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20.11.2023 23:45:00
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Tesla-Aktie, ExxonMobil-Aktie, Apple-Aktie & Co.: Auf dese zehn S&P 500-Aktien entfallen die meisten Leerverkäufe
• ExxonMobil löst Tesla als die am meisten geshortete S&P 500-Aktie ab
• Leerverkäufer interessierten sich im Oktober besonders stark für Rivian
Professionelle Leerverkäufer haben in der jüngeren Vergangenheit oft einen guten Riecher bewiesen. Zu den bekanntesten Shortsellern dürfte wohl der Brite Fraser Perring sein, war er doch maßgeblich dabei beteiligt, den Wirecard-Skandal aufzudecken. Auch bei anderen Unternehmen - wie beispielsweise bei ADLER, GRENKE oder Steinhoff - entdeckte er vermeintliche Mängel in den Geschäftsberichten und strich mit seinen Leerverkäufen via seines Unternehmens Viceroy Research Millionensummen ein.
Das macht Short-Selling so riskant
Short-Wetten können sich also lohnen, gelten jedoch als besonders riskant. Einerseits laufen sie nämlich gegen den allgemeinen Aufwärtstrend an den Börsen. Aus diesem Grund erreicht man als langfristiger, breit diversifizierte Long-Investor zumindest langfristig eine höhere Rendite, als wenn man den gesamten Markt shorten würde.
Zweitens können sich die Verluste bei Leerverkäufen theoretisch ins Unendliche steigern. Bei immer größeren Kursgewinnen der leerverkauften Aktien steigen entsprechend die Verluste des Leerverkäufers. Denn: Da der Leerverkäufer die verkauften Aktien nur geliehen hat und nicht deren Eigentümer ist, muss er die Papiere am Markt wieder zurückkaufen - eventuell zu einem deutlich höheren Preis - und anschließend wieder an den Verleiher zurückgeben. Anders als bei Long-Investoren, die im schlimmsten Fall nur das von ihnen eingesetzte Geld verlieren, kann bei Short-Sellern somit der Fall eintreten, dass sie ein Vielfaches von dem zahlen müssen, was sie ursprünglich ausgegeben haben. Das kann Short-Seller in den finanziellen Ruin treiben - so geschehen bei dem Meme-Aktien-Hype rund um die GameStop-Aktie Anfang 2021, woran der milliardenschwere Hedgefonds Melvin Capital letztlich zerbrach.
Short-Seller müssen ihre Geschäften angesichts der hohen Risiken deshalb besonders sorgfältig abwägen. Die folgende Auflistung zeigt die zehn Aktien aus dem S&P 500, die im Oktober am meisten geshortet wurden - neben Hedgefonds tragen auch institutionelle Investoren und Privatanleger zu der jeweiligen Leerverkaufsquote bei.
ExxonMobil überholt Tesla
Im vergangenen Monat zeigte sich ein interessanter Wechsel an der Pole Position der am stärksten leerverkauften S&P 500-Aktien. Laut einer von Business Insider zitierten HazelTree-Analyse hat der Ölkonzern ExxonMobil den Elektroauto-Pionier Tesla als meistgekaufte Large-Cap-Aktie im S&P 500 abgelöst. Zuvor hatte der Autokonzern von Elon Musk vier Monate in Folge den Spitzenplatz als am meisten geshortete Aktie inne.
Um die Leerverkaufsquote zu messen, wertet Hazeltree Daten zu 12.000 globalen Aktien und über 700 Fonds aus. HazelTree stuft die Short-Quote mit einem "Crowdedness Score" von eins bis 99 ein, wobei der höchste Wert für Aktien steht, die von dem größten Prozentsatz der von HazleTree erfassten Fonds geshortet werden. ExxonMobil verfügt derzeit über einen Score von 99, womit es vor Tesla (97) liegt. Über die Gründe, warum der Ölkonzern den Elektroauto-Hersteller überholte, lässt sich nur spekulieren. Eventuell haben einige Leerverkäufer nach den Kursverlusten Teslas im Zuge des enttäuschend ausgefallenen Quartalsberichts Kasse gemacht. Demgegenüber könnte bei ExxonMobil die Skepsis der Anleger zugenommen haben, da die Ölpreise Ende Oktober wieder merklich zurückgingen.
Auch diese Unternehmen sind stark leerverkauft
Auf den weiteren Plätzen ist eine bunte Mischung zu sehen. So liegen mit Apple (94) und Broadcom (91) auf dem dritten respektive fünften Platz Tech-Konzerne, die wachstumsorientiert sind und deren Aktien in den vergangenen Jahren einen beeindruckenden Lauf hinlegten. Zwischen Apple und Broadcom platziert sich mit Charter Communications ein Kabelnetzbetreiber, dessen Papiere sich von ihren Rekordständen aus dem Spätsommer 2021 inzwischen deutlich distanziert haben. Ebenfalls stark abverkauft wurden die Anteilsscheine vom Instant-Messaging-Dienst Snap (83), der am siebthäufigsten leerverkaufte Titel der S&P 500-Liste.
Neben Tesla finden sich auch zwei weitere Auto-Hersteller in den Top Ten der am meisten geshorteten Aktien: Der Elektroautohersteller Rivian (86) liegt auf Rang sechs, während sich der US-Traditionskonzern Ford (78) auf Position acht positioniert. Das Online-Reisebuchungsportal Airbnb (78) komplettiert die Liste auf Platz zehn. Seit dem Börsengang im Dezember 2020 legte die Airbnb-Aktie bei mäßigen Schwankungen eine relativ stabile Seitwärtstendenz hin.
HazelTree führt zudem eine weitere Rangliste, die Aktien aus dem Mid-Cap-Sektor untersucht. Diese Unternehmen sind zwar nicht Teil des S&P 500, dürften aber dennoch einigen Anlegern ein Begriff sein. Die drei am häufigsten geshorteten Aktien aus diesem Segmente waren im Oktober SoFi Technologies (99), American Airlines (92), und der kriselnde Tesla-Konkurrent Lucid (92).
Rivian wird für Leerverkäufer anscheinend immer spannender
Neben der reinen Höhe der Short-Wetten ist es auch interessant, welche Anlegergruppe für die Leerverkaufsquoten verantwortlich ist. Deshalb misst HazelTree auch den Anteil der institutionellen Anleger bei den Short-Wetten. Im Oktober lag Rivian mit einer institutionellen Leerverkaufsquote von 37 Prozent an der Spitze und übertraf damit die Werte von ExxonMobil (3,13 Prozent) und Tesla (2,67 Prozent) deutlich. Zumindest in den vergangenen Monaten scheinen Leerverkäufer bei Rivian ein gutes Händchen bewiesen zu haben: So ging die Aktie des strauchelnden Elektroauto-Herstellers trotz eines besser als erwartet ausgefallenen Geschäftsberichts merklich zurück.
Hohe Leerverkaufsquote: Böses Omen - oder vielmehr ein Kaufgrund?
Abschließend stellt sich die Frage, wie Anleger die Liste interpretieren sollen. Es drängen sich zwei einander widersprechende Schlussfolgerungen auf. Auf der einen Seite kann die hohe Leerverkaufsquote Gefahrenpotenzial anzeigen, da viele Marktteilnehmer der Ansicht sind, dass die jeweiligen Aktien überbewertet sind. Auf der anderen Seite kann eine hohe Short-Quote jedoch auch auf künftige Kurssteigerungen hindeuten. Sofern die Unternehmen den Leerverkäufern nämlich nachhaltig Lügen strafen, müssten die Short-Seller irgendwann Reißaus nehmen, was dem jeweiligen Aktienkurs Auftrieb verleihen dürfte. Letztlich wird die Performance einer Aktie also auf kurz oder lang stets von der Geschäftsentwicklung des jeweiligen börsennotieren Unternehmens abhängen.
Redaktion finanzen.at
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Aktien in diesem Artikel
ADLER | 0,33 | 6,44% | |
Apple Inc. | 220,15 | 0,82% | |
Broadcom | 157,00 | 0,22% | |
Charter Inc (A) (Charter Communications) | 373,80 | 2,13% | |
ExxonMobil Corp. (Exxon Mobil) | 116,88 | 0,07% | |
Ford Motor Co. | 10,73 | 4,25% | |
GRENKE AG | 16,10 | 1,26% | |
Lucid | 2,10 | 1,94% | |
Rivian Automotive | 9,80 | 2,08% | |
Snap Inc. (Snapchat) | 10,92 | 8,01% | |
Tesla | 339,60 | 4,64% |
Rohstoffe in diesem Artikel
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Ölpreis (WTI) | 71,18 | 1,06 | 1,51 |