18.05.2021 20:26:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Prime Time, Kommentar zu Amazon von Heidi Rohde
Prime Time, Kommentar zu Amazon von Heidi Rohde
Frankfurt (ots) - Die Zeiten, in denen TV-Sender mit einem überschaubaren
Rechteportfolio an Film-Titeln und einem noch dünneren Angebot an
Eigenproduktionen im Kampf um die Hauptsendezeit bei den Zuschauern bestehen
konnten, sind auch in Europa schon länger vorbei. Analoges Fernsehen hat eine
alternde und damit letztlich schrumpfende Zielgruppe, während "Prime Time"
inzwischen nutzerdefiniert wird. Die - jüngeren - Konsumenten wählen ihr
Programm aus einem immer größeren On-Demand-Angebot auf globalen
Video-Streaming-Plattformen, deren Kampf um Marktanteile voll entbrannt ist.
Ob der Schulterschluss zweier großer französischer Pay-TV-Gesellschaften, den
diese bis Ende 2022 vollziehen wollen, noch rechtzeitig kommt, damit auch Europa
im Umbruch des Film- und Fernsehgeschäfts noch mehr als eine Nebenrolle spielen
kann, ist zweifelhaft. Unzweifelhaft ist dagegen wohl eine Hauptrolle für
Amazon. Der E-Commerce-Riese, dessen erfolgreiche Plattformstrategie den Konzern
längst auch zu einem globalen Schwergewicht in der Medienwelt gemacht hat,
stellt mit dem 9 Mrd. Dollar schweren Kauf der MGM Filmstudios eines klar: Die
laufende M&A-Inszenierung in der Branche, bei der ein Mega-Deal den nächsten
jagt, wird Amazon nicht von der Zuschauerbank aus verfolgen, um künftig der
Konkurrenz die Bühne zu überlassen.
Der Video-Streamingdienst Amazon Prime ist derzeit global noch mit einigem
Abstand die Nummer 2 hinter Netflix. Beide stehen jedoch unter Druck des erst
2019 gestarteten Konkurrenten Disney+, der zuletzt mit gut 100 Millionen
Abonnenten weltweit bereits halb so viele Nutzer hatte wie Streaming-Pionier
Netflix. Die rasante Aufholjagd verdankt Disney+ ihrer gigantischen
Filmrechtebibliothek, mit der Branchen-Newcomer von sich aus nicht mithalten
können. Mit dem Zugriff auf MGM, deren Rechteportfolio Highlights wie die James
Bond-Filme oder die Rocky-Reihe umfasst, macht Amazon nun einen kleinen
Quantensprung.
Netflix kann derzeit im Kampf um die Zuschauergunst noch mit zahlreichen
eigenproduzierten, oft ausgezeichneten Serientiteln punkten, deren Bekanntheit
die Marke stützen. Auf Dauer werden aber tiefe Taschen darüber entscheiden, wer
den besten und größten Content-Pool zu bieten hat. In dieser Hinsicht dürfte es
für alle Player schwer sein, Amazon das Wasser zu reichen - besonders für die
gebeutelte europäische Medienbranche, die es über Jahre nicht geschafft hat,
eine gemeinsame Streaming-Plattform aufzubauen.
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OTS: Börsen-Zeitung

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