Warum Bitcoin als Wertspeicher in keinem diversifizierten Portfolio fehlen sollte. Jetzt lesen -w-
06.05.2016 19:31:39

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Börsen-Zeitung: Mehr als nur lästig, Marktkommentar von Dietegen

Müller

Frankfurt (ots) - Die Welt ist für europäische Unternehmen nicht

einfach. Da sitzen sie auf riesigen Cashbergen - Schätzungen für die

im Stoxx 600 enthaltenen Unternehmen gehen derzeit von rund 2,3 Bill.

Euro aus - und genießen außergewöhnlich günstige

Finanzierungskonditionen, nicht zuletzt dank der Europäischen

Zentralbank. Doch das immer noch anämisch anmutende

Wirtschaftswachstum, technologische Herausforderungen und politische

und regulatorische Unwägbarkeiten lassen sie vor Investitionen

zurückscheuen.

Wenn investiert wird, dann womöglich am falschen Ort, zu teuer

oder unter so hohem Innovationsdruck, dass Forschung und Entwicklung

realistischerweise stärker von Versuch und Irrtum als von bald

messbaren Resultaten geprägt ist. Für die Mehrheit der Unternehmen

dürfte es derzeit schwierig sein, ihre Kapitalrendite substanziell

nach oben zu bringen. So fehlt auch der Treibstoff für anhaltend

steigende Kurse am Aktienmarkt.

Möglich, dass Investoren dies zunehmend als Missstand wahrnehmen.

Die spannende Frage ist, ob sich ihr Verhalten ändern wird. Aus

angelsächsischer Sicht gelten europäische Investoren als zahm, wenig

konfrontativ und als Berater denn als Sparringpartner. Auch, weil

europäische Unternehmen anders als amerikanische traditionell engere

Bande mit Banken als mit Investoren pflegen.

Es wird sich zeigen, ob sich dieses Modell der "Cohabitation"

überholt hat. Das Umfeld bleibt schwierig - für beide Seiten. Woher

soll im Nullzins- und Kaum-Wachstum-Umfeld die Rendite herfliegen?

Ist dabei die Qualität des Geschäftsmodells, in das investiert wird,

und die des Managements hinreichend? Der Raum auch in Europa für

stärker aktivistisch geprägtes Selbstverständnis ist offen. Seit 2010

haben sich aktivistische Kampagnen laut dem Magazin "Forbes" in

Europa mehr als verdoppelt. Deutschland steht nicht im Fokus, die

meisten Kampagnen fanden in Großbritannien, Frankreich, Österreich,

der Schweiz und Irland statt.

Glückliches Deutschland, weil hier die Unternehmen besser gemanagt

sind? Mag sein, auch der schlechte Ruf von Aktivisten als

"Heuschrecken" dürfte mit dazu beitragen. Aktivisten sind meist

öffentlichkeitssüchtig. Dabei sind ausdrücklich nicht Leerverkäufer

vom Schlage Muddy Waters gemeint, die auch im Kapitalmarkt als

"Anomalie" gelten. Die Ruhe könnte aber für das Management vieler

Unternehmen trügerisch sein, wenn die Renditen institutioneller

Investoren immer mehr als unzureichend angesehen werden.

Aktivisten spalten die Kapitalmarktakteure genauso wie die breite

Öffentlichkeit, derer sie sich im Erreichen ihrer Ziele gern

bedienen. Die Erwartung ist rational, den Investments von Aktivisten

wie Bill Ackman, David Einhorn, Carl Icahn oder in Europa vielleicht

von Cevian oder Tito Tettamanti zu folgen. Unternehmen, an denen

Aktivisten beteiligt sind, weisen eine höhere Rendite auf das

investierte Kapital (ROIC) und eine bessere Aktienperformance in

einem Drei- bis Fünfjahreszeitraum nach Einstig eines Aktivisten auf.

Dies belegen verschiedene Erhebungen. Leider ist unklar, warum: Stieg

die Rendite, weil ein Aktivist an Bord kam, oder war das Management

ohnehin bereits mit der Verbesserung des Kapitaleinsatzes befasst,

und der Aktivist sprang nur auf einen fahrenden Zug auf?

Es gibt gute Argumente, Aktivisten für lästig zu halten. Eins ist

der Zeithorizont: Laut S&P Global Market Intelligence ist die

durchschnittliche Haltedauer von Beteiligungen unter US-Aktivisten in

drei Viertel der Fälle unter einem Jahr (vgl. Grafik) - in völliger

Abkehr von der Zeit, die es braucht, ein Unternehmen zu reformieren.

Verzerrt wird das Bild aber durch Beteiligungen an Schwergewichten

wie Alphabet, Allergan oder Microsoft, die Aktivisten vor allem als

kurzfristige Trading-Gelegenheit sehen. Im Schnitt halten

aktivistische Investoren aber ihre Positionen viel kürzer, als sich

die CEOs im S&P 1500-Index - der 90% der US-Marktkapitalisierung

abdeckt - halten. Die kommen auf fast acht Jahre.

Aktivistisch deklarierte Anleger sind zudem eine Minderheit. Ende

2015 hielten sie in den USA mit ihren Beteiligungen an Firmen mit

über 1 Mrd. Dollar Marktwert nur 0,6% der Marktkapitalisierung der

S&P 1500-Gesellschaften. Es gilt also die Proportionen zu wahren, was

ihren Einfluss betrifft. Wer ihnen folgt, muss sich trotzdem im

Klaren sein, ob es sich um jemanden handelt, der viel Lärm zur

Erreichung kurzfristiger Renditeziele produziert, oder ob es um eine

langfristige Verbesserung geht. Dann wäre der Aktivist mehr als

einfach nur einfach lästig oder destruktiv und ein wertvoller

Katalysator für Wachstum.

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