Kerngeschäft auf Prüfstand 13.01.2025 11:29:39

Ströer-Aktie gesucht: Möglicher Milliarden-Verkauf des Kerngeschäfts treibt weiter an

Ströer-Aktie gesucht: Möglicher Milliarden-Verkauf des Kerngeschäfts treibt weiter an

Der Kölner Konzern bestätigte am Freitag nach Börsenschluss entsprechende Berichte zu ersten Angeboten von Finanzinvestoren. Dem Kerngeschäft mit der Außenwerbung (Out-of-Home, OOH) sowie digitalen Medien werde durch die Angebote eine indikative Bewertung deutlich oberhalb der Marktkapitalisierung von Ströer beigemessen, hieß es vom Konzern. Die Aktie des MDAX-Konzerns steigt am Montag via XETRA zeitweise um 0,54 Prozent auf 55,40 Euro. Mit 57,30 Euro stand der Kurs am Montag im Handelsverlauf zeitweis erstmals seit Monaten wieder knapp über der einfachen 200-Tage-Durchschnittslinie, die ein beliebter charttechnischer Langfrist-Indikator ist. Allerdings war sie schon am Freitag nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg über Verkaufsambitionen im Hauptgeschäft um rund ein Fünftel gestiegen.

In dem Bloomberg-Bericht war zuvor von rund 4 Milliarden Euro für die OOH-Sparte die Rede gewesen. Offerten deutlich über der Marktkapitalisierung, die auch nach dem jüngsten Kurssprung "nur" 3,1 Milliarden beträgt, seien ein starkes Indiz für eine Unterbewertung von Ströer, schrieb Analyst Simon Keller von der Privatbank Hauck & Aufhäuser am Montag in einem Kommentar. Das Interesse unterstreiche die Attraktivität des Außenwerbe-Portfolios.

Analysten wie Keller hoben auch hervor, dass Ströer bislang eher die Strategie gefahren sei, nicht zum Kerngeschäft zählende Bereiche wie Asam Beauty oder Statista zu verkaufen. Um den Aktien neues Potenzial zu verschaffen, sei ein Verkauf der Außenwerbung viel bedeutender für die Summe der Unternehmensteile. Keller sieht eine hinreichende Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Deal letztlich zustande kommt.

Ein Börsianer wollte sich selbst nicht zur Wahrscheinlichkeit äußern, betonte am Montag jedoch den Sinn hinter solch einem Schritt. Die Investmentbank Oddo BHF hatte im Mai bereits in einer Studie signalisiert, dass bei Ströer alle Vermögenswerte zum Verkauf stehen könnten und nicht nur Statista oder Asam Beauty. Der Börsianer betonte außerdem, es sei mehrfach angedeutet worden, dass bei Verkäufen viel Geld an die Aktionäre zurückfließen solle.

Der Marktwert von Ströer zog mit dem Kursanstieg zum Wochenbeginn auf gut 3,1 Milliarden Euro an. Ein Händler sagte, der kolportierte Preis von 4 Milliarden Euro für die Außenwerbung sei "teuer" und treibe damit den Aktienkurs in die Höhe. Die Papiere des Konzerns waren in den ersten Handelstagen des Jahres auf den tiefsten Stand seit November 2023 gefallen. Um den Jahreswechsel 2020/21 waren die Aktien noch mehr als 80 Euro wert gewesen.

Goldman-Sachs-Analyst James Tate taxierte in einem aktuellen Kommentar das Außenwerbegeschäft von Ströer - auf Basis des Unternehmenswertes - allein mit rund 3,65 Milliarden Euro, das Digitalgeschäft sei dazu in seinem Modell knapp 1,1 Milliarden Euro wert. JPMorgan-Experte Marcus Diebel verwies in seiner Einschätzung darauf, dass die Großaktionäre Udo Müller und Dirk Ströer zusammen rund 44 Prozent der Anteile in ihren Händen hielten. Müller ist Co-Vorstandschef des Kölner Konzerns.

Das Unternehmen selbst nannte keine Namen von Interessenten. Es handele sich um ergebnisoffene Gespräche, hieß es von den Kölnern. "Es gibt bisher keine Vereinbarung über die Bedingungen und Konditionen einer möglichen Transaktion, einschließlich des möglichen Kaufpreises", teilte das Unternehmen mit. Die Gespräche dauerten an und es sei derzeit noch nicht abzusehen, ob es letztlich zum Abschluss eines Kaufvertrags kommen werde. Zudem müsste den Angaben zufolge die Hauptversammlung einem solchen Geschäft zustimmen.

Der Konzern habe Interesse von den Finanzinvestoren Hellman & Friedman sowie KKR für die Außenwerbung geweckt, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Auch die Gesellschaften CVC und EQT hätten sich mit Ströer bereits befasst, hieß es in dem Bericht weiter.

Ströers Außenwerbesparte enthält sowohl klassische Anzeigeflächen (Classic OOH) als auch elektronische Anzeigen wie etwa Monitore an Bahnhöfen (Digital OOH). Daneben führt der Konzern das Geschäft mit Internetwerbung und Callcentern in einer separaten Sparte Digital & Dialog Media.

Mit der Außenwerbung kam Ströer in den ersten neun Monaten 2024 auf 661 Millionen Euro Umsatz und eine bereinigte operative Marge (Ebitda-Marge) von gut 46 Prozent. In der Sparte für Onlinewerbung und Callcenter erzielte das Unternehmen 631 Millionen Euro Erlös bei einer Marge von knapp 17 Prozent. Die beiden Hauptsparten steuerten den Löwenanteil des Gesamtgeschäfts von 1,46 Milliarden Euro bei.

Analyst Tate von Goldman Sachs verwies darauf, dass das Ströer-Management bisher vornehmlich signalisiert hatte, die Randgeschäfte mit dem Onlineshop Asam Beauty sowie dem Statistik-Anbieter Statista auf den Prüfstand zu stellen, mit der Option, sich später auch das Callcenter-Geschäft genauer anzusehen.

/men/mis/stk

KÖLN (dpa-AFX)

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Bildquelle: STRÖER

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