15.02.2019 19:01:41

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Börsen-Zeitung: Mehr als nur Ausrutscher / Kommentar zur Entwicklung

von Finanztiteln an der Börse von Dietegen Müller

Frankfurt (ots) - Nicht nur das Finanzministerium in Berlin macht

sich Sorgen um den niedrigen Börsenwert von deutschen Banken. Auch

die Banken selbst zweifeln, wie wettbewerbsfähig sie eigentlich noch

sind. Seit Anfang 2018 haben die gelisteten europäischen Institute

fast ein Viertel ihres Wertes verloren, gemessen am Stoxx 600

Bankenindex. Und nach den dürftigen Zahlen großer europäischer

Adressen im vierten Quartal und insbesondere einigen unerwarteten

Ausrutschern im Bereich Investment Banking sind die Zweifel an einer

baldigen Erholung nicht kleiner geworden.

Vor einigen Wochen erklärte Jean Pierre Mustier, Vorstandschef von

Unicredit, dass die US-Banken die Schlacht um das Investment Banking

zumindest in der Beratung und Generierung von Neugeschäft gewonnen

hätten, dank eines strukturell profitableren Heimatmarktes. Deshalb

müssten sie sich auf Kredite an Privathaushalte und klein- und

mittelgroße Unternehmen beschränken.

Die Zweifel am europäischen Investment Banking sind nicht

grundlos. Im vierten Quartal waren die Erlöse in diesem Bereich auch

wegen der gestiegenen Volatilität an den Märkten unter Druck

gestanden. Kurskapriolen an den Märkten animieren Emittenten kaum,

aktiv zu werden, und eine sinkende Risikoneigung dämpft Investitionen

und Neuanlagen. Doch hat etwa die US-Großbank J.P. Morgan trotz

dieses Dämpfers insgesamt ein Rekordergebnis im vierten Quartal

vorgelegt.

In Europa sieht die Lage insgesamt weniger rosig aus, da die

Profitabilität in den nichtzyklischen Segmenten geringer ist. Und

allein im Handel haben BNP Paribas, Crédit Agricole, Natixis und

Société Générale im Jahresvergleich im vierten Quartal 2,1 Mrd. Euro

oder 37% weniger erlöst. Auch UBS verzeichnete im vierten Quartal

einen Erlösrückgang um 13% im Handel, während es im

Festverzinslichen-, Währungs- und Rohstoffgeschäft (FICC) immerhin

mit den Erlösen um 14% nach oben ging. In den Zahlenwerken finden

sich auch einige Überraschungen. So verbuchte Natixis 259 Mill. Euro

Verlust auf Derivategeschäfte in Asien - darin enthalten auch

entgangene Einnahmen. Dabei galt Natixis als besonders erfolgreich

im koreanischen Markt für strukturierte Produkte. Die Liste an

Innovationen, die Natixis in den koreanischen Markt gebracht habe,

sei lang, urteilte Risk.net im August 2018. Wenige Monate später hat

sich gezeigt, dass die Absicherungsgeschäfte auf komplex

strukturierte Zertifikate - sogenannte Autocallables, die sich auf

koreanische Aktien bezogen - wohl nicht so ausgestaltet waren, dass

sie die Bank in jeder Marktlage ausreichend vor Risiken und

Verlusten schützten.

Natixis ist mit den Problemen in außereuropäischen Märkten kein

Einzelfall. BNP Paribas wies einen Verlust von 80 Mill. Euro auf

Derivatgeschäfte im Zusammenhang mit dem US-Aktienmarkt aus. Société

Générale und Deutsche Bank verbuchten schwache Ergebnisse im Bereich

FICC. Credit Suisse schnitt quer durchs Band in den Bereichen FICC,

Handel und Banking - also M&A und Beratung - schwach ab, besonders

dürftig war das Ergebnis auch hier in Asien, was die Bank auf ein

ungünstiges Handelsumfeld zurückführte. Deutlich unter Buchwert

Für viele Investoren sind Banktitel in Europa nach wie vor ein

rotes Tuch. Zwar gibt es Anleger, welche die optisch niedrige

Bewertung des Sektors für ansprechend halten. Laut Bloomberg beträgt

das Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,7 und das Kurs-Gewinn-Verhältnis gut

10. Das niedrige Kurs-Buchwert-Verhältnis haftet der Branche

allerdings schon seit der Finanzkrise an. Es spiegelt die Zweifel, ob

die Banken ihre Kapitaldecke bewahren können.

Dass nun die laufenden Renditen an den Anleihemärkten wieder im

Sinkflug begriffen sind, lässt für die anämische Ergebnisentwicklung

vieler europäischer Banken wenig Gutes erahnen. Mängel im

Risikomanagement - wie das Beispiel von Natixis zeigt, das laut

Beobachtern kein Einzelfall sein dürfte - wecken zudem Bedenken, dass

die Institute ausreichend für ein schwieriges Marktumfeld vorgesorgt

haben.

(Börsen-Zeitung, 16.02.2019)

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