Mitarbeiter müssen bangen |
11.05.2017 17:47:00
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SolarWorld-Aktie bricht in der Spitze über 80 Prozent ein: SolarWorld stellt offiziellen Insolvenzantrag
SolarWorld hatte 2016 wegen stark gefallener Weltmarktpreise hohe Verluste geschrieben und danach ein scharfes Sparprogramm mit Personalabbau gestartet. Die Aussichten hätten sich aber weiter eingetrübt. Deshalb sei der "bittere Schritt" notwendig, hatte SolarWorld-Chef Frank Asbeck am Mittwochabend mitgeteilt.
SolarWorld beschäftigt insgesamt knapp 3.300 Menschen - davon rund 2.600 in Deutschland in der Bonner Zentrale, in Arnstadt (Thüringen) und in Freiberg (Sachsen). Die Mitarbeiter zeigten sich überrascht und schockiert von der Nachricht. Die Betriebsratschefin Anke Martin-Heede am größten Standort Freiberg sagte, sie habe von der Entscheidung am Mittwochabend im Auto erfahren. Allein in Freiberg sind nach ihren Angaben rund 1.200 Menschen betroffen.
SolarWorld hatte am Mittwochabend überraschend - aber nicht völlig unerwartet - eingeräumt, keine Zukunft für das überschuldete Unternehmen mehr zu sehen und einen Insolvenzantrag angekündigt. Für die rund 3000 Mitarbeiter beginnt nun eine Zeit der Ungewissheit.
Der Antrag ist ein neuer Tiefpunkt im bereits länger andauernden Niedergang des einstigen Vorzeigeunternehmens Solarworld. Das Unternehmen kämpft schon länger mit sinkenden Preisen für Solarmodule und einer bedrohlichen Klage in den USA. 2016 gab es tiefrote Zahlen. Unternehmenschef Frank Asbeck hatte noch Ende März angekündigt, mit einem scharfen Sparprogramm bis 2019 wieder aus der Verlustzone kommen zu wollen. Mit "Qualität und Technologie" wolle man sich vom asiatischen Wettbewerb absetzen.
Mit dem Abbau von 400 Stellen - 300 davon in Deutschland - und zahlreichen Einzelmaßnahmen sollten die Kosten um ein Fünftel verringert werden. Ein Sozialplan wurde an den deutschen Standorten in Arnstadt (Thüringen) und Freiberg (Sachsen) bereits verhandelt. 2016 hatte das Unternehmen unter dem Strich knapp 92 Millionen Euro Verlust ausgewiesen.
Für die Tochtergesellschaften der SolarWorld AG werde die jeweilige Insolvenzantragspflicht geprüft, teilte das Unternehmen weiter mit. Am Donnerstag gab es dazu noch keine neueren Angaben. SolarWorld begründete den Insolvenzantrag mit dem "aktuellen Geschäftsverlauf" und "weiter voranschreitenden Preisverwerfungen".
2016 war der Weltmarktpreis für Solarmodule um rund ein Fünftel abgestürzt. Hintergrund sind starke Überkapazitäten in China. SolarWorld wirft der chinesischen Solarbranche extremes Preisdumping vor. Zudem kämpft SolarWorld in den USA mit einem Rechtsstreit: Der ehemalige US-Siliziumlieferant Hemlock hat die Deutschen auf umgerechnet rund 720 Millionen Euro Schadenersatz verklagt.
SolarWorld hatte seine Verluste zuletzt binnen drei Monaten aber verringert und sich beim Umbau- und Sparprogramm auf Kurs gesehen. Nach vorläufigen Zahlen war das Minus beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im ersten Quartal 2017 auf 28 Millionen Euro gesunken. Im Schlussquartal 2016 hatte der Verlust noch bei 51 Millionen Euro gelegen. Die Absatzmenge an Solarmodulen war im gleichen Zeitraum von 348 auf 382 Megawatt gestiegen.
SolarWorld-Aktie bricht ein
Die SolarWorld-Aktie kam am Donnerstag im XETRA-Handel massiv unter die Räder. Das Papier verlor in der Spitze über 80 Prozent. Zum Börsenschluss wies das Papier einen Abschlag von 65,31 Prozent auf 1,25 Euro aus.
SolarWorld-Betriebsrat von Insolvenzantrag kalt erwischt
Der Betriebsrat von SolarWorld am Standort Freiberg in Sachsen ist vom Insolvenzantrag des Unternehmens kalt erwischt worden. "Wir sind alle mit der Situation ein Stück weit überfordert", sagte Betriebsratschefin Anke Martin-Heede am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Sie habe von der Entscheidung am Mittwochabend im Auto erfahren: "Wir haben das ja noch nicht erlebt. Der Insolvenzverwalter bestimmt nun, wie es weitergeht."
Wann es eine Betriebsversammlung gebe, sei noch unklar: "Unser Wunsch ist, die Belegschaft so früh wie möglich zu informieren." Nach Angaben einer Freiberger SolarWorld-Sprecherin versuchte man, am Donnerstag nach dem Motto "same procedure as every day" ("derselbe Betriebsablauf wie jeden Tag") zu agieren.
BONN (dpa-AFX)
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