12.05.2022 20:28:38
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Schwere Waffen, Kommentar zu Energieimporten von Andreas Heitker
Frankfurt (ots) - Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, umso stärker werden
die russischen Energielieferungen Teil der Auseinandersetzung. Denn auf der
einen Seite versuchen die EU-Staaten in Windeseile ihre über Jahre aufgebaute
Erpressbarkeit zu verringern und Moskaus Kriegskasse nicht noch weiter zu
füllen. Auf der anderen Seite lässt auch Russland immer wieder die Muskeln
spielen - sei es über die Neudefinition der Zahlungsmethoden, über das Abdrehen
des Gashahns für einzelne EU-Staaten oder jetzt zuletzt mit den Sanktionen gegen
die Handels- und Speicher-Töchter von Gazprom Germania, die Deutschland unter
Treuhandschaft genommen hatte.
Die EU-Länder - und hier insbesondere Deutschland - haben es durch ihren
Energiebezug zugelassen, dass Russland wirtschaftliche und politische Waffen in
die Hand bekommt, die der Kreml jetzt auch nutzt. Es war, wenn man so will, die
unbewusste Lieferung schwerer Waffen, die Moskau gemeinsam mit den vielen
Milliarden Euro und Dollar für Gas, Öl und Kohle erhielt. Aktuell gab es
lediglich Warnschüsse mit diesen Waffen, und die Versorgungssicherheit ist in
allen EU-Staaten weiter stabil. Aber die immer neuen Unterbrechungen der
(Gas-)Lieferungen befeuern Ängste in den Unternehmen und privaten Haushalten,
lassen die Preise an den Großhandelsmärkten weiter steigen und machen neue
Sanktionspakete gegen Russland damit noch schwieriger.
Von daher sind die vielen Initiativen, die in den letzten Wochen in Brüssel, in
Berlin oder von der Internationalen Energieagentur angestoßen wurden, um Europa
seine Unabhängigkeit zurückzugeben, auch so wichtig. In den nächsten Tagen will
die EU-Kommission noch einmal nachlegen und Vorschläge für noch mehr Erneuerbare
und noch mehr Energieeinsparungen veröffentlichen. Dies ist der richtige Weg.
Zwar ist auch das Bemühen um eine weitere Diversifizierung der Lieferwege in der
aktuellen Situation richtig. Aber dies kann nur eine Übergangslösung sein. Die
EU muss dabei immer aufpassen, sich nicht in neue langfristige Abhängigkeiten zu
begeben, die dann wieder ein neues Erpressungspotenzial beinhalten.
Wie komplex und schwierig der Weg noch wird, zeigt eine andere aktuelle
Berechnung aus Brüssel: Fast 200 Mrd. Euro an zusätzlichen Investitionen werden
in den nächsten fünf Jahren erst einmal nötig sein, um die Energieinfrastruktur
in der EU fit für die neuen Herausforderungen zu machen. Die energiepolitische
Vollbremsung der EU wird alles andere als ein Selbstläufer.
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