05.08.2016 20:45:39

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Börsen-Zeitung: Warten auf die Investoren, Marktkommentar von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Im Rahmen der aktuellen Rohstoffhausse haben

sich die Industriemetalle im laufenden Jahr recht ordentlich

entwickelt. So ist der Zinkpreis seit Jahresanfang um 41% gestiegen,

Zinn verzeichnete ein Plus von 25% und Nickel von 21%. Aluminium ist

um 8% teurer als Anfang Januar. Eine Ausnahme ist allerdings der

Kupferpreis, der aktuell lediglich um 3% über dem Niveau von

Jahresanfang steht.

Die Preisanstiege insbesondere bei Zink, Zinn und Nickel sind

bemerkenswert, fanden sie doch in einem Umfeld nur sehr verhaltener

konjunktureller Dynamik statt. In diesem Umfeld waren es vor allem

Sondereinflüsse sowie Entwicklungen auf der Angebotsseite, die die

teilweise sehr ausgeprägten Preisanstiege verursacht haben. Am

klarsten ist dies bei Nickel zu erkennen. Hier ist es der

Regierungswechsel auf den Philippinen, der den Markt stark

beeinflusst hat. Marktteilnehmer sprechen von einer Schocktherapie

des neuen Präsidenten Rodrigo Duterte, der sich nicht nur die

Drogendealer, sondern auch die Minenindustrie des Landes vorgenommen

hat. Diese hatte in der Vergangenheit die Umweltgesetze des Landes

nicht besonders ernst genommen und einige spektakuläre

Umweltkatastrophen verursacht. Nun hat das zuständige Ministerium

eine Untersuchung der Zustände in den Minen durchgeführt und als

Ergebnis bereits sechs der insgesamt 27 Nickelminen des Landes

geschlossen. Dadurch sind 8% der Nickelproduktion der Philippinen

vorerst ausgefallen. Die vorläufige Schließung einer siebten Mine ist

bereits angekündigt worden.

Kirche gegen die Minen

Dies ist insofern von Bedeutung, weil die Philippinen der

wichtigste Lieferant von Nickelkonzentrat für die chinesische

Volkswirtschaft sind. Es ist auch nicht zu erwarten, dass die

Kampagne der Regierung gegen die Minenbetreiber schon abgeschlossen

ist, zumal wichtige gesellschaftliche Gruppen wie die katholische

Kirche den Minenbetreibern gegenüber sehr kritisch eingestellt sind.

Die Rohstoffanalysten von Unicredit gehen zudem davon aus, dass sich

die fundamentale Lage bei Nickel weiter aufhellt und die jüngste

Kaufdynamik auch die technische Marktsituation verbessert hat. Ihrer

Meinung nach ist Spielraum für einen schnelleren Anstieg des

Nickelpreises vorhanden.

Im Bereich der Industriemetalle hat im bisherigen Jahresverlauf

Zink den Vogel abgeschossen. Jüngst wurde ein 15-Monats-Hoch

erreicht. Nach Berechnungen der international Lead and Zinc Study

Group gab es in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres ein

Defizit von 68700 Tonnen, verglichen mit einem Angebotsüberschuss von

177000 Tonnen im gesamten Vorjahr. Grund dafür ist eine ganze Reihe

von Produktionsunterbrechungen in wichtigen Minen.

Bei Aluminium werden ebenfalls Chancen gesehen, vor allem weil die

Bestände in den Lagerhäusern der London Metal Exchange (LME) auf ein

Mehrjahrestief gefallen sind. Am Markt heißt es, dass dies zu einer

Phase von Engpässen führen könnte, insbesondere dann, wenn

spekulative Adressen ihre Short-Positionen ausgleichen müssen.

Zweifel an Nachhaltigkeit

Die Entwicklung des Kupferpreises hat bislang auf Jahressicht

enttäuscht, die Notierungen haben sich aber gegenüber den Tiefständen

von Mitte Juni bereits um rund 10% erholt. Analysten sind jedoch

skeptisch, was die Nachhaltigkeit der Rally betrifft. So verweisen

die Experten von Barclays darauf, dass die zwei letzten Ansätze zu

einer Rally scheiterten. Nach wie vor ist der Kupferpreis um rund 8%

niedriger als vor einem Jahr. Zudem ist die Kupfernachfrage weiterhin

gedrückt.

Grundsätzlich könnten sich - auch bei Kupfer - Chancen dadurch

ergeben, dass Finanzinvestoren in die Basismetalle zurückkehren, die

angesichts der bisherigen Preisanstiege vor dem Hintergrund des

anhaltenden Anlagenotstands zunehmend attraktiv erscheinen. Nach

Erhebungen von Barclays haben Finanzinvestoren in Basismetalle

momentan gerade einmal 16 Mrd. Dollar investiert. Zum Vergleich: Bei

den Edelmetallen sind es satte 128 Mrd. Dollar und im Energiebereich

56 Mrd. Dollar. Immerhin hat gegenüber dem Stand des vergangenen

Jahres eine leichte Belebung des Interesses von Finanzinvestoren

stattgefunden, denn 2015 waren im Jahresdurchschnitt lediglich 12

Mrd. Dollar investiert. Im Jahr 2012 waren es aber noch 32 Mrd. Euro

gewesen. Sollte es in der Tat, wie von so manchem Marktbeobachter

erwartet, zu einer umfassenderen Rückkehr der Finanzinvestoren

kommen, wäre die Rally in dem Sektor wohl abgesichert.

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