16.09.2013 21:14:59

Schwäbische Zeitung: Totgesagte leben länger - Leitartikel

Ravensburg (ots) - Die Liberalen haben schon so oft in den Abgrund geschaut, dass viele äußerst zuversichtlich sind, auch diesmal zu überleben. Bayern ist nicht der Bund. Wer jedes Mal, wenn ein FDP-Politiker das Gestern betonte, einen Euro erhalten hätte, wäre heute reich.

Die Wähler haben in den letzten 50 Jahren oft genug liberale Zitterpartien erlebt. Eines aber ist neu: Das Wählerverhalten hat sich geändert, es gibt weniger Stammwähler, der Wechsel zwischen den Parteien wird schneller als früher vollzogen, und es gibt immer mehr Parteien. Damit wächst die Unsicherheit. Hinzu kommt, dass es viele Wähler und Funktionäre der Union gibt, die lieber mit der SPD zusammen weiterregieren würden.

Deshalb ist es etwas unverfroren, wenn die FDP mit der Devise "wer Merkel will, wählt FDP" wirbt. Schließlich wäre eine Große Koalition durchaus denkbar, wenn die FDP nicht in den Bundestag käme. Allerdings gibt es auch die Möglichkeit, dass dann Rot-Rot-Grün eine Mehrheit hätte, und die Gefahr, dass sie diese auch nutzen würde.

Auch wenn es stimmt, dass die Uhren im Bund anders als in Bayern ticken, muss sich die FDP jetzt fragen, was sie auf den letzten Metern zur Bundestagswahl besser als bisher machen kann. Ein Plakat, das für Zweitstimmen wirbt, kann nicht die einzige Antwort sein. Warum die FDP weiter wichtig ist, diese Frage muss sie jenseits aller Funktionselemente deutlicher als bisher beantworten. Es geht nicht nur um eine bürgerliche Mehrheit für Deutschland, sondern um die Werte, für die sie steht, um die liberale Handschrift: Freiheit, auch Schuldenfreiheit und Freiheit von staatlicher Gängelung, mehr Eigenverantwortung und Selbstbestimmtheit.

Was die Bürgerrechte angeht, haben die Grünen bereits gut die Rolle der FDP übernommen. Eine Stimme der Freiheit und der freien Marktwirtschaft aber gibt es jenseits der FDP nicht. Deshalb sind und bleiben die Liberalen - gleich ob man sie hasst oder liebt - trotz aller Fehler eine Bereicherung der deutschen Parteienlandschaft.

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