02.06.2015 16:47:43

ROUNDUP: Nordzucker rechnet mit roten Zahlen

BRAUNSCHWEIG (dpa-AFX) - Nordzucker drohen auch im laufenden Geschäftsjahr massive Einbußen. Europas zweitgrößter Zuckerhersteller rechne mit Verlusten und einem deutlichen Umsatzrückgang in der Periode 2015/2016, sagte Vorstandschef Hartwig Fuchs am Dienstag in Braunschweig. Dem Konzern machen - wie auch dem Konkurrenten Südzucker - niedrige Zuckerpreise zu schaffen.

Mittelfristig dürften die Preise laut Nordzucker aber wieder steigen, da sich eine Reduzierung der Anbauflächen abzeichne. Die Nordzucker-Fläche wurde in diesem Jahr um 20 Prozent im Vergleich zu 2014 reduziert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 (28. Februar) brach der Konzernüberschuss um 90 Prozent auf 20 Millionen Euro (Vorjahr: 209 Millionen) ein, wie das Unternehmen mitteilte. Der Umsatz gab um 21 Prozent auf 1,87 Milliarden Euro nach.

Das Unternehmen will mit einem Sparprogramm gegensteuern. Spätestens in zwei Jahren sollen es mindestens 50 Millionen Euro im Jahr sein. Es sollen zwar keine Werke geschlossen werden, ein Stellenabbau sei aber nicht auszuschließen, sagte Fuchs. Über betriebsbedingte Kündigungen werde aber noch nicht nachgedacht. Nordzucker belasten eine weltweite Überproduktion und hohe Bestände innerhalb der EU. Die Preise in Europa sind im Keller.

Der Konzern sieht sein Heil fernab des heimischen Kontinents. "Europa wächst nicht", sagte Fuchs mit Blick auf die Zuckernachfrage. "Der Markt wächst draußen." Man sei auf der Suche nach neuen Produktionsstandorten in Ländern, in denen gleichzeitig eine Vermarktung möglich ist. Zuletzt hatte Nordzucker ein geplantes Projekt in Sambia wieder kassiert.

Das Unternehmen setzt zudem auf höhere Exporte, die das Ende der EU-Zuckermarktordnung im Jahr 2017 möglich machen wird. "Da kommt eine Chance auf uns zu, die wir nutzen werden", sagte Fuchs. Auch Europas Zuckerprimus Südzucker, ebenfalls gebeutelt durch die schwierige Marktsituation, setzt auf die Zeit nach der Marktordnung. Bis dahin sei der Konzern in einem Korsett gefangen, beschrieb Finanzvorstand Thomas Kölbl kürzlich die Lage.

Agrar-Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe erwartet in zwei Jahren eine Erholung für die Zuckerkonzerne. "Nach 2017 werden auf keinen Fall mehr Verluste geschrieben", sagte er. Mit dem Fall der EU-Zuckermarktordnung könnten die Konzerne die Rübenpreise drücken, die sie den Landwirten bezahlen müssen. Nordzucker sagt dazu: "Wir werden einen Preis verhandeln und erzielen, der sich an Markt und Nachfrage orientiert."

Unangenehm könnten demnächst Schadenersatzklagen gegen Nordzucker werden. Das Bundeskartellamt hatte gegen Zuckerhersteller wegen Preisabsprachen ermittelt und Kartellstrafen verhängt. Fuchs rechnet mit Forderungen von Kunden. Bislang gebe es aber keine einzige Klage auf Schadenersatz. Der Nordzucker-Chef gibt sich vorbereitet. "Wir haben die Risiken bilanziell angemessen berücksichtigt."/vf/DP/jha

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