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27.02.2013 16:47:32

Strommarkt wird 2013 mit neuen Kraftwerken überschwemmt

   Von Ali Uluçay

   FRANKFURT--Trotz tiefer Börsenstrompreise und Überkapazitäten gehen 2013 so viele neue Kohlekraftwerke ans Netz wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das geht aus den Daten der Bundesnetzagentur hervor. Demnach werden in Deutschland neue Steinkohlekraftwerke mit einer Leistung von knapp 5.300 Megawatt ihren Betrieb aufnehmen. Darüber hinaus sollen auch neue Gaskraftwerke mit insgesamt 1.340 Megawatt an das Stromnetz angeschaltet werden.

   Im Gegenzug werden mehrere alte Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von rund 1.000 Megawatt abgeschaltet. Unter dem Strich drängen damit zusätzliche konventionelle Anlagen mit einer Leistung von etwa 5.600 Megawatt auf den schon jetzt gesättigten Markt. Hinzu kommen neue Ökokraftwerke: Nach bisherigen Prognosen sollen etwa 3.900 Megawatt an Solarkapazitäten und 2.000 bis 3.000 Megawatt Windkraftkapazitäten in diesem Jahr noch ans Netz gehen.

   "Der Zuwachs an erneuerbaren Energien und der Rückgang des Stromverbrauchs haben die Stromlücke durch die acht AKW-Abschaltungen im Jahr 2011 bereits heute vollständig kompensiert", sagt Norbert Allnoch, Direktor des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) in Münster. Dies sei auch aus dem deutschen Stromexportüberschuss ersichtlich, der 2012 auf 23 Milliarden Kilowattstunden stieg.

   "Es ist erstaunlich, dass sich die politische Debatte derzeit nur auf das Ausbremsen der erneuerbaren Energien konzentriert, während gleichzeitig weitgehend unbemerkt neue Kohlekraftwerke mit einer Rekordleistung ans Netz gehen", meint Allnoch.

   Er geht davon aus, dass sich der Druck auf die Strompreise im Großhandel noch weiter verschärfen werde, zumal weitere große Kohlekraftwerke geplant seien. "Wer jetzt Grundlaststrom an der Börse bis zum Jahr 2017 kauft, der zahlt mit knapp über vier Cent pro Kilowattstunde bis zu 55 Prozent weniger als 2008 und hat darüber hinaus für die nächsten vier Jahre Preisstabilität", rechnet Allnoch vor.

   Wie die neuen Gas- und Kohlekraftwerke aber refinanziert werden sollen, ist noch unklar. Denn nach Einschätzung des Kraftwerksexperten Michael Ritzau vom Aachener Planungsbüro BET wird es frühestens ab 2018 einen Bedarf an weiteren konventionellen Anlagen geben. Fast keines der Kraftwerke, die bis 2014 gebaut werden, könnte seine Kosten decken, sagte Ritzau im Interview mit Dow Jones Energy Daily. "Weder für ein Gaskraftwerk noch für ein Kohlekraftwerk werden die Vollkosten aus heutiger Sicht verdient", führte der BET-Geschäftsführer aus.

   Allerdings erfüllen konventionelle Kraftwerke weiterhin eine wichtige Funktion: Gewährleistung der Versorgungssicherheit. So können sie auf starke Schwankungen bei der Stromerzeugung und -einspeisung von erneuerbaren Energien - wie Solar- oder Windkraft - reagieren und werden bei Bedarf hoch- oder heruntergefahren. Doch mit diesen eher kurzen Einsätzen können die Betreiber von Kohle- und Gaskraftwerken heute kaum noch Geld verdienen. Daher diskutiert die Politik über ein neues Strommarktsystem - so genannte Kapazitätsmärkte oder Kapazitätsmechanismen.

   In diesem neuen Marktdesign wird nicht nur die tatsächlich verbrauchte Strommenge der konventionellen Anlagen vergütet, sondern die Betreiber erhalten auch für die Bereitstellung von flexiblen Kapazitäten eine Sondervergütung. Zurzeit gibt es einen Modellvorschlag des Münchner Versorgers Thüga, wie ein Kapazitätsmarkt mit Hilfe von Kraftwerksauktionen gestaltet werden kann. Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) will am Freitag einen eigenen Entwurf für das künftige Strommarktdesign vorstellen.

   Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

   DJG/aul/apo

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   February 27, 2013 10:17 ET (15:17 GMT)

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