06.07.2015 20:36:39
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Börsen-Zeitung: Nein, Kommentar zu Griechenland von Detlef Fechtner
Frankfurt (ots) - Ein Wort hat gute Aussichten, in diesem Jahr
Europas Wort des Jahres zu werden: nein. Denn wenn derzeit von Europa
die Rede ist, geht es nur selten um Integration und Vertiefung - und
viel häufiger um Ablehnung und Widerstände oder gar Ausstieg. Also um
nein!
Das gilt natürlich im Besonderen für das Referendum. Man kann wohl
annehmen, dass Griechenlands Bürger nicht jedes Detail der Reform-
und Sparanforderungen studiert haben, die eigentlich zur Abstimmung
standen. Sondern dass sie generell ihren Unmut über dieses Europa zum
Ausdruck gebracht haben: So nicht, Europa! Nein!
Leider haben sie sich und die Euro-Partner damit in eine Sackgasse
manövriert, aus der nur schwer ein Ausweg zu finden ist - selbst beim
besten Willen der Beteiligten. Das gilt erstens mit Blick auf die nun
noch offensivere Forderung nach einem Schuldenschnitt. Sollten die
Euro-Partner darauf eingehen, wird es für sie rechtlich und politisch
noch schwieriger, gleichzeitig dringend nötige neue Finanzhilfen
lockerzumachen. Denn es gibt Parlamente, die zustimmen müssen, und es
gibt Finanzierungsvorgaben, die man ziemlich biegen muss, um
zeitgleich Schulden zu erlassen sowie Neukredite zu gewähren. Das
gilt zweitens für Reformanforderungen und Sparvorgaben. Eigentlich
müssten die Gläubiger radikalere Anpassungen verlangen, denn die
griechische Wirtschaft ist in Zeiten geschlossener Banken komplett
aus dem Tritt geraten. Doch nun können sie nicht einmal auf das
pochen, was bereits auf dem Tisch lag - denn das griechische Volk hat
es ja explizit abgelehnt. Nein!
Wird es einen schnellen Abschluss geben, wie es Athen versprochen
hat? Nein. Dazu klafft eine zu große Lücke zwischen den Positionen.
Wird es also monatelange Verhandlungen geben? Nein. Denn so lange
können die Banken gar nicht über Wasser gehalten werden. Auch rückt
der nächste große Zahlungstermin des Staats näher. Werden die
Euro-Partner deshalb die griechische Delegation gleich abweisen und
nach Hause schicken? Nein. Denn (noch) ist das Land EU-Mitglied und
Euro-Partner - und hat zu Recht Anspruch darauf, dass jeder
Hilfsantrag ernsthaft geprüft wird.
Na ja, wird sich mancher denken, wenn die Euro-Partner nicht
einmal jetzt die Reißleine ziehen, sondern sich wieder auf
Verhandlungen einlassen, wird gewiss am Ende doch wieder irgendwie
ein Kompromiss - und wenn es auch ein fauler ist - herauskommen. Es
ist doch in Europa noch immer gutgegangen - darauf kann man doch
irgendwie vertrauen, oder? Nein!
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