10.02.2015 20:56:47

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Börsen-Zeitung: Wende vollzogen, Kommentar zum Ölmarkt von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Der Ölpreis hat in den vergangenen zwei Wochen

eine bemerkenswerte Erholung erfahren. Gegenüber dem Januartief von

45,19 Dollar je Barrel hat Brent inzwischen rund 30% zugelegt. Am

Ölmarkt macht sich bei Anbietern und Finanzinvestoren Zuversicht

breit. Dies, so heißt es, könnte die von ihnen erhoffte Preiswende

sein.

In der Tat spricht einiges für diese These. Auf jeden Fall hat der

Markt seine Dynamik verändert. Der stark nach unten weisende Trend

ist gebrochen. Inzwischen ist der Markt auch wieder für Nachrichten

empfänglich, die geeignet sein sollten, den Preis zu stützen. So wird

die neueste Prognose der Organisation Erdöl exportierender Länder

(Opec) ernst genommen, gemäß der die Nachfrage nach Opec-Öl im

laufenden Jahr größer sein soll als bisher gedacht.

Am Dienstag wurden sogar Hinweise ignoriert, die für ein weiterhin

üppiges Angebot sprechen. So ließ die Internationale Energieagentur

IEA, die die Industriestaaten in Fragen der Energiepolitik berät, in

ihrem Mittelfristausblick verlauten, das Wachstum der amerikanischen

Schieferölförderung werde von dem gegenwärtigen Preistief kaum

berührt. Schieferöl sei weiterhin als Treiber einer kräftigen

Angebotsausweitung mindestens bis ins Jahr 2020 zu sehen. Am Markt

wurde das mit einem Achselzucken quittiert, der Brent-Preis gab am

Dienstag kaum nach. Dazu mag beigetragen haben, dass die IEA in der

Vergangenheit eine ausgesprochen schlechte Trefferquote hatte, was

ihre Prognosen angeht. Wenig Eindruck hat aber auch gemacht, dass es

die Analysten der US-Großbank Citigroup in einer jetzt

veröffentlichten Studie für möglich halten, dass der Ölpreis noch bis

20 Dollar je Barrel fallen könnte.

Trotz der Erholung gibt es weiter Faktoren, die die Wende

gefährden. So sind insbesondere die US-Lagerbestände in den

vergangenen Wochen auf einen Rekordstand geklettert. In den USA ist

die Produktion damit immer noch größer als die Nachfrage. Zudem

deuten jüngste Konjunkturdaten aus China darauf hin, dass die

Konjunktur in Asien nicht rund läuft. Und die Konfrontation zwischen

Griechenland und der Rest-EU könnte Schockwellen in ganz Europa

auslösen. Somit ist durchaus damit zu rechnen, dass die Erholung von

dem einen oder anderen Schwächeanfall unterbrochen wird. Zu viel

sollten sich Finanzinvestoren auf keinen Fall erhoffen. Die

fundamentale Lage lässt einen Anstieg auf über 70 Dollar derzeit

nicht erwarten.

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