DAX
08.07.2022 19:40:38
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OTS: Börsen-Zeitung / Immer mehr Krisensignale, Marktkommentar von Kai Johannsen
Immer mehr Krisensignale, Marktkommentar von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Der Kapitalmarkt sendet derzeit immer mehr Krisensignale in
Sachen Konjunktur, man darf zu Recht von Rezessionssignalen sprechen. Und das
R-Wort macht auch unter Analysten und Marktakteuren immer mehr die Runde,
ablesbar an den täglichen und wöchentlichen Marktausblicken. Die Rezessionsangst
löst die Inflationsfurcht als größte Sorge an den Märkten ab, die stets sehr
vorausschauend blicken - meinen zumindest viele.
Krisensignale kommen gleich aus drei Marktsegmenten. Erstens: der Devisenmarkt.
Der Euro nähert sich der Parität, im Grunde genommen handelt er mit 1,007 Dollar
je Euro praktisch schon auf diesem Niveau. Ein Euro ist damit ein Dollar. Der
tiefste Stand seit rund 20 Jahren. Und woran liegt es? Die US-Notenbank ist der
Europäischen Zentralbank (EZB) in Sachen Zinsanhebungen salopp gesagt einen oder
zwei Schritte voraus. Das stärkt den Dollar und bedeutet umgekehrt eine
Schwächung der Gemeinschaftswährung Euro, abzulesen eben daran, dass der Euro
nun gleich einen Dollar wert ist und nicht mehr mehr. Und es ist durchaus
vorstellbar, dass der Euro noch unter diese Marke abrutschen wird. Der Grund
dafür liegt auf der Hand. Hatten doch viele vor einigen Monaten erwartet, dass
die EZB zügiger reagieren wird und den Leitzins anhebt, werden diese
Erwartungen, was das Ende der Fahnenstange betrifft, nun immer mehr
zurückgeschraubt. Will heißen: Die EZB hebt den Leitzins nun doch nicht mehr so
stark an, wie viele es im Markt bis vor einigen Wochen noch erwartet hatten. Das
bedeutet aus Währungssicht erst mal einen Vorteil für den Dollar, wenn die Fed
bei ihrem restriktiveren Kurs bleibt. Für sich genommen sollte man das auch mal
in Zweifel ziehen, schließlich wird auch die US-Wirtschaft - in welchem Ausmaß
auch immer - vom Ukraine-Krieg betroffen sein.
Zweitens: die Aktienmärkte. Derzeit rangiert der Dax zwischen 12 000 und 13 000
Punkten. Schwache Tage sind jüngst häufiger zu beobachten gewesen. Über den
Märkten schwebt derzeit das Damoklesschwert Gaslieferstopp aus Russland. Und das
würde in Sachen Rezession sicherlich den garantierten Eintritt derselben in der
europäischen Wirtschaft - und nicht in nur in dieser - bedeuten. Eine
weitreichende Energiekrise, die über das Maß hinausgeht, das heute in manchen
Szenarien befürchtet wird, hat in weiten Teilen der Wirtschaft nicht nur
deutliche Abschwächungen, sondern womöglich auch den Stillstand zur Folge.
Umsatz- und Gewinneinbrüche wären die Konsequenz, auf die Entlassungen,
Hilfsanträge, staatliche Unterstützungen, aber auch Insolvenzen folgen würden.
Was dieses Szenario mit den Anteilscheinen der Unternehmen macht, muss nicht
wirklich erklärt werden. Dax unter 10 000 Punkten ist dann ein sehr
realistisches Szenario, zu dem es hoffentlich nicht kommt.
Drittens: die Anleihemärkte. Es hatten so viele erwartet, dass nun der deutliche
Renditeschub nach oben kommt. 2 % und mehr bei der zehnjährigen Bundrendite,
endlich wieder positive Zinsen, die auch was einbringen. Bis auf knapp vor 1 %
ist der Satz in der gerade abgelaufenen Woche im zehnjährigen Bereich aber schon
wieder abgerutscht. Fast 50 % des Anstieges waren damit schon wieder
zunichtegemacht. Am Anleihemarkt hat das Wort Rezession mit Sicherheit eine
größere Häufigkeit in der Erwähnung in den morgendlichen Marktausblicken als das
Wort Inflation. In den Vereinigten Staaten ist die Zinskurve auch immer wieder
invertiert. Das allein war in den vergangenen Dekaden ein sehr verlässlicher
Signalgeber für die konjunkturelle Entwicklung. Denn den Rezessionen in der
Vergangenheit gingen in der Regel inverse Zinsstrukturkurven voraus, d.h. die
langfristigen Anleihezinsen lagen unter den kurzfristigen Bondrenditen. Damit
preist der Markt ein, dass die Zentralbank in Antizipation einer
wirtschaftlichen Abschwächung auf längere Sicht die Zinsen senken muss, um der
Wirtschaft unter die Arme zu greifen.
Fazit: Euro auf Paritätskurs zum Dollar, Aktienmärkte nervös und wacklig und
Staatsanleihenmärkte, an denen die Renditen purzeln und Zinskurven invertieren.
Das sind deutliche Signale.
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