17.12.2015 19:56:39

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Börsen-Zeitung: Schocktherapie, Kommentar zu Argentinien von Dieter

Kuckelkorn

Frankfurt (ots) - Der neue argentinische Präsident Mauricio Macri

ist gerade einmal sieben Tage im Amt, schon wagt er einen drastischen

Schritt. Er hat überraschend den Kurs des Peso gegenüber dem Dollar

vollständig freigegeben und auch die Devisenkontrollen weitestgehend

abgeschafft. Zwar hatte Macri dies im Wahlkampf in Aussicht gestellt.

Viele Beobachter hatten aber angesichts hoher Inflation und beinahe

rekordniedriger Währungsreserven der Notenbank mit einem behutsameren

Vorgehen gerechnet, beispielsweise mit einer schrittweisen Anpassung

des offiziellen Peso-Kurses an die Realität.

Die Reaktion auf die Hauruck-Maßnahme ließ nicht lange auf sich

warten: Der Außenwert des Peso ist am Donnerstag ausgehend vom

bisherigen offiziellen Kurs von 9,9 Peso je Dollar um rund 40% auf

13,9 Peso abgestürzt. Alberto Ramos, Lateinamerika-Chefökonom von

Goldman Sachs, zeigt sich besorgt. Er sprach trotz grundsätzlicher

Zustimmung von einem riskanteren Vorhaben verglichen mit dem Kurs

anderer Länder. Auch wenn der Internationale Währungsfonds noch nicht

wieder mit im Boot ist: Es lässt sich ohne weiteres von einer

Schocktherapie für Argentiniens Volkswirtschaft sprechen.

Macri hat zweifellos gute Gründe für Veränderungen. Das Beispiel

Griechenlands hat gezeigt, wie schädlich ein starres Währungsregime

für schwache Volkswirtschaften sein kann. Argentinien leidet unter

Kapitalflucht, sinkenden Exporten und fast völlig ausgetrockneten

Investitionen aus dem Ausland. Dennoch ist es alles andere als

sicher, dass es die von Macri erhoffte schnelle Rückkehr zu hohem

Wirtschaftswachstum geben wird.

Da die Notenbank mit gerade einmal 24,2 Mrd. Dollar an - zudem

illiquiden - Devisenreserven kaum intervenieren kann, droht ein

Überschießen der Peso-Abwertung. Damit würde die Inflation, die

bereits jetzt 24% beträgt, enorm angeheizt. Da Macri mit einem

Sozialpakt die Gewerkschaften zur Mäßigung bewegen will, droht die

Anpassung auf Kosten der Kaufkraft der breiten Massen zu erfolgen,

zumal Macri auch die Exporte der Landwirtschaft ankurbeln muss, um so

die Devisenreserven aufzustocken. Ferner werden auch die

unausweichlichen Zinserhöhungen zur Stützung des Peso die Wirtschaft

schwächen. Weshalb sollten ausländische Investoren in einer solch

unsicheren Lage in Argentinien investieren? Argentinien könnte ein

weiteres Beispiel dafür werden, dass Lösungen aus dem

Ökonomielehrbuch in der Realität manchmal wenig taugen.

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