CAC 40
02.05.2014 20:18:47
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Börsen-Zeitung: Höhenangst am Aktienmarkt, ein Marktkommentar von
Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots) - Nur ganz kurz hat der Aktienmarkt am Freitag auf
die überraschend starken Zahlen vom amerikanischen Arbeitsmarkt
reagiert. Immerhin kletterte der Dax dabei bis auf 9627 Punkte, so
dass dem deutschen Standardwerteindex keine 170 Zähler mehr bis zu
seinem bei 9794 Zähler liegenden Rekordhoch vom Januar fehlten. Es
ist schon bemerkenswert, dass das Marktbarometer in einer Phase, in
der die Ukraine-Krise nichts von ihrer Brisanz verloren hat,
Sichtkontakt zum Allzeithoch halten kann - von dem gerade erreichten
neuen Rekord des Dow ganz zu schweigen. Dasselbe gilt auch für die
sehr niedrigen Niveaus der Volatilitätsindizes, die eine gewisse
Sorglosigkeit der Marktteilnehmer signalisieren.
Prinzipiell ließe sich daraus der Schluss ziehen, dass der Dax
relativ zügig auf neue Rekordhöhen und auch auf die Marke von 10.000
Punkten steigen wird, wenn die Ukraine-Krise gelöst wird bzw. als
Hemmnis wegfällt. Die hohe Liquidität und die niedrigen Zinsen würden
dann ihre Wirkung wieder entfalten. Die Berichtssaison verläuft zwar
nicht gerade berauschend - die "Erwartungen" werden übertroffen, aber
nur, weil sie vor der Saison nach unten geschleust worden sind. Der
US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag hat nach dem enttäuschenden
BIP-Wachstum vom ersten Quartal aber gezeigt, dass die Hoffnung auf
eine moderate konjunkturelle Beschleunigung und damit auf hinreichend
steigende Gewinne in Erfüllung gehen kann. Zudem sorgt derzeit das
sich extrem schnell drehende M&A-Karussell für Auftrieb.
Strategen sind für die nächste Zeit aber eher skeptisch. So rät
die WGZ Bank, die den Dax in drei Monaten bei 9500 Punkten erwartet,
zu einer abwartenden Haltung. Zwar überträfen die Quartalsberichte
die niedrig gesteckten Erwartungen, doch seien geopolitische
Unwägbarkeiten unstrittig vorhanden. Zudem beginne nun eine,
historisch betrachtet, schwache Aktienmarktperiode, seit 1965 habe
sich die Durchschnittsperformance beim Dax für den Monat Mai auf
minus 0,3% belaufen. Trotz der nun anstehenden heißen Phase der
Hauptversammlungen und dem anstehenden Dividendenregen würden ab Ende
des Monats möglicherweise unangenehme Wahrheiten auf die Europäer
zukommen, so die Bank unter Hinweis auf die Europawahl, die Lage in
der Ukraine und eine eventuelle nochmalige Schuldenerleichterung für
Griechenland. "Daher sollte sich beim Dax und Euro Stoxx 50 die
Seitwärtsbewegung der letzten Monate fortsetzten, eventuell wird
sogar nochmals ein neues Jahreshoch markiert, doch die
Belastungsfaktoren werden früher oder später Wirkung zeigen."
Auch die Landesbank Baden-Württemberg glaubt nicht, das sich der
Dax schnell auf neue Höhen begeben wird. Nach dem Kursanstieg in der
zweiten Aprilhälfte werde die Luft für den Dax in der kommenden Woche
nun wieder dünner. Für einen ernsthaften Angriff auf das alte Hoch
erscheine das politische Börsenumfeld momentan nicht stabil genug. Im
Verhältnis zwischen Russland und dem Westen sei keine rasche
Entspannung in Sicht und die weitere Entwicklung bleibt nach wie vor
nicht kalkulierbar.
Auch die fundamentale Seite gefällt dem Institut derzeit nicht. Da
die Unternehmensgewinne nur sehr schleppend stiegen und tendenziell
eher von Gewinnrevisionen nach unten geprägt seien, sei der deutsche
Aktienmarkt inzwischen recht teuer geworden. Die Berichtssaison zum
ersten Quartal werde daran voraussichtlich nichts Wesentliches
ändern, zumal der feste Euro den europäischen Konzernen nicht gerade
in die Karten spiele und zunehmend zum Belastungsfaktor werde.
Auch die Commerzbank erwartet eine Seitwärtsbewegung. In früheren
Zyklen sei das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktienmärkte häufig
mehrere Quartale nicht mehr gestiegen, als die US-Notenbank mit einer
weniger expansiven Geldpolitik begonnen habe. "Wir erwarten, dass
dies auch im laufenden Zyklus so sein wird, so dass sich die KGVs
zunächst auf den aktuellen Niveaus stabilisieren sollten." Gegen
einen deutlicheren Kursrückgang spreche allerdings die weiterhin
attraktive Dividendenrendite. Beim Dax liegt diese mit 3,0% weiterhin
150 Basispunkte über der Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. Zudem
seien die Renditen von Unternehmensanleihen zuletzt weiter gefallen.
Viele Firmen könnten derzeit Unternehmensanleihen mit einer Laufzeit
zwischen drei und fünf Jahren zu einer Rendite von weniger als 2,0%
platzieren. Dies lasse, so die Commerzbank, Anleger auf eine
verstärkte M&A-Tätigkeit spekulieren.
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