21.04.2013 19:44:58
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Südwest Presse: Leitartikel: Hoeness
Der morgige Abend sollte eigentlich der Auftakt zur Krönungsmesse des Uli Hoeneß werden: der Vergleich mit dem besten Fußballklub der vergangenen Jahre, dem FC Barcelona, im Halbfinale der Champions League. Mit einem Sieg sollte endlich das manifestiert werden, woran der Präsident des FC Bayern München seit Jahrzehnten mit verbissenem Einsatz arbeitet: Dass die Bayern und nicht die Katalanen der beste Fußballklub der Welt sind. Das Lebensziel eines Mannes, dessen Name wie kein anderer mit dem sportlichen Erfolg des Rekordmeisters verbunden ist. Der FC Bayern kann dieses Ziel morgen Abend noch erreichen. Doch für den Ex-Nationalspieler wird dieses Fußballfest, sollte er in der Münchner Allianz-Arena anwesend sein, zum Spießrutenlauf. Denn Uli Hoeneß, der ehrgeizige und bisher untadelige Metzgersohn aus Ulm, ist ein Steuerhinterzieher. Sollte sich der bisherige Verdacht bestätigen, sogar einer der üblen Sorte. Einer jener Herren, die in verschwiegenen Steuer-Oasen etliche Millionen Euro am deutschen Fiskus vorbei bunkern. Die zum Schaden der Gesellschaft dem Staat jenes Geld vorenthalten, mit dem Schulen, Universitäten, Krippenplätze gebaut werden könnten. Warum macht uns gerade der Fall dieser Sport-Legende so fassungslos? Warum gab es diese Betroffenheit nicht etwa beim ehemaligen Postchef Klaus Zumwinkel oder der Tennis-Größe Boris Becker? Was macht den Fall Hoeneß anders? Einer der Schlüsselmomente zur Beantwortung dieser Fragen liegt im September 2012. Damals diskutierte Uli Hoeneß - unter anderem mit Edmund Stoiber und Hannelore Kraft - bei Günther Jauch über Gerechtigkeit in der Gesellschaft. Hoeneß, der über Jahre hinweg ob seiner oft direkten und fast arroganten Art angefeindet wurde, als moralische Instanz. So, wie er sich selbst stets gesehen hatte. Wie immer sprach er gerade heraus, ohne Schnörkel. Staat und Wirtschaft müssten die Ausgaben reduzieren, erklärte Hoeneß, und: "Ich habe in meinem ganzen Leben noch kein Steuermodell gemacht. Ich verdiene lieber das Doppelte." In diesem Moment verkörperte der 61-Jährige alles, was in der Politik so oft schmerzlich vermisst wird: Integrität, Gradlinigkeit, Authentizität. Auch im Geschäfts- und Sportlerleben lebte Hoeneß diese Werte vor: Erkrankte Spieler wie Sebastian Deisler oder alte Weggefährten wie Gerd Müller ließ der Manager nie fallen, marode Bundesliga-Vereine wurden mit Bayern-Geld wieder aufgepäppelt. Ein Image, das der Weltmeister von 1974 unwiderruflich verspielt hat. Egal, in welcher Größenordnung sich der Steuerbetrug am Ende bewegen sollte: Den alten Uli Hoeneß, der zu jedem Thema im deutschen Fußball und im politischen Deutschland eine Meinung hatte und sie lauthals kundtat, wird es nicht mehr geben. Wie sich die Affäre auf den FC Bayern auswirken wird, ist noch unklar. Käme es zu einer strafrechtlichen Verurteilung, wäre Uli Hoeneß als Bayern-Präsident nicht mehr haltbar. Politisch ist dieser Fall Wasser auf die Mühlen der Opposition im Bund. Hoeneß' Kalkül, er könne durch das Steuerabkommen mit der Schweiz unerkannt aus dem Schlamassel herauskommen, haben sich zerschlagen. Mit eben jenem Argument, dass Steuersünder bei Unterzeichnung des Abkommens straffrei davon kämen, hatten SPD und Grüne es im Dezember abgelehnt. Der Fall gibt ihnen Recht. Viel schwerer aber wiegt der moralische Schaden. Uli Hoeneß auf einer Stufe mit den Tricksern und Bankrotteuren der internationalen Fußballszene - das schadet der ganzen Branche, ja sogar dem ganzen Land. Hoffentlich bleiben die Bayern sportlich wenigstens sauber - und erfolgreich.
Originaltext: Südwest Presse Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2
Pressekontakt: Südwest Presse Lothar Tolks Telefon: 0731/156218
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