Insolvenz im Blick |
28.11.2023 17:50:00
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UNIQA könnte Totalausfall der SIGNA-Anleihe gut verschmerzen - UNIQA-Aktie dreht ins Plus
Der Versicherer hält derzeit SIGNA-Papiere im Umfang von 80 Mio. Euro. Im Falle eines Totalausfalls gingen aber nicht die gesamten 80 Mio. Euro in die Gewinn- und Verlustrechnung ein, sondern ein Teil davon - eben die 25 Mio. Euro. Der Rest des verbleibenden Exposures würde sich auf das Eigenkapital niederschlagen, aber dort sei es "sehr sehr leicht verschmerzbar", sagte der UNIQA-Chef. "Es wird die UNIQA schmerzen, aber wir werden es sehr sehr sehr (sic!) gut verdauen können", so Brandstetter. Wie es generell weitergehe mit der SIGNA, wisse er nicht.
Solange der Schuldendienst für die Anleihe aber weiter erfolge, werde und könne man die Anleihe nicht in den Büchern abwerten. Die Anleihe sei erst vor ein paar Jahren gezeichnet worden und habe eine Laufzeit von 30 Jahren. Das SIGNA-Exposure der UNIQA müsse weiters in Relation zum gesamten veranlagten Vermögen, das 21 Mrd. Euro ausmacht, gesetzt werden, sagte Brandstetter erneut.
Auch in Hinblick auf die gesamte Immobilienbranche und mögliche Insolvenzen in dem Sektor zeigte sich der UNIQA-Chef gelassen. "Ich sehe da keine relevanten negativen Effekte für die österreichische oder für die europäische Versicherungsbranche", sagte Brandstetter, der auch Vorsitzender der europäischen Versicherungswirtschaft ist. Im Falle eines Ausfalles gebe es auch genügend Assets, die man auch verwerten könne.
Gesundheit und Pflege immer wichtigere Themen für UNIQA
Die UNIQA konzentriert sich immer stärker auf das Thema Gesundheit und Pflege. Seit einigen Jahren ist der Versicherer auch an der 24-Stunden-Heimpflegeagentur Cura Domo beteiligt. In dem Bereich drohe jedoch ein massiver Personalmangel, bis zum Ende des Jahrzehnts, also bis 2030, würden laut Schätzungen rund 20.000 Personenbetreuer und -betreuerinnen in Österreich fehlen, sagte UNIQA-Chef Andreas Brandstetter am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
"Was wir nicht nachvollziehen können ist, warum Personenbetreuer und -betreuerinnen nicht auf der Mangelberufsliste stehen", sagte Brandstetter. Man bräuchte die Arbeitskräfte aber dringend und außerhalb der EU gebe es großes Potenzial. So wären schätzungsweise 2.000 bis 3.000 Personen in Serbien und Bosnien bereit, nach Österreich zu kommen um als Pfleger oder Pflegerin zu arbeiten, hätten jedoch keine Erlaubnis, so Brandstetter.
Als Mangelberufe gelten solche, in denen in diesem Jahr weniger als 1,5 Arbeitssuchende pro beim AMS gemeldeter offener Stelle zur Verfügung standen. Für diese Berufe gibt es erleichterte Zulassungsvoraussetzungen für den Erhalt der Rot-Weiß-Rot-Karte und damit Zugang zum Arbeitsmarkt.
Nicht nur im Bereich Pflege, auch in private Spitäler (Confraternität, Goldenes Kreuz, Privatklinik Döbling) ist die UNIQA investiert. In diesem Bereich sollen in den kommenden Jahren 245 Mio. Euro in den Ausbau der Infrastruktur fließen. Für den Konzern sei das Geschäft mit den Privatspitälern zwar kein sonderlich profitables, man tue es dennoch, da es in ganz Europa massiven Druck auf das öffentliche Gesundheitssystem gebe und man den Versicherungskunden auch eigene Häuser für die Gesundheitsversorgung anbieten wolle, so Brandstetter.
Als Konkurrenz zum staatlichen System sehe er das Engagement der UNIQA im Gesundheitsbereich aber explizit nicht. Generell fließe laut Brandstetter in dem Sektor aber nicht genug Geld in die Vorsorge. Nur zwei Prozent aller staatlichen und privaten Gesundheitsausgaben gingen in die Prävention, der Rest fließe in die Reparatur.
Grüne Projekte: Lange Verfahrensdauern schränken Möglichkeiten der Versicherer ein
Lange Verfahrensdauern bei Projekten für alternative Energien wie Wind, Solar und Wasserkraft schränken laut UNIQA-Chef Andreas Brandstetter die Möglichkeiten der Versicherer in Österreich ein, sich über Investitionen an der grünen Transformation zu beteiligen. "Es gibt zu wenig Anlagehäfen für uns, um unsere Assets zu investieren", sagte Brandstetter am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Die UNIQA habe 21 Mrd. Euro an zu veranlagendem Vermögen, davon seien aber nur rund 10 Prozent wirklich nachhaltig grün, so Brandstetter. Die UNIQA wäre aber durchaus bereit und in der Lage, mehr zu investieren, könne aber nicht wegen der langen Verfahrensdauern.
Das Problem ziehe sich durch die gesamte Versicherungswirtschaft, so der UNIQA-Chef. Mit einem zu veranlagenden Vermögen von 11 Billionen Euro europaweit sei die Versicherungswirtschaft der mit Abstand größte Investor. Die grüne Transformation könne nur gelingen, wenn die Versicherungswirtschaft diese Gelder in die richtige Richtung lenken könne.
Die UNIQA selbst mache bereits seit 2019 kein Neugeschäft mehr im Kohlebereich (für Unternehmen, die mehr als 10 Prozent ihres Umsatzes mit Kohle erzielen). Der Ausstieg aus dem Neugeschäft mit Firmen, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes aus Öl erzielen, erfolge mit Anfang 2024. Im Jahr darauf werde auch das Neugeschäft mit Gas eingestellt.
Auch auf der Investmentseite gebe es keine neuen Investments mehr in Kohle und Öl, ab 2026 soll es auch keine neuen Investments in Erdgas mehr geben. Bis 2030 sollen alle Investments in Unternehmen auslaufen, die mehr als 5 Prozent ihrer Einnahmen aus Aktivitäten mit Kohle oder Öl erzielen. Bei Erdgas sei die Deadline 2035.
Der Versicherer will seine bestehenden Kunden explizit bei der grünen Transformation unterstützen. Vor diesem Hintergrund will die UNIQA in diesem Bereich in das Beratungsgeschäft einsteigen. Es gebe unter den Versicherungskunden eine große Nachfrage nach Beratung bei der grünen Transformation. Dieser wolle man mit einem neuen Unternehmen, dass im kommenden Jahr gegründet werden soll, nachkommen. Das neue Unternehmen soll 50 Beschäftigte in Wien haben, wie es heißen soll, sei aber noch nicht fix.
Im Wiener Handel ging es für die Aktie von UNIQA letztlich 0,52 Prozent auf 7,71 Euro aufwärts, womit der Aktie der Sprung in die Gewinnzone gelungen ist.APA
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