23.05.2014 20:52:47

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Börsen-Zeitung: Hoffnungswerte, Marktkommentar von Christopher

Kalbhenn

Frankfurt (ots) - Den europäischen Finanzmärkten steht eine

spannende Phase bevor. Wenn die Signale nicht völlig täuschen, wird

die Europäische Zentralbank Anfang Juni weitere geldpolitische

Lockerungsmaßnahmen verkünden. Neben der Senkung des

Refinanzierungssatzes sowie des Einlagensatzes, der dann den

negativen Bereich erreichen würde, gehören auch Anleihekäufe der

Währungshüter zu den diskutierten Maßnahmen. An den Märkten werden

die erhofften - von manchen eher befürchteten - Maßnahmen

möglicherweise für erhebliche Kursbewegungen sorgen. So könnte

beispielsweise die Aussicht auf noch mehr Liquidität die Notierungen

an den Aktienmärkten antreiben. Käme noch eine Beruhigung der

politischen Lage in Osteuropa hinzu, wäre im Prinzip ein Schub

denkbar, der den Dax über die Schwelle von 10000 Punkten befördern

würde.

Allerdings würde eine Aufwärtsbewegung allein aufgrund eines

monetären Impulses lediglich dazu führen, dass die Bewertungen weiter

steigen. Denn die Hoffnung, dass die Unternehmensgewinne die Wende

schaffen und damit auch die fundamentale Basis des seit bald zwei

Jahren sehr deutlich gestiegenen Aktienmarkts gestärkt wird, ist auch

im ersten Quartal enttäuscht worden, vor allem aufgrund negativer

Währungseinflüsse.

"Bei den Ergebnissen für das erste Quartal dieses Jahres konnten

die Unternehmen des MDax wie schon im vierten Quartal 2013 weit mehr

überzeugen als diejenigen aus dem Dax", heißt es bei der Commerzbank.

"Dies dürfte unter anderem auf die Abwertung einiger

Emerging-Markets-Währungen wie des russischen Rubels zurückzuführen

sein, unter der die Dax-Unternehmen stärker leiden." Fast 35% der

Dax-Unternehmen hätten die Erwartungen übertroffen, 41% hätten

innerhalb der Erwartungen gelegen, und 24% hätten diese verfehlt.

Damit sei die Bilanz klar schlechter als im ersten Quartal 2013 und

als im Durchschnitt der letzten sechs Quartale.

Ergebnisse enttäuschen

Seit drei Jahren enttäuschen die Ergebnisse der börsennotierten

Unternehmen Europas mittlerweile, und in der Folge bewegen sich auch

die Konsensprognosen immer weiter nach unten. Die aggregierte

Konsensgewinnprognose für den Gewinn je Aktie der Dax-Unternehmen ist

seit Jahresbeginn weiter von 729 auf 721 Indexpunkte abgebröckelt,

nachdem sie Ende 2012 noch bei 783 Indexzählern gelegen hatte. UBS

sieht allerdings Licht am Ende des Tunnels. Möglicherweise seien die

Ergebnisse im Begriff, nach oben zu drehen. In der Hauptdebatte

zwischen Bullen und Bären gehe es um die Frage, ob die

Unternehmensgewinne in diesem Jahr drehen. Auf den ersten Blick sei

dies eindeutig nicht der Fall, und die Investoren begännen

aufzugeben. Würden jedoch Währungseffekte herausgerechnet, seien

Zeichen einer Wende erkennbar. Die Ergebnisse der mehr als 200 von

UBS analysierten Unternehmen tendierten erstmals seit sechs Quartalen

im Vorjahresvergleich seitwärts. Wichtiger sei jedoch, dass die

Erlöse enttäuscht hätten wie seit fünf Jahren nicht mehr. 20% der

Unternehmen hätten die Erwartungen verfehlt. Dies sei aber auf

Währungseffekte zurückzuführen. Im Verlauf des ersten Quartals sei

der Euro auf handelsgewichteter Basis um 7% und im Vergleich zu

einigen Schwellenländerwährungen um 15% gestiegen. Die Margen

schienen jedoch in der Nähe ihrer Zehnjahrestiefs einen Boden

auszubilden.

Zweischneidiger Effekt

Im Prinzip könnte somit die EZB-Sitzung am 5. Juni auch über die

fundamentale Seite positive Impulse für den Aktienmarkt setzen.

Sollte es den Währungshütern nämlich gelingen, wie erwünscht den Euro

unter Druck zu setzen, könnten die Unternehmensgewinne nach oben

drehen. Allerdings könnte sich die Hoffnung auf steigende Aktienkurse

aufgrund eines sinkenden Euro als trügerisch erweisen. Die Landesbank

Baden-Württemberg weist darauf hin, dass ein sinkender Euro einen

zweischneidigen Effekt für den Aktienmarkt hätte. Die Aktienindizes

hätten sich trotz fehlender fundamentaler Unterstützung wieder an

ihre Jahreshöchststände vorgearbeitet. "Aus unserer Sicht reicht die

zumeist angeführte Lockerung der Geldpolitik als Argument für weitere

markante Kursgewinne jedoch nicht aus." Jenseits des Atlantiks, wo

ein Großteil der an Europas Börsen entfalteten Kaufkraft seinen

Ursprung genommen habe, werde die Liquidität ja knapper. Zudem

müssten US-Anleger eher mit Währungsverlusten rechnen. Die

Dax-Prognosen des Instituts per Ende September und für den

Jahresschluss lauten jeweils auf 9800 Punkte.

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