30.07.2014 21:18:49

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Börsen-Zeitung: Gute Nachricht, Kommentar zur Kreditvergabe in Europa

von Mark Schrörs

Frankfurt (ots) - Positive Nachrichten von der Kreditfront in

Euroland waren lange Zeit Mangelware. Die neue Umfrage der

Europäischen Zentralbank (EZB) zur Kreditvergabe der Banken ist nun

zweifelsohne eine solche: Die Institute zeigten sich im Frühjahr

weniger rigide als zuvor, zudem legte die Kreditnachfrage zu. Nun

gleich von zu Tode betrübt auf himmelhoch jauchzend umzuschalten,

wäre aber verfehlt. Allerdings sollte die EZB die Daten zum Anlass

nehmen, sich doppelt und dreifach zu überlegen, was sie noch alles

tun will.

In jüngster Zeit erschien die Kreditvergabe fast als Heiliger Gral

der Wirtschaftserholung: ohne Kreditwachstum kein Wirtschaftswachstum

- so lautete die knappe wie alarmistische Warnung. Dagegen ließ sich

stets einwenden, dass Firmen am Beginn eines Aufschwungs für

Investitionen oft zunächst Eigenmittel nutzen. Zudem ist bei so

exzessivem Kreditwachstum wie vor der Krise ein Abbau des Überhangs

schlichtweg unerlässlich; es sollten dann die Neukredite im Fokus

stehen, nicht die aggregierten Daten. Schließlich ist das Wachstum

auf Pump wie vor 2007 keineswegs ein Maßstab.

Gleichwohl ist natürlich der Konnex zwischen Kreditvergabe und

Wachstum unbestritten - und insofern stimmt die neue EZB-Umfrage

zuversichtlich. Positiv ist vor allem, dass die Nachfrage der Firmen

nach Krediten vor allem auch auf den Finanzierungsbedarf von

Anlageinvestitionen zurückgeht. Das lässt für die weitere Erholung

hoffen.

Dennoch gilt es, vor Euphorie zu warnen: Immer noch geht ein Riss

durch Euroland, auch wenn die Fragmentierung nachlässt. Zudem sind

die Kreditstandards im historischen Vergleich weiterhin recht straff.

Auch bestehen Risiken wie eine schwächere Erholung, etwa infolge des

sich gefährlich zuspitzenden Ukraine-Konflikts. Entscheidend sind nun

die "harten" Daten, also die tatsächliche Kreditvergabe: Da gab es

zuletzt Signale, dass sie sich nach der Talfahrt stabilisiert.

Die EZB muss nun aber aufpassen, mit Blick auf die Kreditvergabe

nicht zu überziehen. Sie hat ein bis zu 1000 Mrd. Euro schweres

Programm zur Ankurbelung der Ausleihungen aufgelegt, das - jenseits

des umstrittenen Nutzens - wegen der Anreizstrukturen reichlich

Risiken birgt. Der direkte Ankauf von Kreditverbriefungen, also die

Übernahme von Risiken der Banken auf die eigenen Bücher, wäre indes

hochproblematisch. Vor allem aber muss sie sich davor hüten, die

Banken in Kredite hineinzutreiben, die später Probleme bereiten.

Damit würde sie sich selbst als künftiger Bankenaufsicht, aber auch

der Euro-Wirtschaft einen Bärendienst erweisen.

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