02.01.2015 18:02:47
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ROUNDUP/ Arbeitsmarktforscher: Hürden verhindern häufig Arbeit im Rentenalter
NÜRNBERG (dpa-AFX) - Der Arbeitsmarktforscher Ulrich Walwei hat sich dafür ausgesprochen, mehr Menschen eine Beschäftigung auch noch im Rentenalter zu ermöglichen. Wer noch arbeiten wolle, solle dies künftig auch tun können, ohne an formalen Hürden zu scheitern, sagte der stellvertretende Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in Nürnberg. Noch immer hinderten teilweise gesetzliche, tarifvertragliche oder betriebliche Regelungen ältere Arbeitnehmer daran, auch über die offizielle Altersgrenze hinaus ihrem Beruf nachzugehen, unterstrich er.
"Gerade in manchen Betriebsvereinbarungen ist ganz genau festgelegt, wann ein älterer Beschäftiger in den Ruhestand geht. Auch im öffentlichen Dienst gibt es dafür strikte Regelungen. Wir brauchen mehr Flexibilität", sagte Walwei. "Das würde sicher dazu führen, dass der eine oder andere ältere Beschäftigte dem Betrieb mit seinem Fach- und Erfahrungswissen noch etwas länger erhalten bleibt." Aber auch die Politik sollte Anreize schaffen. Wer länger arbeite, müsse dies später mit Rentenaufschlägen honoriert bekommen.
In arbeitsmarktpolitischer Hinsicht sei es auf jeden Fall wünschenswert, dass mehr ältere Beschäftigte länger in Betrieben blieben. "Wir haben heute die Situation, dass wir dort die geburtenstarken Jahrgänge mit einem guten Bildungsniveau haben", sagte Walwei. Solche qualifizierten Beschäftigten im Alter länger im Betrieb zu halten, könne einen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten, sofern die älteren Beschäftigten noch körperlich und geistig gesund seien. Dazu müssten aber auch die Betriebe ihren Beitrag leisten. "Fortbildung und Gesundheitsförderung sind hier die entscheidenden Schlüsselfaktoren", sagte der Arbeitsmarktforscher.
Untersuchungen hätten ergeben, dass es für Ältere unterschiedliche Motive gebe, länger zu arbeiten. "Da gibt es jene, für die Arbeit eine zentrale Rolle im Leben spielt und bei denen die Trennung zwischen Arbeit und Privatleben eh' schon immer fließend war." Zu dieser Gruppe gehörten oft auch Selbstständige, die generell später in Ruhestand gingen als Arbeiter, Beamte oder Angestellte. Zum anderen gebe es ältere Menschen, die über die gesetzliche Grenze hinaus beschäftigt blieben, weil ihnen die Rente nicht ausreicht.
Zusehends spielten aber auch private Gründe bei der Entscheidung für einen späteren Start in die Rente eine Rolle, erläuterte Walwei. So würden manche ältere Beschäftigte noch gerne zwei oder drei Jahre länger im Beruf bleiben, weil sie etwa noch ihren Kindern die Ausbildung zu finanzieren hätten. "Nicht jeder bekommt heute seine Kinder mit 25 Jahren, manche erst mit 40. Dadurch stecken die Kinder noch mitten im Studium, während die Eltern bereits das Ruhestandsalter erreicht haben". Auch gebe es Menschen, die aus Rücksicht auf den jüngeren Partner noch etwas länger arbeiten wollten, fügte Walwei hinzu./kts/DP/jsl
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