Zuversichtlicher Ausblick 18.11.2020 17:54:00

Software AG-Aktie springt an: Software AG erhöht Prognose für Auftragseingang 2020

Software AG-Aktie springt an: Software AG erhöht Prognose für Auftragseingang 2020

Im Geschäftsbereich DBP (exkl. Cloud & IoT) rechnen die Darmstädter nun mit einem Auftragseingang (Bookings) in einem Korridor von 3 bis 10 Prozent (zuvor 0 bis 10 Prozent). Bei DBP Cloud & IoT sieht die Gesellschaft nun ein Wachstum beim Auftragseingang von 30 bis 50 Prozent (zuvor 20 bis 40 Prozent). Für den Bereich mit der angestammten Datenbanksoftware (A&N) rechnet die Software AG nun mit einem Plus von 5 bis 15 Prozent, nachdem zuvor noch eine Spanne von minus 3 bis plus 3 Prozent genannt wurde. Allerdings warnte das Management, dieses Wachstum könne in der wegen technischer Weiterentwicklungen tendenziell unter Druck stehenden Sparte nicht auf 2021 fortgeschrieben werden. Der Ausblick für die Non-IFRS-EBITA-Marge von 20 bis 22 Prozent bleibt unverändert.

Ohnehin bleibt der radikale Umbau hin zu den in der Softwarebranche mittlerweile zum Standard avancierten Abo-Modellen teuer. Die operative Marge des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf den Firmenwert (Ebita) in diesem Jahr veranschlagt Finanzchef Matthias Heiden auch weiter auf 20 bis 22 Prozent, nach 29,2 Prozent ein Jahr zuvor. Der Schwenk hin zu Abo-Modellen belaste die Marge derzeit mit rund 5 Prozentpunkten, sagte Heiden. Die Investitionen in den Konzernumbau kosteten zusätzliche rund 5 Prozentpunkte.

In diesem Jahr kalkuliert der Finanzchef mit 45 bis 50 Millionen Euro an finanziellen Mitteln für die "Helix" genannte Strategie von Brahmawar. Im kommenden Jahr dürfte der dafür nötige Betrag zurückgehen, sagte der Vorstandschef.

Im dritten Quartal sackte das operative Ergebnis (bereinigtes Ebita) um gut die Hälfte auf 33,4 Millionen Euro ab. Das war aber etwas besser als mit den vorläufigen Zahlen in Aussicht gestellt. Unter dem Strich stand ein Gewinnrückgang von gut zwei Drittel auf 13,9 Millionen Euro.

Brahmawar krempelt den Softwarekonzern seit seinem Amtsantritt vor gut zwei Jahren kräftig um. Der Belgier war auch nach Darmstadt geholt worden, um das zuvor jahrelang - wenn überhaupt vorhandene - chronisch schwache Wachstum zu beschleunigen. Obwohl die Software AG mit ihren auf die IT-Abteilungen von Konzernen ausgerichteten Produkten an der Schnittstelle für die Digitalisierung der Wirtschaft sitzt, konnte sie davon in den vergangenen Jahren kaum profitieren.

Das Unternehmen stellt seine Kunden auf Abo-Modelle für die Software um, in die Vertriebsteams rund um den Globus stecken die Darmstädter mehr Geld. Heiden geht mittlerweile davon aus, dass in diesem Jahr nur noch rund 30 Prozent aller Verkäufe über herkömmliche Lizenzen stattfindet, 55 Prozent sollen bereits durch Abos kommen und 15 Prozent würden gleich ganz darauf setzen, die Software übers Internet aus Cloudrechenzentren zu nutzen. Zum Kapitalmarkttag im Februar war das Unternehmen noch von einem Bereitstellungsmix 50-40-10 (Lizenzen/Abos/Cloudservices) ausgegangen.

Auch der Verkauf der eigenen Software über Partner wie Microsoft wird gestärkt. Mittlerweile kämen rund 28 Prozent der Aufträge über solche Partnerdeals, sagte Vertriebschef John Schweitzer - vor zwei Jahren seien es nur rund 10 Prozent gewesen.

Der Umbau soll für stetigere Umsatzströme sorgen und sich mittelfristig auch wieder in mehr Wachstum und Profitabilität niederschlagen. Weil die Erlöse aber zunächst nicht mehr so hoch ausfallen wie vorher im Lizenzverkauf, kommt der Umsatz unter Druck. Im dritten Quartal fiel er um 17 Prozent auf 185,4 Millionen Euro.

Die Software AG will eine Prognose für das Geschäftsjahr 2021 abgeben, sobald die Zahlen für das vierte Quartal vorliegen - also Anfang 2021. Die mittelfristigen Aussichten bleiben wie bisher bestehen. 2023 will das Unternehmen einen Umsatz von einer Milliarde Euro erreichen, die operative Marge soll dann bei 25 bis 30 Prozent liegen. 85 bis 90 Prozent der Erlöse sollen dann wiederkehrende Umsätze sein - also aus Abo-Modellen oder Wartungs- und Serviceverträgen kommen.

Das Problem mit dem Hackerangriff hat die Software AG bei ihren eigenen Systemen wieder im Griff. Nachdem es Mitte Oktober noch geheißen hatte, die IT laufe in vielen Teilen noch hoch, meldete das Unternehmen nun Vollzug. Die internen Systeme des Konzerns seien wiederhergestellt und arbeiteten wie gewohnt.

Das vierte Quartal ist üblicherweise in der Softwarebranche das stärkste Jahresviertel. Hier entscheidet sich oft Wohl und Wehe für die Anbieter, weil Firmen und Behörden dann den Rest ihrer IT-Budgets verplanen. "Nachdem nun die Zahlen für das dritte Quartal vorliegen, haben wir mehr Klarheit und Kontext für unsere laufende Transformation", sagte Brahmawar. Bis dato konnte das Unternehmen wegen des Angriffs mit Schadsoftware nur Eckdaten zum dritten Quartal nennen.

Software AG kräftig angetrieben von Auftragsprognose

Die in den vergangenen Monaten wieder deutlicher unter Druck gekommene profitierten am Mittwoch nach der Zahlenvorlage kräftig von einem optimistischen Ausblick. Die Papiere der Darmstädter Softwareschmiede zogen im XETRA-Handel an der MDAX-Spitze letztlich um 11,78 Prozent auf 37,02 Euro an. Damit bestätigten sie ihre Erholung der vergangenen Tage. Aus dem Corona-Crash heraus, als die Aktie Mitte März ihr Tief bei 21,89 Euro fand, ging es bis 44,50 Euro in der zweiten Septemberwoche stetig bergauf. Das Niveau konnte das Papier aber nicht halten und fiel Ende Oktober wieder fast bis auf 30 Euro.

Händler sahen die Nachricht in ersten Reaktionen positiv, wenn sie auch nicht komplett überraschend komme. Laut Analyst Knut Woller von der Baader Bank untermauert die Prognose gemeinsam mit den Mittelfristzielen den guten operativen Schwung und die erfolgreiche Neuorientierung im Geschäftsmodell des Unternehmens. Die ebenfalls vermeldeten Zahlen zum dritten Quartal sind laut Woller im Rahmen oder etwas besser als zuvor angedeutet ausgefallen.

Experte Gautam Pillai von Goldman Sachs pflichtete ihm in einem ersten Kommentar bei. Er sah zwar den freien Mittelzufluss als schwach an, betonte aber, dass die Anleger darüber wegen der Auftragsperspektive wohl hinweg sehen würden. Eine positive Kursreaktion sieht er auch vor dem Hintergrund der jüngsten Kursschwäche. Die Aktie hatte sich im Oktober sehr schwach gezeigt mit Kursverlusten von mehr als einem Viertel. Davon hatte sich die Aktie im November bislang nur zögerlich erholt.

(Dow Jones / dpa-AFX Broker)

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