16.03.2015 20:50:48

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Börsen-Zeitung: Von wegen aus Versehen, Kommentar zu Griechenland von

Detlef Fechtner

Frankfurt (ots) - Ein Gespenst geht um in Europa - der Grexit by

accident, der Grexident: die Angst vor einem jähen, ungewollten

Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone wegen der Verkettung

unglücklicher Umstände. Also quasi aus Versehen - hups!

Dieses Szenario geht an der Wirklichkeit vorbei. Gewiss, ein

Grexit ist möglich. Aber sicher nicht aus Versehen. Die griechische

Regierung hat die Euro-Partner bewusst provoziert und wissentlich

Verabredungen in Frage gestellt, die sie zuvor akzeptiert hatte. Wenn

man Sitzungen verlässt und draußen eindeutige Absprachen für

interpretationsbedürftig erklärt und nach Gutdünken auslegt, dann

macht man das nicht aus politischer Unerfahrenheit - und erst recht

nicht aus Versehen.

Also droht nun doch ein Grexit aus Vorsatz? Nein. Denn auch gegen

die Vermutung, dass die Regierung absichtsvoll auf einen Bruch mit

den Euro-Partnern hinarbeitet, spricht vielerlei. Schließlich drohen

dem Land dann wirtschaftliche Verheerung und politische Verwerfungen.

Dass sich Premier Alexis Tsipras und Finanzminister Giannis

Varoufakis so aufführen, wie sie es tun, weil es ihnen nur noch darum

geht, die Schuld für einen Grexit auf die Kapitalgeber abzuschieben,

überzeugt allenfalls die Freunde von Verschwörungstheorien.

Bliebe das Risiko eines Grexit aus Bockigkeit. Ja, die Gefahr

besteht tatsächlich - auf beiden Seiten. Die Euro-Partner haben zwar

bislang trotz Beschlagnahmungsdrohungen, Anfeindungen und

Stinkefinger der Versuchung widerstanden, die Gespräche abzubrechen.

Aber die Sorge wächst, dass sie bald beleidigt dichtmachen, obwohl

viel auf dem Spiel steht - sehr viel.

Und die griechische Regierung? Der scheint es ohnehin nicht so

sehr darum zu gehen, im Kleinen und Konkreten Kompromisse auszuloten,

als vielmehr darum, Europas Rettungspolitik im Großen und Ganzen für

gescheitert zu erklären. Dabei ist das, was als Prinzipienfestigkeit

präsentiert wird (keine Rückkehr zur Sparpolitik!), im Grunde nur

Selbstbezogenheit, wenn nicht gar Eigensinn. Statt politisch

vernünftige Lösungen zu suchen, scheint es darum zu gehen, die

eigenen Versprechungen zu bekräftigen. Hoffentlich erinnern sich

Tsipras und Varoufakis rechtzeitig daran, dass sie nicht gewählt

wurden, um große Auftritte zu haben - weder in Brüssel noch in Paris

Match. Sondern um Kompromisse auszuhandeln, die Griechenland im Euro

halten (denn das ist schließlich erklärter Mehrheitswille), und den

Griechen einen Weg in eine wirtschaftlich bessere Zukunft zu bahnen.

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