05.12.2012 16:04:30

Steinbrück sagt Vortrag bei Sarasin-Bank ab

   Von Andreas Kißler

   BERLIN--Der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat einen am Donnerstag geplanten Vortrag bei der Schweizer Bank Sarasin abgesagt. Grund für den plötzlichen Rückzieher sind Meldungen über eine Razzia bei der Privatbank. Lange hatte Steinbrück zunächst an der im Frühjahr eingegangenen Verpflichtung festgehalten, den Vortrag zu halten, obwohl drei Tage später seine offizielle Kür zum Kanzlerkandidaten der SPD bei einem Sonderparteitag in Hannover ansteht. Doch nach dem Bericht über die Razzia wegen des Verdachts des Steuerbetrugs zog der Sozialdemokrat die Reißleine.

   Derweil liegt die SPD laut einer aktuellen Umfrage in der Gunst der Wähler weiter deutlich hinter der Union. "Der designierte SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück hat aufgrund der heute bekannt gewordenen Meldungen um staatsanwaltliche Ermittlungen bei der Bank Sarasin seine im Frühjahr eingegangene vertragliche Verpflichtung zu einem Vortrag am morgigen Donnerstag abgesagt", teilte Steinbrücks Sprecher Michael Donnermeyer in einer schriftlichen Erklärung mit.

   Hintergrund ist eine Razzia bei der Bank, über die die Süddeutsche Zeitung am Mittwoch berichtete. Die Privatbank soll demzufolge in mehrere Aktiendeals verwickelt sein, bei denen in der Bundesrepublik angeblich Steuern in Höhe von knapp 124 Millionen Euro hinterzogen wurden. Die Sarasin-Bank erklärte auf Anfrage der Zeitung allerdings, sie habe "derzeit keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten der Bank".

   Der Vortrag bei einer Dinnerrede in Frankfurt sollte das Thema "Sicherheit und Stabilität für Europas Finanzmärkte" haben. Donnermeyer betonte, Steinbrück habe bei einer Pressekonferenz über die Offenlegung seiner Vortragstätigkeit am 30. Oktober angekündigt, die eingegangenen vertraglichen Verpflichtungen noch zu erfüllen und die dabei anfallenden Honorare zu spenden.

   Deshalb hätte er auch dieser letzten eingegangenen Verpflichtung "voll entsprochen", betonte der Sprecher. "Aufgrund der ihm heute bekannt gewordenen Meldungen hat er seinen Vortrag nunmehr abgesagt", resümierte Donnermeyer.

   Steinbrück war in der öffentlichen Diskussion wegen seiner Einkünfte aus Vorträgen massiv unter Druck geraten. Ende Oktober reagierte der frühere Bundesfinanzminister auf die Kritik und veröffentlichte seine Einnahmen online. Von 2009 bis Mitte Juli 2012 nahm er nach diesen Angaben insgesamt 1,25 Millionen Euro ein.

   Im wöchentlichen stern-RTL-Wahltrend erreicht die SPD zum sechsten Mal in Folge unterdessen nur 26 Prozent. Das sind zwar drei Punkte mehr als bei der Wahl 2009, ist aber weit von der Zustimmung entfernt, die sie unter ihren Kanzlern Brandt, Schmidt und Schröder erfuhr. Die Union kommt wie in der Vorwoche auf 37 Prozent. SPD und Grüne haben dabei mit zusammen 42 Prozent weiter einen hauchdünnen Ein-Punkt-Vorsprung vor Union und FDP.

   Kontakt zum Autor: andreas.kissler@dowjones.com

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   December 05, 2012 09:34 ET (14:34 GMT)

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