09.08.2021 19:46:38
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Hindernislauf / Kommentar zu den deutschen Exporterfolgen von Stefan
Reccius
Frankfurt/M. (ots) - Es ist ein Phänomen: Das Wehklagen der Wirtschaftsvertreter
angesichts latenter Lieferengpässe und Logistikprobleme wird immer lauter.
Gleichzeitig setzen die Exporteure eine Bestmarke nach der anderen. Im Juni
steigerten sie ihre Ausfuhren den 14. Monat in Folge, und das deutlich stärker
als erwartet. Laut den vom Ifo-Institut ermittelten Exporterwartungen bleiben
nahezu alle Branchen zuversichtlich, was ihre Auslandsgeschäfte auf Sicht der
nächsten drei Monate betrifft. Längst sind auch anfangs skeptische
Außenhandelsexperten eines Besseren belehrt: Anders als im Zuge der
Weltfinanzkrise zieht diesmal die Exportbranche die Konjunktur aus dem Tal.
Hat nicht Handelskammerchef Peter Adrian kürzlich Materialengpässe als
"Geschäftsrisiko Nummer eins" bezeichnet? Sieht nicht Ifo-Konjunkturchef Klaus
Wohlrabe im Materialmangel eine "Gefahr für den Aufschwung"? Hat nicht der
Präsident des Außenhandelsverbands BGA Anton Börner ungeachtet der jüngsten
Superzahlen beklagt, die "Reihe der Widrigkeiten im Außenhandel" könnte "kaum
größer sein"?
Tatsächlich dürfte es schwerfallen, ein einziges Unternehmen mit
Auslandsgeschäft zu finden, das nicht über die eine oder andere Widrigkeit
klagt. Die Frachtkosten sind unvermindert hoch, die Lieferzeiten lang, das
Reisen nach Übersee ist beschwerlich bis unmöglich. Die Unternehmen reagieren
pragmatisch: Sie zehren Lagerbestände auf, kaufen - wo möglich -
Vorleistungsgüter auf Vorrat, kürzen - wo nötig - zeitweise die Produktion. Und:
Sie scheuen sich nicht, höhere Preise für Einkauf und Fracht an Kunden und
Verbraucher weiterzureichen. Das zeigen Umfragen derzeit deutlich.
Für sich genommen wirkt jede einzelne der zahlreichen Zumutungen wie ein
Bremsklotz für den Aufschwung. Allen voran die Autoindustrie wird auf
unabsehbare Zeit mit Chipengpässen zu kämpfen haben. Deshalb ist die hiesige
Konjunktur weit von der Schwelle zum Überhitzen entfernt, wie dies in der
maßgeblich vom Binnenkonsum befeuerten US-Wirtschaft der Fall ist.
Gesamtwirtschaftlich entfaltet die von den USA und China angeschobene
Weltwirtschaft einen Sog, der stark genug ist, die deutsche Volkswirtschaft
mitzuziehen.
Kein Zweifel: Die Exporteure haben einen Lauf. Aber es bleibt ein Lauf mit
Hindernissen. Bestes Beispiel ist Adidas: Die Fabriken in Vietnam stehen wegen
neuerlicher Corona-Einschränkungen still. Trotzdem hat der Dax-Konzern seine
Umsatzprognose erhöht - und es wäre sogar noch deutlich mehr drin. So wird es
auf breiter Front noch eine ganze Zeit weitergehen. Text
(Börsen-Zeitung, 10.08.2021)
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