Dow Jones
16.12.2015 20:55:39
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ROUNDUP 2: US-Notenbank hebt erstmals seit der Krise die Zinsen an
(neu: Expertenstimmen, Äußerung Yellens)
WASHINGTON (dpa-AFX) - Die US-Notenbank (Fed) hat erstmals seit der Finanzkrise den Leitzins erhöht. Die Fed-Funds-Rate wird um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne zwischen 0,25 und 0,50 Prozent angehoben, teilte die Fed am Mittwoch in Washington mit. Volkswirte und die Finanzmärkte hatten mit dieser Entscheidung gerechnet. Der Beschluss fiel einstimmig. Bei der Pressekonferenz im Anschluss an die Entscheidung kündigte Fed-Präsidentin Janet Yellen an, dass weitere Zinserhöhungen "voraussichtlich graduell" erfolgen werden.
Der Leitzins hatte seit Ende 2008, also kurz nachdem die weltweite Finanzkrise ihren Höhepunkt erreicht hatte, in der Spanne zwischen 0,00 und 0,25 Prozent gelegen. Die letzte Zinsanhebung hatte es im Juni 2006 gegeben.
RISIKEN 'AUSGEWOGEN'
In ihrer Erklärung zum Zinsentscheid hob die Fed hervor, dass die Risiken für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt ausgewogen seien. Die Unterauslastung am Arbeitsmarkt sei seit Anfang 2015 deutlich gesunken. Die "graduelle Anpassung" der Geldpolitik werde die Wirtschaft stützen. Das weitere Tempo der Zinsanhebung hänge vom wirtschaftlichen Ausblick und den Konjunkturdaten ab.
Die Fed senkte ihre Inflationsprognose für das kommende Jahr auf 1,6 Prozent. Bislang war sie von 1,7 Prozent ausgegangen. Gleichzeitig hob sie die Wachstumsprognose für 2016 von bisher 2,3 Prozent auf 2,4 Prozent an.
EXPERTEN BEGRÜSSEN ENTSCHEIDUNG
Unter Analysten und Bankenvertretern wurde der Schritt der Fed mit Wohlwollen aufgenommen. "Die Zinserhöhung ist eine gute Nachricht", sagte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Bankenverbandes. "Sie zeigt, dass die Fed dem konjunkturellen Aufschwung in den USA vertraut und die Folgen der Finanzkrise zum größten Teil als überwunden ansieht."
Frank Hübner, Ökonom beim Bankhaus Sal. Oppenheim, sieht in der eingeleiteten Zinswende einen "Adelsschlag" für die erholte US-Wirtschaft. Für 2016 rechnet Hübner mit weiteren Zinsanhebungen von insgesamt rund einem Prozentpunkt.
Mit der Zinswende sei eine neue Phase von stärkeren Marktschwankungen eingeleitet worden, meint Christopher Probyn, Chefökonom beim Vermögensverwlater State Street Gobal Advisors. "Die Zinserhöhung wird eine volatile Phase einleiten", so Probyn. "Der Markt wird von nun an vor jedem Treffen der Federal Reserve darüber spekulieren, ob die Notenbank eine Anhebung der Zinsen verkündet oder doch lieber abwartet."
Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank Gruppe, rechnet damit, dass Fed-Präsidentin Janet Yellen im kommenden Jahr sehr behutsam mit weiteren Zinserhöhungen umgehen werde. "In Anbetracht der fragilen Lage im Verarbeitenden US-Gewerbe bleiben weitere Zinsschritte eine Gratwanderung."
EUROKURS SPRINGT KURZ ÜBER 1,10 US-DOLLAR - AKTIEN LEGEN LEICHT ZU
Der Eurokurs fiel unmittelbar nach der Bekanntgabe zunächst auf sein Tagestief von 1,0890 US-Dollar, stieg aber im Anschluss bis knapp über 1,10 US-Dollar und damit den höchsten Stand des Tages. Die Wall Street reagierte mit leichten Kursgewinnen. Der Dow Jones Industrial (Dow Jones) legte zuletzt um 0,52 Prozent auf 17 616,40 Punkte zu. Nur in der ersten Reaktion war er kurz ins Minus gedreht. Die Ölpreise gaben etwas nach./tos/he
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