15.07.2022 14:47:38
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ROUNDUP: Gluthitze kriecht von Südeuropa heran - Bald 40 Grad in Deutschland?
BERLIN (dpa-AFX) - Gluthitze um oder über 40 Grad - was in vielen Regionen Südeuropas seit Tagen kaum erträgliche Realität ist, kommt laut Deutschem Wetterdienst (DWD) nächste Woche auch auf Deutschland zu. Und selbst im als oft kühl und regnerisch beschriebenen Großbritannien hat das zuständige Met Office erstmals in seiner Geschichte eine Warnung vor so extremen Temperaturen herausgegeben. Besonders dramatisch war die Lage am Freitag derweil in Portugal, wo - begünstigt durch eine bereits seit vielen Monaten anhaltende Dürre und große Hitze - riesige Waldbrände wüteten.
Während der für nächste Woche erwarteten Hitzeperiode kann in Deutschland laut DWD örtlich die 40-Grad-Marke überschritten werden. Wie aus der Zehn-Tage-Vorhersage vom Freitag hervorgeht, ist vor allem am kommenden Mittwoch mit einer Aufheizung auf 30 bis 36 Grad zu rechnen - im Süden und in der Mitte werden demnach bis zu 38 Grad erreicht. "Sonne pur heißt es da in weiten Teilen Deutschlands", sagte eine DWD-Meteorologin in Offenbach.
Ursache für das bevorstehende hochsommerliche Wetter: Hoch "Jürgen", das von den Britischen Inseln südostwärts zieht und sich über Deutschland regelrecht festsetzt. Kühler wird es an den Küsten. Und immerhin nachts kühlt es ein wenig ab: So sinken in der Nacht zum Dienstag die Temperaturen zumeist auf Werte zwischen 11 und 19 Grad.
"Außergewöhnliche, möglicherweise rekordverdächtige Temperaturen sind am Montag und dann wieder am Dienstag möglich", teilte der britische Wetterdienst Met Office am Freitag mit. Die Nächte würden für Großbritannien außergewöhnlich warm. Dies werde "wahrscheinlich zu weitreichenden Auswirkungen auf Menschen und Infrastruktur führen". Statt der für die Insel typischen Schuluniformen darf in einigen Schulen dann Sportkleidung getragen werden.
Der britische Hitzerekord liegt bei 38,7 Grad - gemessen am 25. Juli 2019 an der Universität Cambridge. Meteorologen rechnen damit, dass dieser Wert übertroffen wird. Met-Office-Sprecher Grahame Madge: "Wenn 40 Grad erreicht werden, ist das eine neuralgische Schwelle, die zeigt, dass der Klimawandel jetzt bei uns ist."
Zahlreiche Waldbrände haben Portugal seit einer Woche fest im Griff. Am Freitag wüteten dort 13 größere und Dutzende kleinere Feuer, wie der Zivilschutz mitteilte. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF zerstörten die Flammen in nur einer Woche mehr als 25 000 Hektar - eine Fläche von etwa 35 000 Fußballfeldern. Die dieses Jahr bisher durch Waldbrände vernichtete Fläche erhöhte sich auf 38 600 Hektar - 35 Prozent mehr als im ganzen Vorjahr (28 415).
Die Bewohner Portugals und die vielen Touristen aus Deutschland und anderen Ländern, die dieser Tage im Land Urlaub machen, ächzen derweil unter ungewöhnlicher Hitze. Am Mittwoch wurde in Pinhao im Distrikt Viseu im Norden des Landes mit 47 Grad die höchste jemals im Juli auf dem Festland Portugals registrierte Temperatur gemessen, wie das Institut für Meer und Atmosphäre (IPMA) mitteilte. Der genaue Wert muss aber noch bestätigt werden.
Im benachbarten Urlaubsland Spanien galt am Freitag in 16 der 17 Autonomen Gemeinschaften Hitzealarm. In den Regionen Andalusien im Süden und Extremadura im Westen des Landes sollten die Temperaturen bis auf 44 beziehungsweise 45 Grad Celsius im Schatten klettern. Nur die Kanaren vor der Westküste Afrikas bleiben von der extremen Hitze verschont. Die Hitzewelle in Spanien werde vom Ausmaß und der Länge her eine der längsten seit Beginn der Erfassungen im Jahr 1975 sein, teilte der nationale Wetterdienst mit.
Aus Frankreich hieß es, die Hitzeperiode sei besonders intensiv und lang anhaltend. In elf Départements galt die Hitzewarnstufe Orange, am Freitag sollen mancherorts Temperaturen um die 40 Grad erreicht werden. Zwei große Waldbrände an der südfranzösischen Atlantikküste breiteten sich weiter aus. In der Nacht zum Freitag evakuierten Einsatzkräfte drei Gemeinden südlich von Bordeaux. Der Zivilschutz warnte vor besonderer Brandgefahr im Rhonetal, wo der Mistral-Wind am Freitag und Samstag über trockene Gebiete fegen dürfte.
Auch Italien kämpft seit Wochen mit Dürre. In fünf nördlichen Regionen entlang des Flusses Po verhängte die Regierung deshalb den Notstand, weitere Regionen könnten folgen. Immer wieder treten Busch- und Waldbrände auf. Gefahr besteht weiterhin auch auf Sizilien und Sardinien. Die Feuerwehr in Südtirol bekämpfte in der Nacht zum Freitag einen Großbrand im Wandergebiet bei Frauwaal. Am nördlichen Teil des bei deutschen Touristen beliebten Gardasees beschäftigten schon seit Sonntag zahlreiche Brände die Behörden.
Binnen 24 Stunden wurden in Griechenland 108 Waldbrände gezählt, teilte die Feuerwehr am Freitag mit. Ein besonders großes Feuer südlich der kretischen Hafenstadt Rhethymno konnte wegen starken Windes zunächst nicht unter Kontrolle gebracht werden, die Ortschaft Orne wurde vorsorglich evakuiert. Auch südöstlich von Athen brannte es, den Anwohnern der Siedlung Feriza wurde per Warn-SMS empfohlen, die Gegend vorerst zu verlassen. Für Samstag riefen die Behörden für etliche Regionen wieder die zweithöchste Waldbrand-Warnstufe aus - darunter auch der Großraum Athen und mehrere Urlaubsinseln./rbo/DP/men
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