Sanktionen treffen Moskau 28.02.2022 17:55:00

Ukraine-Wifo-Chef: RBI benötigt Schutz - Aktie bricht zweistellig ein

Ukraine-Wifo-Chef: RBI benötigt Schutz - Aktie bricht zweistellig ein

Für Russland seien seine Währungsreserven nun deutlich weniger nützlich, es drohe ein Run auf Russlands Banken mit einer ausgemachten Finanzkrise, sagte Felbermayr am Montag im Ö1-Morgenjournal. Über die RBI sollte ein Schutzschirm gespannt werden.

Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) sei mit ihren Investments in Russland in Prozent der Bilanzsumme die wahrscheinlich am stärksten betroffene Bank überhaupt, noch vor der UniCredit oder Societe Generale, "da haben wir echt ein Thema". "Da wird man jetzt einen Schutzschirm spannen müssen, damit das nicht zu echten Problemen bei der RBI führt, das muss man sehen im Laufe des Tages", meinte der Leiter des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) in der Früh im ORF-Radio.

"Ob die RBI einen Rettungsschirm braucht, das muss man sehen", sagte Felbermayr im Ö1-Mittagsjournal. Er gehe davon aus, dass die RBI bereits Vorkehrungen getroffen habe. Er habe nur zum Ausdruck bringen wollen, dass es wichtig sei, dieses Risiko im Blick zu haben: "Es wäre unschön, wenn aus einer russischen Finanzkrise auch Probleme für den österreichischen Bankenmarkt erwachsen." Für einen möglichen Schutzschirm gebe es "keine unmittelbare und akute Notwendigkeit", hielt der Wifo-Chef auf Twitter fest. Dennoch müssten gerade jetzt Finanzmarktrisiken im Blick behalten werden - für mögliche Verwerfungen sei der heimische Finanzmarkt gut gerüstet. Die schon vorige Woche stark unter Druck gestandenen RBI-Aktien gaben am Montag bis zu gut 18 Prozent nach und notierten zuletzt um 15 Prozent tiefer.

Die Geschäftsbanken würden natürlich an der russischen Zentralbank hängen. Diese stelle sicher, dass der Rubel gegen den Euro oder den Dollar austauschbar, also konvertibel sei. Die Zentralbank sei auch zuständig dafür, dass der Zahlungsverkehr laufe. Und jetzt sehe man, dass die Notenbank auf ihre Reserven, die großteils in Frankfurt sowie anderswo im Ausland liegen würden, nicht mehr zugreifen könne. Dann könnten Forderungen russischer Banken gegenüber ihrer Zentralbank nicht mehr befriedigt werden. "Das heißt, wir müssen damit rechnen, dass es in Russland 'Bank Runs' gibt, also einen Ansturm auf die Banken. Eine ganz ausgemachte Finanzmarktkrise droht da."

"Die Gretchenfrage in den nächsten Stunden" ist für den Wifo-Chef, ob unter diesen Bedingungen - der Kombination von Swift-Sanktionen plus Zentralbank-Sanktion - Russland überhaupt bereit sei, weiter Gas zu liefern, denn mit den Euros, die da jetzt durch Ausnahmen von den Swift-Sanktionen weiter fließen können, könne Russland wenig anfangen. "Das ist quasi, als ob man anschreiben ließe irgendwo im Ausland, da baut sich dann jetzt ein Euro- oder Dollar-Guthaben auf, aber das kann Russland nicht einsetzen, um damit zum Beispiel in Indien oder in Japan irgendwelche wertvollen Dinge zu kaufen, die für die Kriegsführung relevant wären", so Felbermayr.

Russland könne vermutlich eine ganze Weile ohne diese Deviseneinnahmen funktionieren, so der Wifo-Chef. "So schnell wird Russland nicht zusammenbrechen, das ist klar." Aber die Kosten dieser Eskalation würden jetzt bei den Russen sehr viel deutlicher spürbar. "Und man kann hoffen - das ist ja auch das, was man mit den Sanktionen bezwecken will -, dass der Widerstand gegen diesen Krieg in Russland deutlich wächst."

RBI-Chef Strobl: Haben starke Liquiditätsausstattung in Russland

Als Reaktion auf die Aussagen des Wifo-Chefs Gabriel Felbermayr rund um einen potenziellen Schutzschirm für die Raiffeisen Bank International (RBI) meldete sich am Montag Bankchef Johann Strobl zu Wort und unterstrich die stabile Lage der russischen Banktochter. "Unsere russische Tochterbank verfügt über eine sehr starke Liquiditätsausstattung und verzeichnet Zuflüsse. Die Kapitalposition ist ebenfalls stark", so Strobl in einer Stellungnahme.

Die russischen Kunden hätten Vertrauen in die Bank. Gleichzeitig würden die Mitarbeiter in der Ukraine die wichtigsten Bankdienstleistungen aufrechterhalten, so Strobl weiter, der sich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedankte. "Dienstleistungen werden unter der Voraussetzung angeboten, dass keine Gefahr für die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden besteht", hieß es in einem bereits am Vormittag von der RBI veröffentlichten Statement.

Eine abschließende Einschätzung zu der Lage in den Ländern könne derzeit nicht gegeben werden, da die Sanktionen "fast täglich" ausgeweitet würden, so die Bank. "Sie sind hart und in ihren Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft weitreichend. Die Auswirkungen auf die RBI-Gruppe werden analysiert."

Vorsichtig äußerte sich heute Erste-Group-CEO Bernd Spalt: "Ich halte die RBI für eine sehr gut aufgestellte Bank, die ich auch so einschätze, dass sie in der Lage ist, mit sehr schwierigen Situationen umzugehen", so Spalt am Montag im Rahmen der Bilanzpressekonferenz der Erste Group. Mehr wolle er zu dem Thema nicht sagen. "Es hilft im Moment nicht, sehr starke Statements zu machen, die kein Problem lösen sondern ein Problem möglicherweise vertiefen."

Auch das Finanzministerium sieht in der RBI eine "sehr gut aufgestellte Bank mit einem exzellenten Management, die gut vorbereitet auf alle Eventualitäten ist", hieß es aus dem Ministerium zur Nachrichtenagentur Reuters. "Die RBI und andere österreichische Banken machen seit Jahrzehnten Geschäfte in dieser Region und können mit dem Risiko gut umgehen." Generell seien die heimischen Institute gut aufgestellt und die Lehren aus der Finanzkrise gezogen worden.

Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hatte am Montag im Ö1-"Morgenjournal" des ORF zunächst gesagt, dass über die RBI ein Schutzschirm gespannt werden solle. Das Institut sei mit seinen Investments in Russland in Prozent der Bilanzsumme die wahrscheinlich am stärksten betroffene Bank überhaupt, noch vor der UniCredit oder Societe Generale, "da haben wir echt ein Thema", so Felbermayr. "Da wird man jetzt einen Schutzschirm spannen müssen, damit das nicht zu echten Problemen bei der RBI führt, das muss man sehen im Laufe des Tages", meinte der Wifo-Chef.

Wenige Stunden später relativierte der Wifo-Chef seine Aussage aber etwas. "Ob die RBI einen Rettungsschirm braucht, das muss man sehen", sagte Felbermayr im Ö1-"Mittagsjournal". Es gebe aber "keine unmittelbare und akute Notwendigkeit" dafür, meinte er auf Twitter. Er gehe davon aus, dass die RBI bereits Vorkehrungen getroffen habe. Er habe zuvor vor allem deutlich machen wollen, dass es wichtig sei, das Risiko im Blick zu haben.

Die Aktien der RBI waren am Montag erneut stark unter Druck. Am späten Nachmittag notierten sie um 18,5 Prozent tiefer bei 13,90 Euro je Aktie. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten die Papiere rund ein Drittel ihres Werts verloren. Am Wiener Aktienmarkt zeigte sich auch Erste Group um rund zehn Prozent schwächer und die Papiere der BAWAG büßten gut viereinhalb Prozent ein.

Auch außerhalb Österreichs litten Bankwerte unter dem beschlossenen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift und den Sanktionen gegen die russische Zentralbank. Die Aktien der Deutschen Bank gaben bis zu Mittag um gut 9 Prozent nach, jene der ING Group verloren rund 10 Prozent und jene der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit büßten rund 11,7 Prozent ein. Die UniCredit zählt zu den europäischen Banken mit den größten Engagements in Russland. Die Bank erzielt dort rund drei Prozent ihrer Erträge.

So reagiert die RBI-Aktie

In Anbetracht der weiteren Eskalation des Ukraine-Kriegs hat die Aktie der Raiffeisen Bank International (RBI) am Montag weiter an Boden verloren. Die Titel der in der Ukraine und in Russland tätigen Bank brachen schlussendlich an der Wiener Börse um 14,01 Prozent auf 14,67 Euro ein. In den vergangenen fünf Handelstagen hatten die Papiere bereits rund ein Drittel ihres Werts verloren.

In einem Statement der Bank vom Montag hieß es, die Bank wolle in der Ukraine "nach wie vor alle wichtigen Bankleistungen" anbieten, um die Kunden unter den schwierigen Bedingungen zu unterstützen. "Dienstleistungen werden unter der Voraussetzung angeboten, dass keine Gefahr für die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden besteht", hießt es in dem Statement.

Eine abschließende Einschätzung zu der Lage in den Ländern könne derzeit nicht gegeben werden, da die Sanktionen "fast täglich" ausgeweitet würden, so die Bank. "Sie sind hart und in ihren Auswirkungen auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft weitreichend. Die Auswirkungen auf die RBI Gruppe werden analysiert."

APA

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Bildquelle: Raiffeisen Bank International

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