11.02.2013 13:50:00

Telekom-Prozess - Fischer: Geplant war ein reguläres Gegengeschäft

Der ehemalige Festnetzvorstand Rudolf Fischer, Hauptbeschuldigter im Telekom-Prozess, hat heute bei seiner Einvernahme eingeräumt, dass er 500.000 Euro für den Broker Johann Wanovits freigegeben hat. Er sei aber davon ausgegangen, dass dem Geld auch eine Leistung entgegenstand. Die 500.000 habe er mittlerweile durch einen Grundstücksverkauf an die Telekom Austria zurückgezahlt.

Konkrete Gespräche zu diesen Geschäften habe es nicht gegeben, dazu sei die Zeit kurz vor dem Auslaufen des Aktien-Bonusprogrammes im Februar 2004 zu knapp gewesen. Kontakt zu Wanovits hatte er lediglich ein einziges Mal, so der Angeklagte. Die Idee, den Kurs mittels Aufkäufen zu "pflegen", hätten die Bereichsleiter Josef Trimmel und Gernot Schieszler gehabt. Wer bei der Besprechung damals dabei war konnte er nicht mehr sagen. Der damalige Mobilkom-Chef Boris Nemsic soll jedenfalls nicht anwesend gewesen sein.

Dass er persönlich durch das Bonusprogramm eine Vergütung von deutlich über 300.000 Euro bekommen habe, relativierte Fischer. Unterm Strich seien ihm lediglich rund 30.000 Euro übrig geblieben. Wer das "Go" zur Kurspflege durch Wanovits gegeben hatte wusste Fischer nicht mehr.

Dass die "Kurspflege" im geheimen stattfand und auch nicht die Finanzmarktaufsicht (FMA) informiert wurde erklärte Fischer am Montag mit der schlechten Optik, die die Pflege haben könnte. Aber das Thema werde ohnehin überbewertet. "Wenn sie es ganz streng nehmen, dann haben wir jedes Quartal Kurspflege betrieben."

Auf Nachfrage räumte er aber ein, dass ihm kein Fall bekannt sei, dass man einem Investor ein Gegengeschäft angeboten habe.

Fischer versuchte, sich von den Aktiengeschäften des Brokers Wanovits mit der Telekom-Aktie so weit wie möglich distanzieren: "Wanovits hatte keinen Auftrag von uns, er hat es auf eigenes Buch und eigene Rechnung durchgeführt", betonte der Beschuldigte mehrmals. "Es gab ein Einverständnis, wenn einer hilft dann hilft man ihm auch".

Staatsanwalt Hannes Wandl hakte nach: Als der Kurssprung der Telekom-Aktie im Aufsichtsrat thematisiert wurde, habe Generaldirektor Heinz Sundt diesen damals mit einer neuen Gewichtung der Telekom-Aktie begründet. Warum habe Fischer den Aufsichtsrat nicht über die wahre Ursache, die Aktiengeschäfte von Wanovits, informiert? "Wir haben ja nichts Rechtswidriges getan", verteidigte sich Fischer. Außerdem sei es nicht seine Aufgabe als Technik-Vorstand gewesen, den Aufsichtsrat zu informieren.

Ein direktes Gegengeschäft mit Wanovits sei wegen der FMA-Untersuchung nicht mehr möglich gewesen, meinte Fischer. Die 500.000 Euro für Wanovits seien dann in einem Auftrag an den Lobbyisten Peter Hochegger "versteckt" gewesen. Warum damals nur er und nicht auch noch ein zweiter Vorstand unterschrieben habe, könne er sich heute nicht mehr erklären. Dass es dann zu Bargeldflüssen an den Broker kam, damit hätte er nie gerechnet. Eigentlich habe er erwartet, dass Wanovits einen Subauftrag von Hochegger bekäme. Die Studie, die Hochegger damals der Telekom lieferte, habe er selber nie gelesen.

Kontaktpersonen zu Wanovits seien der mitangeklagte Josef Trimmel und Gernot Schieszler gewesen. Schieszler, der auf einen Status als Kronzeuge hofft, sei ein "ehrgeiziger" junger Mann, der seine Karriere im Blick hatte, meinte Fischer.

Das Bonusprogramm für die Telekom-Mitarbeiter - und daher auch seine eigene Prämie - seien rechtmäßig zustandegekommen, meinte Fischer. Ergo hat er seine Prämie (über 390.000 Euro laut Anklage) bis heute nicht zurückgezahlt.

(Schluss) stf/phs

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