe die Einnahmen weiter steigern und die Kosten/Schaden-Relation gemessen an den Prämien weiter verbessern. 2019 legte das Vorsteuerergebnis (EGT) auf vergleichbarer Basis zu, rechnet man einen Sondererlös aus dem Casinos-Anteilsverkauf 2018 heraus. Absolut blieb das EGT der UNIQA mit 295,7 (294,6) Mio. Euro gleich - bereinigt um die Casinos hätte es 19,5 Prozent Anstieg gegeben.

Das Konzernergebnis betrug 232,4 (243,3) Mio. Euro, womit das Ergebnis je Aktie auf 0,76 (0,79) Euro sank. Die Dividende steigt dennoch - zum achten Mal in Folge -, wenn auch nur geringfügig von 0,53 auf 0,54 Euro je Aktie. Die Dividendenrendite lag zuletzt bei etwa fünfeinhalb Prozent, Ende 2019 waren es 5,9 Prozent. Das Ziel sind 5 bis 6 Prozent, wie Svoboda sagte.

Die verrechneten Prämien steigerte die UNIQA Group 2019 um 1,2 Prozent auf 5,373 Mrd. Euro. Im Segment Österreich legten die Bruttoeinnahmen in Schaden/Unfall um 3,4 Prozent auf 1,761 Mrd. Euro zu, jene in der Krankensparte (in der die UNIQA mit 46 Prozent Marktanteil führend am heimischen Gesundheitsmarkt ist) um 4,7 Prozent auf 1,056 Mrd. Euro; in der Lebensversicherung sanken sie um 3,7 Prozent auf 983,9 Mio. Euro - im Segment Österreich gab es somit ein Prämienplus von 1,8 Prozent auf 3,801 Mrd. Euro. UNIQA International verzeichnete 1,561 (1,565) Mrd. Euro Bruttoprämie, um 0,2 Prozent weniger; dabei gab es in S/U ein Plus von 0,9 Prozent auf 1,077 Mrd. Euro, in Leben ein Minus von 2,4 Prozent auf 409,8 Mio. Euro.

Die gesamte Gruppe nahm 2019 in Schaden/Unfall mit 2,847 Mrd. Euro um 2,6 Prozent mehr ein; in der Krankenversicherung betrug das Plus 4,1 Prozent auf 1,131 Mrd. Euro; in Leben waren es mit 1,395 Mrd. Euro um 3,7 Prozent weniger. 2020 sollen die Prämien der Gruppe leicht steigen - in Schaden/Unfall um zwei Prozent und in der Krankenversicherung um etwa drei Prozent, heißt es im Ausblick. In der Sparte Leben sieht man weitere Rückgänge, bedingt durch die rückläufige Nachfrage in Österreich. Einmalerläge biete man keine mehr an, das neue LV-Produkt ohne Zinsgarantie sei mehr als 30.000 mal verkauft worden.

Svoboda, Chef von UNIQA Österreich und Präsident des Versicherungsverbandes, plädierte dafür, die 4-prozentige Versicherungssteuer für Vorsorgeprodukte und die Kapitalertragsteuer (KESt) auf umweltbezogene Infrastruktur-Investments zu halbieren. Die vier Prozent Steuer seien international gesehen "hoch", teils sogar "einzigartig". Und Infrastruktur-Investments etwa für Lawinenverbauungen oder Hochwasserschutz könnten durch eine Entlastung angekurbelt werden. Naturereignisse hätten die UNIQA 2019 mit 40 Mio. Euro belastet, hinzu kämen 10 Mio. Euro für die Erdbeben in Albanien (dort ist man Marktführer).

Die Combined Ratio, Schäden und Kosten bezogen auf die Prämien, verbesserte sich netto auf 96,4 (96,8) Prozent. Bei der Combined Ratio strebe man auch 2020 eine weitere Verbesserung an, so die UNIQA. Das Kapitalanlageergebnis blieb 2019 trotz Niedrigzinsen mit 585,2 Mio. Euro auf dem Niveau des Jahres davor (585,0 Mio. Euro). Die Rendite der Kapitalanlagen bezifferte der CFO mit "sehr positiven" 2,8 Prozent - auch bei den 3 Mrd. Euro Neuinvestments 2019 habe sie diesen Wert erreicht. Der Kapitalanlagenbestand wuchs von 19,337 Mrd. auf 20,625 Mrd. Euro. Der finale Konzernbericht kommt am 16. April.

Mit dem Erwerb der AXA-Töchter in Polen, Tschechien und Slowakei will die UNIQA ihre Kundenzahl um fünf Millionen steigern - damit werde man das 2011 für heuer definierte Ziel von 15 Millionen Kunden erreicht haben, sagte Konzernchef Brandstetter. Drei Viertel dieser Kunden werden sich dann in CEE befinden - und mit Polen gibt es erstmals ein Land, das (mit dann 5 Mio.) mehr Kunden als Österreich (3,6 Mio.) zählt. Der Prämienkuchen soll um 800 Mio. Euro wachsen, die Mitarbeiterzahl um rund 2.100.

Der Kaufpreis von einer Milliarde Euro soll übrigens "komplett fremdfinanziert" werden, sagte Svoboda - außer es sei zum Beispiel fürs Absichern des Rating besser, nur 900 Mio. Euro fremd zu finanzieren und 100 Mio. Euro selbst. Die Zielquote fürs Eigenkapital - die Solvency Capital Ratio - liegt bei 155 bis 190 Prozent. Nach der Übernahme wird diese im oberen Drittel dieser Bandbreite liegen, "knapp unter 200 Prozent", so Svoboda. Ansonsten wären es 215 Prozent gewesen. Die AXA-Gesellschaften würden 70 bis 80 Mio. Euro EGT im Jahr beisteuern, etwa ebenso viel wie derzeit die UNIQA International, sagte Brandstetter.

(GRAFIK 0248-20, Format 88 x 88 mm) (Schluss) sp/itz

ISIN AT0000821103 WEB http://www.uniqagroup.com

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