16.10.2007 13:12:00
|
ROUNDUP 2: IKB will im kommenden Jahr in die Gewinnzone zurückkehren
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die in Schieflage geratene Mittelstandsbank IKB will bereits im kommenden Jahr in die Gewinnzone zurückkehren. Das kündigte Vorstandschef Günther Bräuning am Dienstag in Düsseldorf an. Das im Sommer vorgelegte Ergebnis des Geschäftsjahres 2006/07 (Ende März) werde man dagegen nachträglich deutlich nach unten korrigieren müssen. Zugleich zog die Bank weitere personelle Konsequenzen aus der Krise wegen ihres Engagements auf dem US-Hypothekenmarkt. Markus Guthoff und Frank Braunsfeld scheiden mit sofortiger Wirkung aus dem Vorstand aus. Im Anschluss an die im Sommer veranlasste Sonderprüfung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers (PwC) dürfte das operative Ergebnisses des abgelaufenen Geschäftsjahr um bis zu 180 Millionen Euro niedriger ausfallen, hieß es. Im Juni hatte die Bank das Ergebnis mit 263 Millionen Euro beziffert, nach der Korrektur könnte er nun auf 83 Millionen Euro sinken. Die im MDAX notierte Aktie sank bis zum Mittag um 2,08 Prozent auf 13,16 Euro.
MITTLFRISTIG NIEDERIGES GEWINNNIVEAU
Für das laufende Geschäftsjahr 2007/08 geht die Bank weiterhin von einem Verlust von bis zu 700 Millionen Euro aus. Im kommenden Jahr will IKB-Chef Günther Bräuning aber wieder die Gewinnzone erreichen. "Wir reinigen die Bilanz und starten dann wieder neu durch", sagte er. "Wir glauben, dass wir im kommenden Jahr den Break-Even schaffen." Nach Abschluss der Sanierung werde sich der Gewinn der Bank aber in einer deutlich anderen Dimension bewegen, als vor der Krise, kündigte Bräuning an. Mittelfristig werde mit einem operatives Ergebnis im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich gerechnet.
In dem PwC-Bericht wurden deutliche Schwachstellen im Risikomanagement von Rhineland Funding, Rhinebridge und anderer Portfolio-Investments moniert. Risiken aus Rhineland Funding und aus internationalen Kreditportfolios der Bank seien nicht mit der Risikotragfähigkeit der Bank vereinbar, hieß es. Vor allem das Engagement im US-Subprime-Markt, der zuletzt mehr als die Hälfte des Rhineland-Volumens von gut drei Milliarden Euro ausgemacht habe, sei deutlich zu hoch gewesen. "Wir teilen diese Einschätzung der Riskoanalyse von PwC", sagte Bräuning. Die Wirtschaftsprüfer hätten aber auch festgestellt, dass die Probleme bei Vorstand und Aufsichtsrat der IKB erst spät bekannt geworden seien. Der Aufsichtsrat sei erst Ende Juli informiert worden. Die Bank hatte noch zehn Tage vor ihrer Gewinnwarnung von geringen Problemen auf dem US-Hypothekenmarkt gesprochen. Mehrere Aktionäre hatten deswegen Klagen gegen die Bank angekündigt. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt.
GRZESIK WIRD NEUER FINANZVORSTAND
Zugleich besetzte die IKB am Montag den seit Sommer verwaisten Posten des Finanzvorstands neu. Zum neuen Finanzchef wurde Reinhard Grzesik bestellt. Vorgänger Volker Doberanzke hatte nach Bekanntwerden der Probleme der Bank am US-Subprime-Markt Anfang August seinen Hut genommen. Zuvor war bereits Vorstandschef Stefan Ortseifen zurückgetreten. "Diese Personalentscheidung ermöglicht dem Unternehmen einen Neuanfang", sagte Bräuning. Grzesik war bis Ende 2006 Finanzvorstand des jüngst von der Hypo Real Estate (HRE) übernommenen Staatsfinanzierers DEPFA BANK.
Die Ankündigung der KfW, einen Verkauf ihres IKB-Anteils von 38 Prozent zu prüfen, nahm Bräuning positiv auf. "Das ist eine gute Nachricht für die IKB." Bei eine Übernahme der Bank durch einen Wettbewerber seien erhebliche Synergien zu erzielen, so Bräuning. Der Aufsichtsrat habe daher einen für den möglichen Verkauf der Bank zuständigen Generalbevollmächtigten ernannt. " Die nächsten zwölf Monate werden spannend", sagte Bräuning. Für die weitere Entwicklung der IKB sei es eine entscheidende Frage, "ob die KfW unsere Partner bleibt oder sie sich entscheiden, einen neuen Partner zu suchen." Die KfW hatte in der vergangenen Woche angekündigt, in den nächsten Monaten alle strategischen Optionen für ihre IKB-Beteiligung unter die Lupe nehmen zu wollen. Auch ein Verkauf werde "intensiv" geprüft, hieß es.
ZUFRIEDEN MIT MITTELSTANDSGESCHÄFT
Zufrieden zeigte sich Bräuning mit dem Verlauf des operativen Geschäfts im Ende September zu Ende gegangenen zweiten Geschäftsquartal. Mit dem eigentlichen Geschäft der Bank mit dem Mittelstand sei er zufrieden. Die Kunden seien der Bank trotz der Krise treu geblieben. "Wir haben einem starken Partner viel zu bieten." Die IKB werde sich künftig wieder ganz auf das Mittelstandsgeschäft konzentrieren und zu ihren Wurzeln zurückkehren. Das bestehende Portfolio mit strukturierten Finanzinstrumenten werde in den kommenden drei bis vier Jahren abgeschmolzen werden, neue Engagements werde es in diesem Bereich nicht geben. Die IKB hatte sich vor allem mir forderungsbesicherten Anleihen (ABS) auf dem US-Markt für zweitrangige Hypothekenkredite verspekuliert.
Nicht ausschließen wollte Bräuning im Zuge der Restrukturierung auch eine Kapitalerhöhung. Dies hänge aber vom künftigen Partner der Bank ab. Für die angekündigte Bereinigung der Bilanz sei dagegen kein frisches Kapital erforderlich. "Es gibt keinen Grund, darüber jetzt zu spekulieren", so Bräuning./fj/she
Wenn Sie mehr über das Thema Aktien erfahren wollen, finden Sie in unserem Ratgeber viele interessante Artikel dazu!
Jetzt informieren!