21.07.2008 18:45:00
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ROUNDUP 2: Berentzen weist Kritik der Ex-Aufsichtsräte zurück
HASELÜNNE (dpa-AFX) - Im Streit um die Zukunft des Spirituosenherstellers Berentzen hat Mitgesellschafter Jan Bernd Berentzen die Kritik dreier zurückgetretener Aufsichtsratsmitglieder zurückgewiesen. "Die Darstellung der ausgeschiedenen Aufsichtsratsmitglieder ist in einer Reihe von Punkten nicht richtig", sagte Berentzen am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa im emsländischen Haselünne. Richtigstellen wolle er aber wegen laufender Gespräche nichts. Auf weitere Fragen zur Zukunft des Unternehmens sagte er: "Kein Kommentar".
Am vergangenen Mittwoch war überraschend der Verkauf von Aktien an einen Investor an der Ablehnung der Gesellschafter um Jan Bernd und Christian Berentzen gescheitert. Wenige Wochen zuvor hatte ein Kreis von 40 Aktionären aus den Eigentümerfamilien Berentzen, Pabst, Richarz und Wolff Verkaufsabsichten geäußert. Aus Protest gegen den gescheiterten Verkauf hatten der Aufsichtsratsvorsitzende Manfred Greune, dessen Stellvertreter Hans-Detlev Bösel und Gremiumsmitglied Dieter Barlage ihren Rücktritt erklärt und am Wochenende schwere Vorwürfe an die Adresse der Berentzen-Aktionäre gerichtet. Das Angebot des Investoren sei abgelehnt worden, ohne eine Alternative zu haben. Dieses Verhalten sei mit Blick auf die wirtschaftliche Situation des Unternehmens "grob fahrlässig" gewesen.
Die "Financial Times Deutschland" berichtete in ihrer Dienstag- Ausgabe, bei dem potenziellen Käufer handele es sich um die Münchener Gesellschaft Aurelius Invest. Das habe ein Sprecher bestätigt. Seit zwei Wochen liefen die Übernahme-Verhandlungen. Details zu der Offerte wurden jedoch nicht bekannt.
Am Montag herrschte unter den 700 Mitarbeitern Fassungslosigkeit über das Verhalten der Unternehmensführung. "Da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln", hieß es hinter vorgehaltener Hand. Die zurückgetretenen Aufsichtsräte hatten in ihrer Stellungnahme geschrieben, sie erwarteten einen Rücktritt auch von Vorstandschef Axel Dahm. Unterdessen berichtete das "Handelsblatt" (Dienstag) unter Berufung auf eine der Berentzen-Aktion ärsfamilien, Dahm werde sein Amt voraussichtlich am Mittwoch zur Verfügung stellen. "Wir können diese Überlegungen weder dementieren noch bestätigen", sagte ein Firmensprecher.
Dahm hatte im Dezember 2006 den Chefsessel von Jan Bernd Berentzen übernommen. Erstmals in der rund 250-jährigen Geschichte des Unternehmens war damit ein familienfremder Manager für das operative Geschäft des Traditionsunternehmens verantwortlich.
Dahm hatte einen Restrukturierungskurs eingeschlagen. Berentzen hatte im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 186 Millionen Euro (ohne Branntweinsteuer) einen Fehlbetrag von 11,8 Millionen Euro eingefahren. Das Ziel, 2009 wieder schwarze Zahlen zu schreiben, ist laut Unternehmensangaben nach einer planmäßigen Reduzierung der Verluste im laufenden Jahr in realistischer Nähe. /eks/bz/DP/sb
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